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Bhumipol und Gummitwist

ZUR PARLAMENTARISCHEN DEMOKRATIE gehört die Trennung von Regierung und Repräsenta­tion; für Letztere ist hierzulande der Bundespräsident zuständig. Er muss Hände schütteln und die daran hängenden Menschen mit Namen erkennen und ansprechen können. Das ist schwer, ich könnte das nicht. Auch der zur Schau getragene präsidiale Gesichtsausdruck, der nahelegen soll, es vollziehe sich Bedeutsames, Würdiges oder doch wenigstens Erwähnenswertes, erfordert ein respektabel hohes Maß an Selbstdisziplin.

Ein Bundespräsident, so er kein Kretin wäre, vergäße allerdings nicht, dass er rein ornamentalen Zwecken dient. Um nicht der Peinlichkeit anheim zu fallen, ließe er gelegentlich dezent durchblicken, dass er schon wüsste, an welcher Farce er Anteil hat. Nicht so der derzeitige Präsident Horst Köhler. Ins Amt gehievt, weil die CDU so gar keinen anderen Kandidaten hatte, nutzt der Mann jede Gelegenheit, sich öffentlich zu spreizen. Ehrgeizig und mit überagiler, pfadfinderhafter Angestrengtheit »bringt er sich ein«, wie man das nennt, »engagiert sich«, mahnt an, ruft auf – kurz: Er macht sich rund um die Uhr wichtig. Dabei ist Köhler von einer erstaunlichen naturbelassen beschränkten Begeisterung über die Bedeutung, die er sich selbst beimisst.

Irgendetwas rattert ihm eben immer durch seinen Kopf, und prompt verströmt er es salbungsvoll in die Welt. Für »Religionsunterricht« macht er sich stark und wirft sich für »Islamunterricht in deutscher Sprache« ins Breschholz. Man hört’s im Radio und möchte vergehen vor so viel Bedeutungsheischerei. Die Empfehlung, vor der islamischen Variante des Gläubischseins zu kapitulieren, paart Köhler mit dem Wunsch, den Restverstand, also das Mittel gegen religiöse Gehirnverbreiung, zugunsten von schulisch verabreichtem Glaubensgedöns fortzuwerfen. Dafür wird Köhler in den Feuilletons als »Querdenker« gefeiert – wer dieses Wort begeistert benutzt, ahnt nicht, wie beleidigend das ist: Querdenker. Schenkte man den deutschen Feuilletons Glauben, die Rest­anarchie im Lande läge in den Händen von Horst Köhler und Christof Schlingensief. Und da läge sie ja auch gut begraben.

Von Luschen regiert und von einem Zudringling repräsentiert werden ist deutsches Leben. Ich wandte mich ab – als der Radioapparat unverhofft Schönes sendete: »… der thailändische König Bhumipol sprach der Armee das Vertrauen aus«, hörte ich den Nachrichtensprecher sagen. Wie entzückend: König Bhumipol! Was für ein Name! Bhumipol, o ja, Bhumipol! Bei König Bhumipols Armee konnte es sich nur um eine aus der Augsburger Puppenkiste handeln: Blech­­büchsenarmee, roll, roll, roll!

Globalisierung, richtig aufgefasst, kann auch Spaß machen: Warum Horst Köhler ertragen, wenn man König Bhumipol haben kann?

Köhler, Köhler,

Öder Nöler:

Außen Gummi, innen hohl. –

Ich will König Bhumipol!

Bhumipol ist mein Mann. Seit Zoppo Trump und Ivar Buterfas hat kein öffentlicher Mensch allein Kraft seines Namens mir so ans Herz gefasst. Singen will ich zum Lobe König Bhumipols:

Es fühlt sich König Bhumipol

Im Bett nur ohne Gummi wohl.

Gern isst der König Bhumipol

Den Riesenschirmling Parasol,

Und Weiß- und Rot- und, glaubst du wohl,

Spitz-, Rosen-, Grün- und Blumenkohl.

Dann trinkt er etwas Alkohol.

Und schläft. Der König Bhumipol.

So sorgt für sein und aller Wohl

Der Gummikönig Bhumipol.

Das ist genau die gute Nachrede, wie ein Mann mit dem schönen Namen König Bhumipol sie verdient. So wahr ich Kalle Wirsch heiße.

Will denn in China gar kein Sack Reis mehr umfallen?

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