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Aufbruch vom Litoral

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Die Gründung von São Paulo

Nach den ersten Expeditionen entlang der Küste war es das Ziel, das Litoral zu besiedeln. In Deutschland kennen wir diese Küstenregion nicht. An der deutschen Küste gibt es keine Gebirgszüge und die Alpen sind Hunderte Kilometer entfernt.

In Brasilien ist das auf 1500 km anders. Der Küstenstreifen ist schmal und dahinter beginnen die Serras, die Gebirge, manchmal fast 2.500 Meter hoch. Diesen Küstenstreifen nennen die Brasilianer Litoral.

Das Litoral hatte man als Erstes in der Capitania São Vicente überwunden. Das Litoral von São Vicente ist schmal mit einigen der Küste vorgelagerten Inseln. Dahinter erhebt sich eine Wand, eine Wand von 700 m. Der Beginn einer Hochebene, die Hochebene von Piratininga.

Erster Siedler dieser Hochebene war João Ramalho. Er hatte bereits 1512 seine Heimat Portugal verlassen und suchte die sagenhafte Insel Paradies, der Ilha do Paraíso. Das Schiff war vor der Küste der Insel São Vicente gestrandet und so ging es für die kleine Mannschaft, ohne Hoffnung auf Rückkehr nach Portugal, ums nackte Überleben. Ramalho stieg auf die Hochebene und versuchte dort oben eine Farm zu gründen. Die Erde war fruchtbar und es gab gute Ernten. Nur leider hatte João das falsche Stück Land ausgesucht. Er war in das Gebiet der Tupinambas geraten und bekam nur Ärger. Beinahe hätte er aufgegeben.

Doch dann traf er auf Tibiriçá. Tibiriçá war Häuptling der Tupiniquim. Tibiriçá, das ist die Zusammensetzung der Wörter der Tupí Sprache yby = Erde und esá = Auge, oder frei übersetzt: "Augen der Erde". Oder traf João zuerst Mbicy?

Jedenfalls lud Tibiriçá João ein in seinem Gebiet eine Fazenda anzulegen. Beide wurden Freunde, und nicht nur Freunde. Beide, Tibiriça und João lernten voneinander, beide profitierten von der neuen Zusammenarbeit.

João verliebte sich in Mbicy und Mbicy verliebte sich in João. Tibiriça wurde vielfacher Großvater und irgendwo wird zitiert, dass mehr als eine Million Brasilianer von seiner Tochter Mbicy abstammen sollen. Die Fazenda von João und Mbicy entwickelte sich und auch ein weiterer Gestrandeter wurden Siedler auf der Hochebene.

Als dann 1532 Martim Afonso de Sousa mit seinen fünf Schiffen und den Siedlern und Soldaten in São Vicente landete und Zuckerrohr Setzlinge mitbrachte, ließen sich weitere Siedler hier auf der Hochebene nieder.

Bis 1549 ging alles gut. Ob Indianerin oder Portugiese, ob Cabolco oder Cabolca, ob Mameluca oder Mameluco, die Gemeinschaften wuchsen. Leider nur in São Vicente und Pernambuco.

Die anderen Capitanias waren nicht so erfolgreich. Aber wenigsten doch so erfolgreich, das die Regierung in Lissabon und König João III sich für Brasilien zu interessieren begann. Für Brasilien? Ja seit der Zeit der Capitanias hatte das Land jetzt wenigsten einen eigenen Namen und nicht mehr "Land des heiligen Kreuzes"

1549 wurden zwar die Capitanias nicht abgeschafft, aber die Erblichkeit der Lehen wurde gestrichen und eine einheitliche Kommandozentrale in Salvador eingerichtet.

Waren es die vielen persönlichen Schicksalsschläge, waren es die Heiraten im engen Familienkreis? König João III hatte zwar oft die Geburt einer Tochter, die Geburt eines Sohnes erlebt, aber nur ein Enkel und ein Bruder konnten ihm auf den Thron folgen, der Thron der dann doch schon 1580 vakant wurde und in Personalunion an Philipp II von Spanien viel.

Waren es diese Schicksalsschläge, war es ein Erdbeben das Lissabon erschütterte, oder war es die Zeit der aufkommenden Kirchenspaltung, oder waren es alle diese Gründe.

Auch in Portugal setzte sich die Inquisition durch, auch in Portugal stärkte sich der Einfluss der Jesuiten. So bekam Brasilien nicht nur eine einheitliche Hauptstadt und einen General-Gouverneur, Brasilien bekam auch die Mission der Jesuiten. Und wo Siedler und friedliche Indianer zusammenlebten, waren damals die Jesuiten nicht weit.

Es tauchte Padre Leonardo Nunes auf und Tibiriçá ließ sich unter dem Namen Martim Afonso taufen. Es war Praxis bei den Mönchen ihre zum Christentum bekehrten Indianer auch einen christlichen Namen zu geben. Hier oben auf der Piratininga Hochebene gab es viele Tupinquims und damit viele neue Arbeit für die Jesuiten. Ein Jesuitenkolleg sollte gegründet werden. Auch damit war Tibiriçá einverstanden.

Er hat dafür eine würdige Grabstelle gefunden. Welcher Indianerfürst kann von sich behaupten, in der Krypta einer Kathedrale seine letzte Ruhe zu finden. Tibiriça liegt in der Krypta der "Catadral Metropolitana" in São Paulo begraben.

Die Gründung des Jesuitenkollegs von São Paulo war natürlich Chefsache. Manuel da Nóbrega, der berühmte Theologe, Jesuit und Ordensgeneral für ganz Brasilien war extra aus Salvador angereist.

Tibiriça, bzw. Martim Afonso hatte nicht nur viele Kinder, er hatte auch eine Tochter, die mit einem Portugiesen seit Jahrzehnten zusammenlebte und Mutter von 10 Kindern war. Hatten seine Mönche nur halbe Arbeit geleistet? Die Wilde Ehe musste beendet werden, die Frau und die Kinder ordentlich getauft werden und alle einen ordentlichen christlichen Namen bekommen.

Mbicy ist heute unter dem Namen Bartira bekannt und wurde unter Isabel Dias getauft. Nóbrega taufte persönlich Frau und Kinder und leitete persönlich die Trauung. Weshalb hat eigentlich Pater Leonardo Nunes Mbicy und die Kinder nicht früher getauft, Nunes hätte doch auch schon die Trauung vollziehen können?

Fest steht, as João Ramalho bereits 1511 in Vouzela, Portugal Catarina Fernandes geheiratet hatte und dann einfach nach Brasilien gefahren ist. Wollte Manuel da Nóbrega das nicht wissen, oder wusste er nicht, das Ramalho eigentlich noch mit einer anderen Frau verheiratet war?

Wenn eine Stadt, und dann auch noch die größte Stadt Südamerikas, Geburtstag feiert, dann muss auch der Gründungsakt ein erhabener Vorgang gewesen sein. Am 25. Januar 1554 wurde das Jesuitenkolleg von São Paulo durch den Jesuiten Oberst Manuel de Nóbrega eingeweiht. Mit dabei natürlich der eigentliche Hausherr dieses Gebietes Tibiriçá, alias Martim Afonso.

Rasch entwickelte sich São Paulo. Auf der Hochebene im Umkreis der neuen Stadt entstanden weitere Gemeinden, Fazendas und Zuckerrohrplantagen. Und es bildete sich eine Identität. Sie alle waren Paulistas.

Von São Vicente und dem Hafen am Atlantik gelangt man über eine Hangstrecke auf die Hochebene von Piratininga. Es ist ein alter Indianerpfand, der "Trilha dos Tupiniquins"

Natürlich hatten die indianischen Völker ein Wegesystem. Es reichte vom Rio de la Plata bis ins Inkareich. Die Wege verbanden Amazonen mit dem Cerrado, den Sertão mit der Serra do Mar. Es waren Wege, die auch von den ersten Siedlern und von den Bandeirantes benutzt wurden. Nein, ein leichter und einfacher Weg war es nicht für die Paulistas an die Küste und zu den Häfen zu kommen.

War es ein Nachteil oder ein Vorteil diese besondere Lage, diese Randlage? Fruchtbar war die Gegend allemal und konnte seine Bewohner ernähren. Es war ein großes Gebiet, das expandieren konnte.

Und es hatte zwei weitere entscheidende Vorteile: die Landschaft der Serra do Mar und die Flusssysteme des Paraná. Es ist zwar schwer ans Meer zu kommen aber dafür leichter ins Landesinnere. Nach Süden an den Hängen der Serra do Mar entlang und nach Westen den landeinwärts ziehenden Flüssen und Strömen folgend.

São Paulo hat praktisch ein riesiges Hinterland. Noch ist dieses Hinterland Sertão, Wildnis. Noch gehört dieses Hinterland zu Spanien.

Der Weg des Jão Ramalho auf die Hochebene war erst der Anfang. Der Anfang der Trecks nach Süden, Westen und Norden.

Für São Paulo hieß es nicht nur "Go West", die zu erobernden Gebiete lagen überall, außer im Osten außer an der Atlantikküste, den die war ja schon portugiesisch. Wenn, dann mussten die Gebiete im Nordosten, Pernambuco, Ceará und Maranhão, wiedererobert werden, zurückerobert von den Holländern und Franzosen.

Die ersten Eroberung von São Paulo gingen nach Süden. "Auf nach Süden."

Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

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