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1910er: Globales Kino

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Je nach Quelle erscheint der erste indische Spielfilm 1912 oder 1913. Er heißt jedoch zweifelsfrei Raja Harischandra und wird von Dhundiraj Govind „Dadasaheb“ Phalke (1870–1944) verantwortet. Bereits dieser erste Film orientiert sich stilistisch am Westen, nutzt den Continuity-Stil und die 9-Fuß-Regel, aber bedient sich inhaltlich am eigenen Fundus: Das Sujet entstammt der hinduistischen Mythologie. Diese Kreuzung technisch-ästhetischer Importe und inhaltlicher Folklore wird für die nächsten Jahre das Hindi-Kino nachhaltig prägen.

Im japanischen Film findet in den 1910er-Jahren bereits die erste Erneuerungsbewegung statt, die sich als Jun’eigageki undou, oder: „reine Kinobewegung“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Trend, der sich aus einer Symbiose von Filmkritik und Filmproduktion entwickelt. Kritisiert wird die Orientierung am Kabuki- und Shinpa-Theater und daraus resultierende Abhängigkeit des japanischen Films von einem fremden Medium. Stattdessen wird ein ‚reiner‘, davon unabhängiger Film gefordert, der zu eigenen medialen Ausdrucksweisen finden soll.

Umgesetzt wird die Theorie der Bewegung erstmals mit Norimasa Kaeriyamas Film Sei no Kagayaki (1919, in etwa: Das Glühen des Lebens). Die Revolution daran ist, dass er nicht wie zuvor sämtliche japanischen Filme einen tradierten Stoff verwendet, sondern ein modernes Drehbuch. Er spielt zudem in einem einfachen Landmilieu, statt sich den Geschicken des Adels zuzuwenden. Abgesehen von diesen programmatisch-inhaltlichen Aspekten weist er etliche formale Innovationen auf, die zu einem formal gesehen pluralistischen Ganzen verwoben werden und ihn auf verschiedenen Ebenen anschlussfähig für Nachfolgewerke machen.

In Korea entwickelt sich am Ende der Dekade ganz im Gegensatz zur japanischen Befreiungsbewegung eine enge Symbiose mit dem Theater in der Praxis des Kinodramas: Erste koreanische Filme wie Kim Do-Sans Uirijeok Gutu (Ein guter Freund, 1919) werden auf zwei physikalischen Ebenen inszeniert. Vor der Leinwand befindet sich eine Theaterbühne, auf der gespielt wird, während der Film durch seine Projektion weitere Ebenen von Kulissen bis hin zu Figuren hinzufügt.


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