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Achtsamkeit auf den Körper lenken

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Indem du die Achtsamkeit auf den Körper lenkst, aktivierst du das Spürbewusstsein. Spüre deinen Körper, während du ein gutes Essen genießt, wenn du tanzt, Sport treibst, in der Sauna schwitzt oder dich bei einer Massage entspannst. Spüre möglichst genau: die kleinen geschmacklichen »Sensationen« in deinem Mund (Sinneseindruck heißt auf Englisch nicht zufällig sensation!), die Bewegung deines Körpers im Rhythmus der Musik, der beschleunigte Herzschlag, der Schweiß, der deinen Rücken hinabrinnt, die kraftvollen Hände des Masseurs.

Beim nächsten Schritt konzentrierst du dich nicht auf die Sinneseindrücke, die von der Außenwelt hervorgerufen werden, sondern du versuchst, deinen Körper von innen zu fühlen. Am besten beginnst du an einem Ort in deinem Körper, den du besonders gut spüren kannst, zum Beispiel der Bereich des Sonnengeflechts in der Magengegend oder die Herzgegend. Es kann auch ein völlig anderer Ort sein: der Kopf, die Wirbelsäule, die Arme, die Füße, das bleibt ganz dir überlassen. Deinen persönlichen »Wohlfühlort« im Körper kannst du mit einer Übung ausfindig machen.4

Auch wenn du über diesen Wohlfühlort Kontakt zu dir selbst aufnimmst, werden Gedanken auftreten. Lass sie einfach kommen und gehen. Statt ihnen zu folgen, lenke deine Achtsamkeit zurück auf das Empfinden an deinem Wohlfühlort.

Mit wachsender Achtsamkeit kannst du dann auch andere körperlichen Empfindungen wahrnehmen. Du wirst feststellen, dass jede Emotion mit körperlichen Empfindungen einhergeht. Wenn du verliebt bist, schlägt dein Herz schneller, es kribbelt im Bauch, du hast feuchte Hände, einen trockenen Mund. Wenn du dich nach einem Streit mit deinem Partner verletzt und hilflos fühlst, spürst du vielleicht einen Kloß im Hals. Wenn du merkst, dass deine Partnerin ärgerlich wird, und infolgedessen Angst bei dir aufkommt, verspannen sich deine Schultern. Wenn du auf den Ärger deiner Partnerin mit Wut reagierst, macht diese sich durch Spannung im Sonnengeflecht bemerkbar.

Meist sind Emotionen zunächst über Körperempfindungen wahrnehmbar. Mit etwas Übung wird der Körper für dich zu einer Art Wünschelrute: Er zeigt dir an, dass bestimmte Gefühle aufkommen. Dein Körper führt dich wie eine Wünschelrute zu deinen Gefühlen.Wenn du sie rechtzeitig bemerkst, kannst du ihnen deine volle Aufmerksamkeit schenken und entscheiden, wie du mit ihnen umgehen möchtest, bevor sie die Kontrolle übernehmen. So bist du zum Beispiel in der Lage, in einem Streit nicht aus Wut zu reagieren und damit alles noch schwieriger zu machen. Versuche stattdessen innezuhalten, dich vielleicht sogar zurückzuziehen, bis deine Emotionen nicht mehr so stark sind.

Wichtig ist, dass du deine körperlichen Empfindungen und Emotionen nicht bewertest. Bleib einfach in Verbindung mit ihnen und gib ihnen Raum. Wenn die Situation es zulässt, interessiere dich für sie und taste dich mit dem Spürbewusstsein förmlich in sie hinein. Es ist nicht wichtig, was du spürst, sondern dass du spürst. Auf Benennungen und Erklärungen versuche zu verzichten.

Wenn du deine Gefühle interessiert und wohlwollend erforschst, bringst du ihnen keinen Widerstand mehr entgegen. Du löst dich aus der Identifikation mit ihnen. Sie fesseln dich nicht weiter, sondern du beobachtest, wie sie kommen und gehen – und bist im selben Moment frei. Du stellst fest: Das Gefühl an sich ist nichts Bedrohliches, es ist wie eine Wolke, durch die du unbeschadet hindurchzugehen vermagst.

Zugleich kommst du in Kontakt zu einer tieferen Schicht in dir, die von Mitgefühl und Akzeptanz geprägt ist und eine liebevolle Kraft freisetzt.

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