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República del Guayrá
ОглавлениеEine spanische Kolonie im heutigen Brasilien
Der Schwerpunkt des spanischen Kolonialreiches in Südamerika lag eigentlich in Peru, in Lima und im Silberabbau von Potosí.
Durch den ersten missglückten Versuch am Rio de la Plata wurden Asunción und Paraguay mehr aus Zufall zu einer spanischen Macht im südlichen Atlantik.
Und es breitete sich nach Osten, in den heutigen brasilianischen Bundesstaat Paraná aus. Die Spanier begannen damit, Städte zu gründen. 1554 Ontiveros als erste Gemeinde östlich des Paraná gleich bei der Mündung des Iguaçu, 1557 Ciudad Real del Guayrá weiter nördlich auch am linken Ufer des Paraná und dann, 1575 im Zentrum der neuen Kolonie Villa Rica del Espíritu Santo.
Die Spanier zogen in ein Gebiet vielleicht so groß wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen zusammen.
Die Spanier besiedelten einen Dschungel mit undurchdringlichen Wäldern, Heimat von ein bis zwei Millionen Guarani Indianer, einem Volk, das bereits sesshaft war und Maniok, Kartoffeln, Erdnüsse, Bohnen und Mais kultivierte.
Wer bereits die Landwirtschaft kennt, kann auch als Sklave eingesetzt werden. Die Guarani waren begehrt bei den Portugiesen aus São Paulo und den spanischen Grundbesitzern der Encomiendas.
Zuerst hatten die Indianer nur eine Chance diesen beiden Frondiensten zu entkommen. Ihre einzige Chance war der Rückzug, das Verstecken in den Urwäldern.
Auf Befehl von Philipp III von 1608 begannen die Jesuiten am Paraná und in der Republik Guayrá mit dem Aufbau ihre Reduktionen. 1610 war es dann soweit, Nossa Senhora de Loreto do Pirapó entstand am Paranapanema Fluss.
War es ein Königsweg für die Indianer? Die Jesuiten konnten den spanischen König überzeugen. Ihre Arbeit war effektiv. Ihre Prokuratoren und Oberste zogen ein funktionierendes System auf, flexible im Umgang mit den Indianern, flexible in der Nutzung der örtlichen Gegebenheiten, konsequent in der Zielsetzung und konsequent in der inneren Ordnung.
Zwei Mönche, die gemeinsam ihre Aufgaben zu bewältigen hatten. War das ein Kontrollsystem?
Keine Massentaufen, es sollte nichts aus dem Ruder laufen, wer will muss sich selbst sein Christentum erarbeiten. Kein Zwang, alles freiwillig? Was war die Alternative?
Ja es gab eine Alternative, es gab sogar drei:
Der Rückzug in den immer weiter schrumpfenden Urwald, die Arbeit in den spanischen Encomiendas oder das Sklavenschicksal bei den Paulistas.
Damals, 1619, hatte Gouverneur Saavedra genau den richtigen Ort gewählt, präzise den richtigen Hebel angesetzt. Die Padres waren ihm gefolgt, hatten 1610 die Reduktion Nuestra Señora de Loreto del Pirapó gegründet. Genau vor der Haustür der Paulistas, genau in Reichweite der Sklavenjäger. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Guarani sich bekehren ließen und ihre sichere Zukunft in bei den Jesuiten suchten.
Schon 1612 ging es auf die andere Seite des Flusses Pirapó, auch San Ignacio Miní wurde ein Erfolg. Langsam sprach es sich herum, Paraguay und die Jesuiten hatten alle Trümpfe in der Hand.
Die Akzeptanz der indianischen Bevölkerung, der Lauf der Flüsse, die Struktur der Landschaft, alles die besten Voraussetzungen für eine lebendige und starke Kolonie.
Dann eine Reduktion im Osten, 1622 San Francisco Xavier, auf dem Territorium der Kaingang Indianer, auf der halben Strecke des Flusses Tibagi auf seinem Lauf nordwärts zur Mündung in den Paranapanema. Auch die Kaingang wurden bekehrt.
Die Jesuiten konnten mit ihrer Arbeit zufrieden sein. Im ganzen Land, in der ganzen Republik entstanden viele weitere große und lebensfähige Reduktionen.
Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Weitere Reduktionen wurden gegründet. Um Villa Rica, am Tibag, am Ivai und am Piquiri. Wenn das so weiter geht, finden die Jesuiten keinen Heiligen mehr, nach dem sie eine neue Gemeinschaft nennen können.
Spanien hatte eine neue, eine blühende Kolonie von vielleicht 150.000 km².
Für die Stadt São Paulo war die Republik Guayrá eine Gefahr.
Villa Rica lag nur ca. 650 km von São Paulo entfernt. Diese neue Kolonie, die República del Guayrá sollte aber bis zum Tieté Fluss reichen und damit bis an die Grenze von São Paulo.
Bei Erweiterung bis zum Tieté wäre man eine Grenzregion ohne Hinterland und ohne Nachschub am indianischen Sklaven.
War die Republik Guayrá eine Gefahr für das Bestehen von São Paulo, so waren die dort lebenden Indianer begehrte Arbeitskräfte für die Engenhos de Açucar, den Plantagen und Verarbeitungsbetrieben für das Zuckerrohr.
São Paulo hatte sich ausgebreitet, große Fazendas und Zuckerrohrplantagen fraßen sich in die Landschaft und zerstörten die Wälder um immer mehr bewirtschaftetes Land für die Siedler zu schaffen.
Der Tieté war kein Grenzfluss mehr. Er bewässerte jetzt das Zentrum der neuen Kolonie und wurde Transportstrecke zu den weiter westwärts liegenden Gehöften.
Die ersten Siedler waren noch Abenteurer in einer fremden Umgebung. Jetzt waren große Familienverbände daraus geworden. Großfamilien und Farmerdynastien, die sich in der Wildnis zurechtfanden und hier ihre Heimat spürten.
Es waren Nachkommen der ersten Soldaten und Farmer, viele davon mit indianischem Blut. Sie hatten sich hier gefunden, Weiße und Braunhäutige.
Nur wenige der ersten Einwanderer kamen mit ihren Familien, Frauen und Kindern. Wenn, dann waren es meist Angehörige von Gouverneuren und hohen Beamten.
Die ersten Soldaten und Farmen nahmen sich einheimische Frauen und gründeten so ihre Familien. Die Geburtenrate bei den ersten Siedlergenerationen soll recht hoch gewesen sein, wird berichtet.
Zuckerrohr war zum großen Geschäft geworden.
Hier auf der Hochebene von Piratininga im Süden der brasilianischen Kolonie und auch weiter nördlich in der Capitania Pernambuco.
Schon zu der Zeit des ersten Gouverneurs und Donatário Martim Afonso de Souza kam die Zuckerrohrpflanze nach Brasilien und nach São Vicente.
Der Anbau brachte schnell Früchte. Brasilien schien wie geschaffen für dieses Naturprodukt, das in Europa heiß begehrt war.
Zuckerohr ist arbeitsintensiv.
Sowohl die Feldarbeit wie die Weiterverarbeitung zu Zucker, Cachaça, Säfte, Rapadura, Brennmaterial und Futter. Viel Arbeit für Landarbeiter und Hilfskräfte oder Arbeit für Sklaven, Indianersklaven.
Es gab erste Attacken und Überfälle auf Guayrá. Die Bandeirantes holten sich Indianer zur Versklavung. Zwar war die Haltung von Indianersklaven nach spanischer Lesart verboten. Aber in São Paulo beteiligten sich selbst Beamte an den Raubzügen. Auch in Paraguay waren Bischöfe bestechlich.
Besonders aktiv war Manuel Preto. Schon 1606, als es noch keine Jesuitenreduktionen in Guayrá gab, hatte er das Gebiet durchstreift.
Dreizehn Jahre später, 1619 zog seine Bandeira erneut los um jetzt dort Reduktionen zu überfallen und Beute zu machen. Es waren Überfälle, es war noch nicht die Eroberung.
1623 wurde die Bandeira größer, Manuel Preto konnte weitere Mitstreiter finden und mit einer stärkeren Mannschaft Guayrá angreifen.
Überfälle machten ja auch Andere. Engländer, Franzosen, Holländer. Überfälle auf Schiffe und Schifffahrtslinien, Überfälle auf Kolonialgebiete und Sklavenküsten.
Nein, die Paulisten und Manuel Preto waren nicht die Einzigen, die dieses Spiel betrieben, das Spiel fremde Kolonien anzugreifen und wenn es möglich war, das Land zur eigenen Kolonie zu machen. Bei diesem Spiel war man in bester Gesellschaft.
1628 organisierte Manuel Preto einen großen Feldzug. Bald alle wehrfähigen Männer von São Paulo, seinen es Farmer, Handwerker, Händler oder auch Staatsdiener schlossen sich der Bandeira an.
Mit dabei, auch Antônio Raposo Tavares.