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Vorwort

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Während in Deutschland der Dreißigjährige Krieg wütete, erlebte auch Südamerika Kämpfe, Verwüstungen und Machtverschiebungen. Eine der Gruppen, die diese Kämpfe führte und diese Machtverschiebungen vorantrieb, waren die Bandeirantes aus São Paulo.

Die Bandeirantes waren Männer deren Handeln Brasilien mitgestaltete und deren Leistungen Brasilien bis heute prägt.

Wie durch ein Brennglas zeigt sich mir dabei das Leben eines dieser Bandeirantes als ein Spiegel dieser Entwicklungen.

Dieser Mann war Antônio Raposo Tavares. Geboren in São Miguel do Pinheiro, Portugal und doch ein Kolonialist und Brasilianer durch und durch. Antônio Raposo Tavares lebte von 1598 bis 1659.

Schauen wir auf seine Taten und seine Expeditionen. Sehen wir sie im Kontext der Zeit, einer Zeit, in dem für den Ladevorgang einer Feuerwaffe vielleicht noch mehr als zehn Handgriffe erforderlich waren. Handgriffe, die notwendig waren, bevor ein Schuss das Rohr verließ. Ein Vorderlader war damals noch 10 bis 15 kg schwer und brauche Stützgabel, um abgefeuert zu werden und um den Rückstoß abzufangen.

Schauen wir auf seine Taten und vergleichen sie mit den großen Zügen späterer Jahre. Vergleichen wir sie mit den Trecks in die Weiten des Wilden Westens der USA. Vergleichen wir sie mit der Kolonisation nordamerikanischer Indianergebiete. Vergleichen wir sie mit der Eroberung der britischen, französischen und spanischen Gebiete der USA. Vergleichen wir sie mit den Expeditionen der Erforscher des Mississippi.

Dieser Mann, Antônio Raposo Tavares, hat 1650 den Amazonas bezwungen.

Er war die herausragende Persönlichkeit im entscheidenden Feldzug 1628 gegen die spanischen Republik Guayrá. Er war der Kommandant, der 1637/1638 die Spanier vom Territorium der Tapes vertrieb.

Es war das Jahr 1649, als er die heutige Westgrenze Brasiliens erforschte, ein Gebiet, das eigentlich zum spanischen Kolonialreich zählte.

Es war die Zeit, als die Tinte der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens gerade mal trocken war.

Folgt man den Wegen, die er gegangen ist, wird man heute zwar kein ganzes Leben mehr dafür brauchen. Aber selbst seine letzte, seine größte Reise, per Straße und Wasser befahren, dauert heute gut und gerne zwei Monate.

Als Zwanzigjähriger kam Antônio Raposo Tavares zusammen mit seinem Vater und dessen zweiter Frau 1618 nach Brasilien. Es hätte ein kurzes Abenteuer werden können, dieses Brasilien, ein Abenteuer am Strand von Santos, und dann, nach Ende der Dienstzeit des Vaters wieder zurück nach Europa, zurück nach Lissabon, dorthin wo alle Tore offenstanden.

Sein Vater war für ein führendes Amt in der jungen Kolonialverwaltung ernannt, Fernão Vierra Tavares übernahm 1622 das Amt des Capitão-mor governador der Capitania São Vicente. Doch starb Fernão Vierra Tavares kurz nach seinem Amtsantritt. Die Geschichte schreibt nichts über seinen Tod und nichts ob das heiße und feuchte Tropenklima seine Gesundheit zerstörte.

Raposo hielt nichts an diesen Ort. Ihn zog es weg vom Litoral, weg von der Insel São Vicente, weg vom Machtzentrum der Kolonie, weg vom Hafen und weg den Schiffen.

Ihn zog es ins Innere der Kolonie, in die Berge der Serra do Mar, in die fruchtbaren Hochebenen, in den Sertão, in die Wildnis.

Hier öffnete sich eine neue Welt, eine Welt mit all den zirpenden, den kreischenden, den erschrockenen und den lockenden Stimmen und Geräuschen des Waldes, hier betrat er ein Universum von Farben, hier genoss er die fremden Düfte des Dschungels, hier war er unterwegs in der Heimat der Indianer.

Querfeldein auf staubigen Wegen, über saftige Weiden, durch schlammige Sümpfe, feuchtes Dickicht und glasklare Bäche. Antônio zog es auf die Hochebene von Piratininga, ihn zog es nach São Paulo.

Hier lebte ein besonderer Menschenschlag. Hier fühlte er sich zu Hause. Hier hatten sich die Paulistas hin verpflanzt. Sie waren bodenständige Farmer und gleichzeitig Abenteurer. Maßstab für Männer wie Frauen war das Überleben in und das Leben mit dieser rauen und doch so faszinierenden Natur. Da oben auf der Hochebene spürten, und folgen auch viele dem Drang, tiefer in den Sertão, tiefer in die Wildnis vorzudringen und dabei neue Lebensräume zu erobern.

Bald beteiligte sich Raposo an allen Arten ihrer Expeditionen.

Erste große Erfahrung machte er 1628 in der Bandeira gegen den damaligen spanischen Staat Guayrá und kam wohl auch zu den berühmten Wasserfällen des Iguçu.

1633 war er Justizbeamter und Beisitzer bei Gericht und geriet doch in Konflikt mit dem Gesetz und den Jesuiten.

1637/1638 organisierte er den Feldzug in die Serra dos Tapes im Süden des heutigen Rio Grande do Sul.

Von 1639 bis 1642 bekämpfte er von See aus die Holländer. Diese hatten sich im Nordosten Brasiliens, in Rio Grande do Norte und Pernambuo, an der Atlantikküste festgesetzt.

Berühmt wurde aber er durch seine letzte Bandeira.

10.000 km und bald drei Jahre, in denen er Jesuitensiedlungen zerstörte, nach Edelmetallen und Edelsteinen suchte und neue Siedlungsgebiete auskundschafte.

Eine Expedition durch weite Strecken Südamerikas, durch so unterschiedliche Landschaften wie die Wälder der Mata Atlântica, den Sümpfen des Pantanal, den Vorgebirgen der Anden, den Hochebenen des Cerrado und dem Brasilianischen Bergland.

Danach folgte er den großen Flüssen nach Norden ins Amazonasgebiet, dem Mamoré und dem Madeira und von dort bis an die Mündung des Amazonas.

Der Bandeirante Antônio Raposo Tavares

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