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Asunción

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Die Gründung von Jesuitenreduktionen

"Sie kennen diese Ungläubigen?"

Die Frage klang wie eine Drohung. Bischof Lizárraga war erst vor wenigen Tagen aus Spanien in Asunción angekommen. Jetzt stand er neben dem großen Schreibtisch des Gouverneurs.

"Diese Neu-Christen, das ist eine ganz gefährliche Brut."

Neu-Christen nannte man in Portugal die zwangsweise vom Judentum und Islam zum Christentum Bekehrten.

"Auf Befehl unser aller Durchlaucht christlicher König Philipp werden solche Mauren aus Spanien vertrieben."

Und selbst die bekehrten Muslime wurden aus Spanien ausgewiesen.

"Und drüben in São Vicente?" Lizárraga wies auf den Gouverneur. "Drüben, drüben ernennt man bekehrte Juden in die höchsten Stellen."

"Spanien und Portugal, wir haben den gleichen König."

Der Gouverneur versuchte, den Ball niedrig zu halten. Wie soll er den Bischof einschätzen, welche Verbindungen hat Lizárraga.

"Der König ist gleich, aber die Cortes in Lissabon träumt immer noch von der Selbstständigkeit."

Die beiden Jesuitenmönche José Cataldino und Simon Mazet hatten schweigend zugehört. Worum ging es hier eigentlich. Der König im fernen Spanien hatte die Einrichtung von Reduktionen in den amerikanischen Provinzen angeordnet.

Und ihre Aufgabe war es, eine neue Gemeinde in einem Dorf am Ufer des Rio Paranapanema im Norden der Republik Guayrá zu gründen. Es sollte die erste Jesuitenreduktion in dieser spanischen Kolonie werden.

Aber außer Lippenbekenntnissen werden sie sowohl vom Bischof wie auch vom Gouverneur nichts erwarten können.

Zumindest bekamen sie vom Bischof salbungsvolle Worte mit auf den Weg.

"Gott segne Sie bei ihrer großen Aufgabe. Unter Ihrer Führung werden wir mit der Gründung von Reduktionen beginnen, Missionsstationen, in denen die Urbevölkerung zum wahren Glauben bekehrt wird, in einer Gemeinschaft, in der diese armen Menschen ein sicheres, arbeitsreiches und gläubiges Leben führen können. Eine Gemeinschaft in der sie von den Übergriffen und der Versklavung durch die Paulistas geschützt sind."

Der Gouverneur Hernando Arias de Saavedra hatte die ganze Zeit majestätisch an seinem großen Arbeitstisch gesessen.

Nun stand er auf und stellte sich neben den Bischof. Wo sollten die Padres ihre Reduktionen gründen? Für Saavedra gab es nur eine Region, einen Fluss, den Paranapanema. Er war die Nordgrenze, er trennte sein Gebiet von São Vicente.

Dieser Fluss, der Paranapanema, musste die Linie sein, hinter der Paulistas zurückhalten werden konnten. Der Paranapanema, mehr als 900 km lang, groß und breit, seine Quelle vielleicht 200 km westlich von São Paulo gelegen, ideal als Grenze, ideal zur Sicherung, ideal zur Verteidigung. Mit besten Ausgangspunkten für Überfälle auf São Vicente und Santos.

Dieses Land, diese Republik Guayrá, mit dem Fluss Paranapanema im Norden, dem Fluss Iguaçu im Süden, spanische Bollwerke gegen die Paulistas, ein breiter Streifen Land, der Asunción vom Atlantik trennt.

Es fehlte nur noch ein schmaler, gebirgiger Streifen, die Serra Geral, einige Kilometer breit, einige Kilometer lang und vielleicht 1.000 Meter hoch. War es spanisches Gebiet oder gehörte es zu Portugal? Aber welchen Wert hätte dieses Küstengebirge für São Vicente, was wären sie Wert für São Paulo, diese abgelegenen Orte, diese abgelegenen Buchten und diese abgelegenen Inseln am Atlantik.

Und zum Atlantik wollte Saavedra, er wollte zur Bucht von Paranaguá. Ein guter geschützter Landeplatz. Ideal für einen Hafen.

Neben Buenos Aires ein zweiter Hafen am Atlantik, aber ein Hafen viel weiter im Norden.

"Die Siedler von Villa Rica del Espíritu Santo haben gute Kontakte zu einem Indianerstamm am Paranapanema. Angenehme Menschen, die immer wieder von den Paulistas bedrängt und versklavt werden. Es ist eine sehr fruchtbare Gegend."

Der Bischof war nicht begeistert, so vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Er wollte einen Nebensitz in die Hauptstadt der Provinz, in Villa Rica del Espíritu Santo gründen.

"Sind das nicht zu abgelegene Gebiete? Ist das nicht ein zu großes Risiko? Wir haben noch wenig Erfahrung in der Anlage von Reduktionen. Sollten wir nicht lieber in der Umgebung von Villa Rica beginnen?"

"Man berichtet mir von vielen Klagen der einheimischen Bevölkerung, dem Wunsch nach Schutz. Die Paulistas kommen immer häufiger, werden immer dreister, schänden die Frauen, rauben die Männer und verschonen sogar die Kinder nicht. Es sind wirkliche Barbaren, diese Bandeirantes aus São Paulo."

"Die armen Menschen flehen uns an, und fragen, wann wir kommen, um sie zu beschützen. Die Plage aus São Paulo wütet in den Dörfern, brennt die Hütten nieder, raubt die Ernteerträge und stiehlt die letzten Habseligkeiten. Immer wieder müssen die Indianer ihre Dörfer verlassen und in die Wildnis fliehen. Wenn sie in ihr Dorf zurückkommen, stehen ihre Hütten in Flammen. Das zurückgelassene Vieh ist geschlachtet und die Felder sind verwüstet. Wir müssen etwas tun."

Der Bischof hatte den Kürzeren gezogen.

Er war auf den Gouverneur angewiesen.

"Und wo sollen die ersten Reduktionen errichtet werden?"

"An der Eimündung des Pirapó in den Paranapanema."

Der Gouverneur war gut vorbereitet, hatte bereits die Marschroute parat und wandte sich nun an die beiden Padres: "Zuerst folgen sie der Straße nach Giudad Real del Guayra bis Sie zum Paraná Fluss kommen."

"Am Fluss kommen Sie zu den "Saldos del Guairá", oder wie die Portugiesen sagen "Salto de Sete Quedas". Hier verengt sich der gewaltige Fluss zu einem Flaschenhals. Ein Flaschenhals von weniger als 100 Metern. Hier bildet der gewaltige Fluss eine riesige Stufe, eine Kaskade von mehr als 100 Metern. An achtzehn oder neunzehn Stellen stürzt das aufschäumende Wasser tosend und lärmend in die Tiefe."

Der Gouverneur kommt ins Schwärmen:

"Ich selbst habe dieses gewaltige Naturschauspiel gesehen. Man muss so etwas mit den eigenen Augen gesehen haben, es ist unbeschreiblich. Mit wilder Kraft jagt das Wasser in die Tiefe. Unaufhaltsam, ungebändigt, laut, schreiend und nass. Man sieht und spürt die Gicht, man hört das donnernde Gebrüll des herabstürzenden Wassers. Man ist mitten drin in einer farbenprächtigen und üppigen Naturlandschaft voller exotischer Tiere und Pflanzen. Wie aufregend das Geschrei der Aras und der Vögel, das Spiel der diebischen Macacos, der Affen. Es ist einfach super. Sie werden begeistert sein."

Die Wasserfälle der Sete Quedas des Paraná Flusses wurden 1982 mit dem Bau des Itaipú Wasserkraftwerks geflutet.

Für die Indianer sind Wasserfälle heilig. Mit einem Ritus ihres Naturglaubens begrub eine Gruppe von vielleicht 100 Personen dieses Heiligtum und der Dichter Carlos Drummond de Andrade setzte in einem Gedicht den Sete Quedas ein Denkmal.

Die Flutung in 1982 dauerte 14 Tage.

Nach seinen Einlassungen über die Wasserfälle kam die weitere Reiseroute:

"In Giudad Real del Guayra werden Sie José finden, ein Halbblut. Er wird Sie in das Dorf der Guaraní Indianer führen. Zuerst geht es in nördliche Richtung am linken Ufer des Paraná entlang bis zur Mündung des Paranapanema. Ein fürchterliches Wort, aber so heißt der Fluss, es ist ein indianischer Name, aber die Bedeutung habe ich vergessen."

"Jetzt geht es nur noch nach Osten in Richtung Atlantik. Der Fluss kommt aus der Serra Geral, einem Gebirge in der Nähe der Küste. José kennt den Weg. Er kommt aus dem Dorf und wird Sie auch beim Aufbau ihrer Reduktion unterstützen. Das Dorf werden Sie einfach finden, es liegt vor der Einmündung des Pirapó."

Auch wenn sie nicht zu Fuß liefen. Der Ritt würde Wochen dauern.

"Alles diese indianischen Flussnamen. Wir sollten spanische Bezeichnungen dafür finden, aber das würden die Einheimischen nicht verstehen. Wichtig ist, sie müssen die Sprache dieser Leute lernen. Es ist eine einfache, leicht zu lernende Sprache."

Saavedra konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er sich das Leben der beiden katalanischen Mönche in der Wildnis vorstellte.

"Katalanisch sprechende Guaraní. - Die Eingeborenen haben genug zu lernen. Christentum, Chorgesang und Landwirtschaft."

Bei sich dachte er:

"Die Padres werden noch mehr zu lernen haben. – Wenn sie es überhaupt schaffen sollten. – Die Errichtung einer Reduktion, der Reduktion von Nuestra Señora de Loreto del Pirapó."

Natürlich musste er ihnen Mut zureden:

"Die Reduktion ist eine stolze Aufgabe. Ich freue mich das Sie die Herausforderung angenommen haben, um Gottes Wort zu verkünden und die Eingeborenen in die Zivilisation zu begleiten."

Der Gouverneur hatte die Gläser gefüllt und ging auf die beiden Recken von Mönchen zu.

"Meine Herren trinken wir auf den Erfolg Ihrer Aufgabe – viel Erfolg - Gott schütze unseren allergnädigsten König."

"Danke Herr Gouverneur", erwiderte Simon und José meinte praktisch, "Und das wir morgen nicht im Morast versinken."

Es war ein Dezembertag im Jahre 1610, draußen goss es in Strömen und sie waren mitten in der Regenzeit.

Von Bischof erhielten sie noch kurz einen Segen.

Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

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