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Die Capitania São Vicente

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Erste portugiesische Kolonie in Brasilien

Zur Anlage einer Kolonie braucht man Glück, viel Glück, den richtigen Zeitpunkt und eine günstige Lage.

São Vicente liegt im Süden von Brasilien, bald an der Grenze zum damaligen spanischen Südamerika. Weshalb wurde es eigentlich erste Kolonie in Brasilien? Es liegt doch so weit ab von Europa, so weit ab von Lissabon?

Seit dem ersten Landgang eines Portugiesen in Südamerika waren 30 Jahre vergangen. Brasilien war nicht wichtig. Es war ein neuer Erdteil abseits der wichtigen neuen Routen nach Asien.

Schließlich rüstete Portugal 1530 doch eine große Expedition.

Was heißt hier groß?

5 Schiffe und 500 Mann Besatzung um eine Küste von mehr als 6.000 km in knapp 3 Jahren abzufahren und zu kolonialisieren. Auf einer so langen Strecke müsste doch eigentlich jeder eine ganze Reihe von geeigneten Kolonien zu finden.

Was brauchen wir für eine gute Kolonie? Einen guten, sicheren und geschützten Hafen. Guten Grund und Boden und geschützte Lagen für die Errichtung einer Stadt.

Ein gutes Hinterland für Expansionen, gute und fruchtbare Anbauflächen für die Ernährung der Einwohner und vor allen Dingen eine ausreichende Wasserversorgung.

Wichtig ist aber auch das Verhältnis zu den Ureinwohnern, den Indianern.

Beste gesicherte Lagen sind natürlich ausreichend große Inseln an der Küste, leicht zu verteidigen und mit Kanälen und Meeresarmen für die Anlegestellen der Schiffe.

Martim Afonso de Sousa zog also im Dezember 1530 mit seiner Handvoll Schiffe los, überprüfte die vorliegenden Seekarten, untersuchte Strände, begutachtete Landungsmöglichkeiten, verhandelte mit Eingeborenen und vertrieb französische Korsaren.

Eine Kolonie, eine Siedlung wollte er gründen. Ein Stück von dem großen Kuchen Südamerika wollte er haben.

Aber welches?

So segelte Martim Afonso de Sousa also die ganze Atlantikküste entlang, immer auf der Suche nach seiner Kolonie.

Sie hatten die Insel Marajó im Amazonasdelta betreten, waren ein Stück den Tocantins, die Baia de Marajó hochgefahren. Hatten gelernt das die Indianer das große Flusssystem Maranhão nannten und erste Wörter in einer Sprache gelernt, die sie die gesamte Küste begleiten sollte. Die Tupí-Sprache. pará = das Meer und mhan = rennen oder frei übersetzt "das rennende Meer".Der heutige Name ist Amazonas.

Neben dem Kartografieren und dem Verteilen von Land mussten natürlich auch Namen für die neuen Gebiete erfunden werden. Aus pará-mhan muss wohl irgendjemand Maranhão verstanden haben. So bekamen die Kolonien ihre Namen ein Mal indianische, das andere Mal christliche.

Die Amazonasmündung war zu nass und zu heiß und die Insel Marajó zu schlammig. Das Gebiet sollten andere besiedeln.

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São Luis wäre eigentlich nicht schlecht gewesen. Es war aber noch nicht einmal auf de Sousas Merkzettel.

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Die Strandwüste der Lençóis Maranhenses, nur feiner Sand, kein Strauch, wo sollen wir ihr unsere Hütten bauen. Gut hier konnten die Siedlerkinder Strandläufe machen.

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Abwechselung gibt es schon, nach der Wüste ein Delta mit unzähligen Inseln und Wasserarmen, das Delta do Parnaíba. Gut hier gibt es Fische in Überfluss, aber in diesem Labyrinth verirrt man sich.

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Die Küsten der Costa Sol Poente, Küste des Sonnenuntergangs. Gut hier gibt es viel Wind und die Segel sind prall gefüllt. Aber Wasserski gibt es noch nicht. Ceará ("der laute Gesang des Aras") hatte keine guten Häfen.

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Costa Sol Nascente, Küste des Sonnenaufgangs und Praia de Pipa. Für einen Dünenritt haben wir keine Pferde dabei. Natal liegt in der Trockensavanne Caatinga ("weißes Land").

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Pernambuco wäre schon interessant gewesen. Olinda und Recife. Die vielen Kanäle, die Wasserarme und die Inseln. Das große Interesse der Franzosen. Vielleicht hat sich de Sousa den Ort gemerkt und als Joker aufbewahrt.

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Costa dos Corais, Küste der Korallenriffe. Da verlieren wir zu viele Schiffe.

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Dann das Delta des São Francisco. Der große Fluss der Trockensavanne. Gut geeignet als Grenze aber nicht als Siedlungsgebiet.

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Costa dos Coqueiros, die Küste der Kokospalmen und Salvador. Salvador? Die Bucht. Der geschützte Hafen. Der schöne Stadtstrand. Aber vom Hafen aus geht es in die Oberstadt hoch. Gut hier oben kann man Kanonen aufstellen und den Hafen schützen. Hier oben gibt es schöne Plätze, geeignet für prachtvolle Kolonialbauten. Und Wasser hat man hier oben auch in den angenehmen Seen. Nein, und noch mal nein, das tägliche Hochkraxeln und die riesigen Umwege um die Bucht um ins Landesinnere und nach Süden zu kommen, das war nichts für de Sousa.

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Costa do Dendê, Küste der Ölpalmen, Costa do Cacau, Kakaoküste, Porto Seguro, die Costa do Descobrimento, die Küste der Entdeckung. Erste Landung der Portugiesen in Brasilien von ca. 30 Jahren und freundliche Indianer. Schon interessant.

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Costa das Baleias, Küste der Wale, Porto Seguro und die anderen Flussmündungen? Schön und interessant. Auch andere sollen ihre Kolonie aufbauen.

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Rio de Janeiro. Das ist kein Fluss, das ist eine Bay mit einer engen Einfahrt. Zum Strand des Atlantiks klettert man über schroffe Berge, kraxelt eine Serpentine hoch. Schlecht zu verteidigen. Da braucht man schon mehrere Posten am Zuckerhut und der Landzunge. Und der Corcovado, gewiss ein schöner Blick, aber erst mal dort hoch, da sträubt jeder Esel. Und dann diese Indianer, die Tupinambas. Stolz, arrogant und kriegerisch. Die sollen sogar Menschen in ihre Töpfe stecken. Haben wir zwar nicht gesehen, trauen ihnen aber so etwas zu. Nein diese Kolonie kann man nur als Reserve nehmen.

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Martim Afonso de Sousa hat den größten Teil seiner Reise hinter sich. Was wird der Rest noch bringen? Werden die Siedler unverrichtet Dinge wieder zurück nach Portugal fahren? Nun sind sie schon über einem Jahr unterwegs, eine lange Zeit, in der alles zur Routine wird und die Langeweile um sich greift.

Routine auch der tägliche Eintrag des aktuellen Datums ins Logbuch: 21. Januar 1532.

Ja, das sieht doch gut aus!

Eine schone große Insel. Weitere Nachbarinseln, Kanäle für die Anlage eines Hafens. Da gibt es sogar mehrere Optionen. Die kleine Bucht am Atlantik oder einer der kleinen Meeresarme rund um die Insel. Die beiden besten Standpunkte waren die Bucht von São Vicente und der Meeresarm zwischen Santos und der Insel Santa Amaro.

Und dann steht da auch noch plötzlich ein stämmiger Landsmann am Strand, braun gebrannt, nicht alleine, mit seiner ganzen Familie, mit seiner Frau und den 11 Kindern, Caboclos, braune, kleine aufgeweckte und freche Halbblüter. Wie die Kleinen die Schiffe stürmten, rauf in die Takelage, runter unter Deck, hoch auf die Reling und mit Hechtsprüngen ins Wasser.

Martim Afonso de Sousa entschied sich für São Vicente, das sollte seine Capitania werden, São Vicente wurde seine Capitania.

Kleine Flüsse kamen vom Hinterland, der Hochebene und den Bergen der Serras und ein großer Fluss ebnete nach Norden ein Tal. Ein interessanter Küstenstreifen.

Und wie sieht es mit den Eingeborenen aus? Der Empfang der Tupiniquim war freundlich. Auf ihrem weiten Weg hatten die Portugiesen Kontakt mit den unterschiedlichsten Indianerstämmen gehabt. Man bekam ein Gespür, mit wem man auskam, wo es schwierig war, wo es schwierig blieb. De Sousa hatte gelernt zu erkennen und zu unterscheiden, welche Häuptlinge ihre Macht beweisen wollten und welche kooperativ waren, mit welchen man zusammenarbeiten konnte und mit welchen man Handel treiben konnte.

Die Tupiniquim waren bereits sesshaft und betrieben Landwirtschaft. Sie waren aufgeschlossen und an den Geräten und Fertigkeiten der Weißen interessiert. Auch lernten sie schnell den Geldhandel. Kurz es wurde ein Nehmen und Geben. Und sie hatten hübsche Frauen.

De Souza brauchte nicht lange zu fragen wer von seinen Leuten in der Kolonie bleiben und São Vicente weiterentwickeln wollte. Es gab genügend Freiwillige die eine neue Heimat gefunden hatten. Die erste Capitania, die erste portugiesische Kolonie in Brasilien war gegründet.

De Sousa blieb noch eine Weile in São Vicente. Hier war es angenehm die Berichte aufzuarbeiten, die Karten zu erstellen und den Rapport für den König vorzubereiten. Dann noch eine kurze Expedition in den Süden zur Grenzlinie zwischen Spanien und Portugal um die Aufgabe abzuschließen, seine Aufgabe die Kolonisation Brasiliens vorzubereiten.

Im Oktober 1532 kam die Erlaubnis der Rückkehr nach Lissabon.

Ein erfolgreicher Martim Afonso de Sousa verließ Anfang 1533 seine Siedlung, seine Kolonie.

Vom König João III wurde er später zum Gouverneur und Donatário der Capitania São Vicente auf Lebenszeit ernannt. Obwohl er seine Kolonie und Brasilien nie wieder gesehen hat, so hat er doch den Grundstein gelegt. Den Grundstein für das heutige Brasilien.

Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

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