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Die große Sehnsucht und das Ego

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Im Wesentlichen wird die Beziehung zu dir selbst von zwei Kräften geprägt. Zum einen gibt es tief in dir die Sehnsucht, dich heil und aufgehoben zu fühlen. Zugleich versucht aber ein anderer Teil von dir ständig, dir einzureden, die Erfüllung dieser Sehnsucht sei im Außen zu finden. Diese Auffassung ist nach der Lehre des Buddha der Grund für viele unserer Schwierigkeiten im Leben.

Die Ursache dafür liegt, wie bereits erwähnt, in der Wahrnehmung, vom Rest der Welt getrennt zu sein, und der daraus entstehenden Bedürftigkeit. In den ersten Jahren nach deiner Geburt hast du die Welt immer mehr aufgeteilt: auf der einen Seite du selbst, auf der anderen Seite der Rest, Ich und Nicht-Ich. Die Mutter war dir zwar nah, aber sie war nicht du, sondern da draußen, und du warst auf sie angewiesen. Du allein konntest dich nicht in Sicherheit fühlen, hast dir selbst nicht genügt. Dementsprechend blieb ein Gefühl von Unvollkommenheit und Begrenztheit. Damit entstand das Erleben von Bedürftigkeit, daraus wiederum dein Verlangen.

Schon nach wenigen Wochen beginnen Babys, die Objekte in ihrer Umgebung zu fixieren, unterscheiden also Dinge voneinander und erkennen sie wieder. Das geschieht zunächst durch Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen. Später kommen die Gedanken hinzu. Die Gedanken benennen, was wir erleben, und setzen es mit Wissen und Erfahrungen in Beziehung.

Auf diese Weise entwickelt sich dein Verstand. Dieser ordnet das Wahrgenommene nicht nur, sondern bewertet es auch. Ist uns nützlich und angenehm, was wir erleben? Glauben wir, dass es unsere Bedürfnisse befriedigt? In diesem Fall werden Menschen, Objekte und Vorgänge positiv bewertet, und wir wollen mehr davon. Oder halten wir sie für unangenehm, bedrohlich? Dann wenden wir uns dagegen. So entstehen Urteile, die sich mit der Zeit zu komplexen Auffassungen und Meinungen erweitern.

Der Verstand hat dabei die starke Neigung, sich zu identifizieren. Das Wort »identifizieren« stammt vom lateinischen Begriff idem facere, was zum Gleichen machen bedeutet. Sich identifizieren heißt also, sich mit etwas gleichzusetzen.

Unsere stärkste Identifikation ist die mit unserem Körper. Unser Körper, das sind wir selbst. Unser Geschlecht, unser Gesundheitszustand, unser Aussehen, unsere körperlichen Fähigkeiten betreffen uns unmittelbar. Darüber hinaus identifizieren wir uns mit unseren Gefühlen, Wahrnehmungen, Meinungen, unseren Reaktionen und Handlungsimpulsen sowie mit unserem Bewusstsein. Auch in unserer Sprache kommen diese Identifikationen zum Ausdruck: Wir sind Mann oder Frau, wir sind fröhlich oder wütend, wir sind einer Meinung. Identifikation bedeutet Selbstbegrenzung.Mit der Identifikation reduzieren wir uns auf Teileaspekte unserer selbst und unserer Wahrnehmung und reduzieren damit unsere Möglichkeiten drastisch.

Zusammen aufwachen

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