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Wichtige Stichwörter des Jahrzehnts

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Hollywood-Spielfilm

In den 1910er-Jahren werden die meisten Regeln zur narrativen Funktionsweise des US-amerikanischen Spielfilms, wie er global stilbildend werden wird, implizit festgelegt. Kristin Thompson und David Bordwell sehen in der formelhaften Vereinheitlichung eine ästhetische und ökonomische Stärke des Hollywood-Kinos (2019, 59): „Mit der Vereinheitlichung der Spielfilme legten Hollywood-Filmemacher festere Richtlinien für die Konstruktion verständlicher Handlungen fest. Diese Richtlinien haben sich seitdem kaum geändert. Hollywood-Handlungen bestehen aus klaren Ketten von Ursachen und Wirkungen, und die meisten davon beinhalten Charakter-Psychologie (im Gegensatz zu sozialen oder natürlichen Faktoren). Jeder Hauptcharakter erhält eine Reihe verständlicher, konsistenter Merkmale. Der Hollywood-Protagonist ist in der Regel zielorientiert und versucht, Erfolge in Arbeit, Sport oder anderen Aktivitäten zu erzielen. Das Ziel des Helden steht in Opposition zu den Wünschen anderer Charaktere, wodurch ein Konflikt entsteht, der erst am Ende gelöst wird – was normalerweise ein glückliches ist. Hollywood-Filme verstärken das Interesse der Zuschauer:innen in der Regel, indem sie zwei voneinander abhängige Handlungsstränge präsentieren. Fast immer handelt es sich dabei um eine Liebesgeschichte, die mit der Suche des Protagonisten nach einem Ziel verbunden ist. Der Plot gewinnt seine Spannung auch durch Deadlines, Konflikteskalationen und Rettungsaktionen in letzter Minute. Diese Prinzipien des Storytellings haben zum dauerhaften internationalen Erfolg amerikanischer Filme beigetragen.“

Film als Kunst

Die Diskussion, den Film gegen seine moralisierenden Kritiker:innen zu verteidigen und gleichzeitig als eigenständiges Medium zu nobilitieren, hat schon früh zu der Idee geführt, ihn den Künsten zuzuführen. Dieser Idee liegen – besonders in der deutschen Filmlandschaft – zwei Bestrebungen zugrunde: die Abgrenzung vom „einfachen“ Varieté-Publikum aus Gründen der Nobilitierung als kulturelle, förderungswürdige, potenziell Bildung leistende Institution; sowie die Abgrenzung gegen eine neue (klassenübergreifende) Form der kulturellen Öffentlichkeit in Form der Reklamierung des Films für das Bürgertum. Oder wie der Kunstgeschichts-Professor Konrad Lange 1920 formuliert: „Ich bin […] ein Freund des Kinos und ein Feind des Kinodramas. Gehört es doch zu den beliebtesten Kampfmitteln der Kinoindustrie, daß sie die Kinoreformer als Feinde dieser schönen technischen Erfindung brandmarkt. […] [W]ir mißbilligen nur seinen jetzigen Betrieb, bei dem der ‚Schundfilm‘, d.h. das kitschige und sensationelle Drama überwiegt. Demgegenüber wollen wir ein reineres und besseres, mehr der Kultur dienendes Lichtspiel schaffen. Mit einem Worte: Wir sind Gegner des jetzigen und Freunde des zukünftigen Kinos.“ (Lange 1920, 5f)

Nationalkino

Die Idee des Nationalkinos basiert auf der Überlegung, dass die unterschiedlichen industriellen Produktionsumgebungen in voneinander abgegrenzten Ländern sowie die Differenzen in Sprache, Kultur, Gesetzgebung, Moral etc. zur Ausprägung verschiedener Kinokulturen führen. Eine erste Isolierung der Filmmarkte erfolgt jenseits ihres separaten ökonomischen Wachstums durch die teils weitreichenden Importverbote des Ersten Weltkriegs. Ausgeprägtere Nationalismusbegriffe führen dabei oft zu einem sichtbareren, wenngleich nicht zwingend zu einem einschlägigeren Nationalkino, wie es sich in autokratisch regierten Kinokulturen immer wieder zeigt. Oberhalb und unterhalb des Nationalkinos gibt es auch Annahmen über globalisierte Kino- und Medienlandschaften, die sich überregional (Arabischer Raum, Schwarzafrika, der sogenannte „Westen“, Ostasien etc.), aber auch regional (Hindi-Kino, katalonischer Film) hervorbringen können. Das womöglich einschneidendste Ereignis in der Trennung der Kinokulturen voneinander ist möglicherweise die Einführung des Tonfilms in den 1930er-Jahren, die Synchronisation oder Untertitelung für die Erschließung internationaler Märkte unabdingbar gemacht hat.

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