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Vorwort zur deutschen Ausgabe der Crazy Horse Biographie

Nachdem ich 2011 bereits die große Ehre hatte, die Lebensgeschichte des berühmten Indianerhäuptlings Sitting Bull zu übersetzen, von niemand andere als von dessen Urenkel Ernie LaPointe verfasst, wurde mir nun erneut die Ehre zu Teil, die Biographie von Crazy Horse, erzählt von seinen verbliebenen Familienangehörigen aus der Clown-Familie, zu übersetzen.

Über Sitting Bull und Crazy Horse, beide wichtige Personen des indianischen Widerstands und Teilnehmer der Schlacht am Little Big Horn, wurden von Nicht-Indianern zahlreiche Bücher geschrieben, und vieles, was im vorliegenden Buch erwähnt wird, ist besonders unter Indianerfreunden längst bekannt.

Dennoch ist es immer eine Bereicherung, historische Ereignisse und Fakten einmal aus der Perspektive engster Familienangehöriger oder Nachfahren berühmter Persönlichkeiten zu erfahren. Nur sie kennen die wahren Zusammenhänge, Gründe, Emotionen, warum eine prominente Person dieses oder jenes getan oder auch nicht getan hat. Und genau das ist der Grund, der die Lektüre dieses Buches so wertvoll macht.

Die Übersetzung der Originalausgabe war eine besondere Herausforderung, weil die Clown-Familie darauf bestand, die Worte möglichst genau zu übersetzen. Dies war nicht immer möglich, da man im Deutschen im Gegensatz zum Englischen häufige Wortwiederholungen als unschön betrachtet. Die permanente Verwendung der Worte wie head men oder leader fand ich besonders problematisch, gerade in Bezug auf Angehörige des amerikanischen Militärs, wo in der englischen Originalsausgabe oft die militärischen Ränge oder Vornamen fehlten. Das Wort „Führer“ habe ich auf Grund der deutschen politischen Vergangenheit gänzlich vermieden und statt „Anführer“ dann auch lieber mal zum „Häuptling“ gegriffen, obwohl der Begriff „Chief“ unter Native Americans eher negativ bewertet wird.

In Absprache mit dem Autor Bill Matson und der Clown-Familie habe ich dann in der deutschen Ausgabe die jeweiligen Ränge der Soldaten, Offiziere und Generäle benutzt.

Des Weiteren habe ich für die deutsche Ausgabe amerikanische Längenmaße wie Meile, Yard, Foot und Inch und Temperaturwerte wie Fahrenheit in deutsche Maße und Werte umgerechnet. Besondere Probleme bereitete mir die sehr eigenwillige, aber verständliche Schreibweise der Lakota-Worte der Familie Clown, die großen Wert darauf legte, die Worte in ihrer Schreibweise abzudrucken. Obwohl ich als Autor zweier Lakota-Sprachführer eine andere Schreibweise bevorzuge, bin ich aus Respekt vor den Wünschen der Familie Clown dieser Bitte nachgekommen und habe als Kompromiss am Ende des Buches ein Glossar mit den Schreibweisen des Missionars Eugene Buechel und des Sprachforschers Jan Ulrich hinzugefügt.

An dieser Stelle möchte ich erfreut hinzufügen, dass es trotz der lobenswerten Bemühungen des Lakota Language Consortiums und der Behauptung des Verfassers des neuesten Lakota Dictionary, Jan Ulrich, dass es inzwischen eine allgemein anerkannte Lakota-Rechtschreibung gäbe, eben doch keine allgemein bindende Rechtschreibung in Lakota gibt. Fast jeder Lakota, besonders aus der älteren Generation, redet und schreibt, wie „ihm der Schnabel“ gewachsen ist, und kümmert sich nicht darum, wie „besserwisserische“ Nichtindianer ihre Sprache aufgeschrieben haben. Dies hat die Familie Clown auch im Vorwort der englischen Originalausgabe anhand eines Beispiels erklärt.

Wie sehr die Lakota (und nicht nur diese Stammesgruppe) von der Besserwisserei und den Belehrungen durch Nicht-Indianer genervt sind, zeigt sich auch an der Kritik der Bücher weißer Historiker, die sich bei der Wiedergabe geschichtlicher Ereignisse oft nur an Zahlen und schriftlichen Aufzeichnungen orientiert haben. Es war amüsant zu erfahren, dass sich Crazy Horse im Mai 1877 nicht, wie in zahlreichen Geschichtsbüchern zu lesen steht, mit einer Anzahl von über 900 Menschen ergeben hatte, sondern dass die Zahl weitaus geringer war, als in die Rationslisten der Kapitulierenden eingetragen wurde. Auch die Aufzeichnungen in den Rationslisten in anderen Agenturen stimmten vorn und hinten nicht, weil sich viele Lakota für den Landraub und die Vertragsbrüche seitens der amerikanischen Regierung auf ihre Weise rächten, indem sie sich unter falschen Namen in verschiedenen Agenturen registrieren ließen, um sich doppelte und dreifache Rationen zu sichern. Sogar nach dem Mord an Crazy Horse kassierte ein anderer Lakota noch sechs Monate lang unberechtigterweise Rationen, bis der Betrug den Agenturbeamten endlich auffiel.

So viel zu dem Vertrauen der Indianer in die nur auf schriftliche Aufzeichnungen beruhende Geschichtsschreibung der Nicht-Indianer.

Alles in allem kann gesagt werden: Es handelt sich um ein sehr lesenswertes Buch, das den berühmten Kriegshäuptling der Lakota und seine Familie in einem anderen Licht erscheinen lässt und die bisherigen Veröffentlichungen über das Leben von Crazy Horse in Frage stellt.

Martin Krueger, Dezember 2016

Crazy Horse - Das Leben & Vermächtnis eines Lakota Kriegers

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