Читать книгу Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares - Wilhelm Wechselberger - Страница 5

Bandeirantes

Оглавление

Abenteurer und Eroberer des heutigen Brasiliens

Wer oder was sind Bandeirantes?

Wo liegen ihre Wurzeln, was trieb sie dieses große Land, dieses Brasilien so zu gestalten, so zu erobern, wie es heute geformt ist.

Bandeira, das Wort bedeutet ganz einfach Fahne, und Bandeirante ist der, der die Fahne trägt, der sie einpflanzt, in die Erde rammt zum Zeichen der Besitznahme des Territoriums.

Die erste Fahne dieses neuen Landes, des heutigen Brasiliens, der damaligen "Terra de Santa Cruz", dem Land des heiligen Kreuzes, das war das Kreuz des portugiesischen Ritterordens "Ordem de Cristo", ein rotes Kreuz, Weiß als Grund und weiß im Inneren. Ein Symbol, das auch noch heute Bestandteil der Fahne der Stadt São Paulo ist.

Es war aber nicht die einzige Fahne unter der die Bandeirates in den Sertão, in die Wildnis, zogen. Viele hatten ihre eigene Fahne mit eigenen und eigenwilligen Mustern.

Wie muss es da ausgesehen haben, wenn sie, stolz zum Abschied von Familie und São Paulo, ihre bunten Standarten ein letztes Mal zum Abschied schwenkten.

Martim Afonso de Sousa, Nachkommen einer unehelichen Linie Afonsos III, gründete erfolgreich die erste portugiesische Kolonie in Brasilien, die Capitania São Vicente. Mit ihm und nach ihm kamen Militärs, Verwalter, Fazendeiros und auch Neu-Christen ins Land.

Einige Fazendeiros zogen auf die Hochebene von Piratininga und gründeten 1554 auf ca. 700 Meter Höhe São Paulo. Für die Siedler war es eine harte, eine schwere Zeit: Rodung des Waldes, Anlage der Felder, Aufbau der Farmen, Anbau des Zuckerrohrs.

Alles das in ungewohnter und feindlicher Umgebung. Alles mit eigener Muskelkraft, alles in sengender Sonne, alles im tropischen Regen.

Und dann war da noch der lange, beschwerliche Weg nach São Vicente und Santos zum Hafen und zum Atlantik. Eine Strecke durch feindliches Indianergebiet, mit einem steilen Abstieg zur Küste, eine Reise von mehreren Tagen, eine Reise, die manchmal tödlich endete.

Nicht alle Indianerstämme arrangierten sich mit den neuen Siedlern. Gegen Übergriffe musste das Land verteidigt werden.

So bildete sich eine Gruppe junger Männer, die die Besitzungen sicherte. Es waren meist ehemalige Militärs, Söhne von Soldaten oder Söhne von Fazendeiros.

Auch brauchte man Arbeitskräfte. Gerade für Zuckerrohr wird jede Hand gebraucht. So kam es zu ersten Streifzügen ins Hinterland mit der Suche und der Gefangennahme von Indianersklaven.

Das Land war fruchtbar, es brachte gute Ernten und gute Erträge. Die Familien wuchsen. Zehn oder mehr Kinder war bei den ersten Siedlergenerationen keine Seltenheit.

Die Siedler waren der mittelalterlichen Enge Europas entkommen. So viele, so profunde, so unterschiedliche neue Erfahrungen warfen ein so differenziertes, ein so anderes Licht auf ihre alten Ängste, Wünsche, Hoffnungen und Fantasien. Diese frischen Erfahrungen beeinflussten ihre alten, aus der angestammten portugiesischen Heimat mitgebracht Vorstellungen.

Sie hatten die Wertmaßstäbe der Scholastik und das Weltbild der Mönche und Bischöfe hinter sich gelassen. Gewiss, auch die Siedler waren gläubige Christen. Aber für sie waren die Indianer keine Exoten und der Sertão war keine verwunschene Märchenwelt.

Nein, die Sieder brauchten keinen Protestantismus oder keine Inquisition. Der König, der Papst, die Stadthalterin in Lissabon und der General-Gouverneur in Salvador waren weit weg und die Jesuiten waren auch nur Menschen.

Und es gab keinen eigenen König mehr. 1580 war der letzte portugiesische König gestorben. Philipp II von Spanien und später auch Philipp III und Philipp IV übernahmen in Personalunion Portugal und seine Kolonien. Der philippischen Zeit Brasiliens war angebrochen.

Diese geänderten Machtstrukturen hatten entscheidende Auswirkungen auf die Expeditionen in Bandeirantes. Ab jetzt wurde nicht mehr nur die eigene Fazenda verteidigt, nicht nur mehr das eigene Siedlungsgebiet arrondiert und nicht mehr nur Sklaven für den Hausgebrauch in der Umgebung gesucht und eingefangen, ab jetzt wurden die Bandeirantes zum Machtfaktor und die Bandeiras entwickelten sich zu Feldzügen.

Mit der Zeit kam die Erfahrung und mit der Zeit kam der Erfolg.

Aus den ersten kleinen Expeditionen ins Hinterland entwickelten sich gut organisierte Unternehmen, manchmal mit mehreren Tausend Teilnehmern, manchmal über Strecken von mehreren Tausend Kilometern.

So entstanden die Bandeiras, so wurden aus jungen Männern, die ins Land zogen Bandeirantes, manchmal nur für eine Bandeira. Viele ließ dieses Leben nie mehr los, manche trieb die Sehnsucht nach dem Sertão noch im hohen Alter in die Wildnis, mache fanden dort ihre letzten Stunden, ob getroffen von einem Indianer Pfeil, ob erschöpft von den Strapazen, ob im Fieber oder auch nur, weil die Zeit gekommen war.

Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

Подняться наверх