Читать книгу Crazy Horse - Das Leben & Vermächtnis eines Lakota Kriegers - William B. Matson - Страница 12

Vorwort

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Nur selten ist eine Lakota-Familie bereit, ihre mündlich überlieferte Familiengeschichte so detailliert an andere weiterzugeben; besonders dann nicht, wenn es sich um die Familie des großen Lakota-Anführers handelt: Crazy Horse. Crazy Horse war einer der angesehensten Anführer, den die Lakota jemals hatten. Er war ein Beispiel an Tapferkeit. Stets stellte er die Angelegenheiten seines Volkes vor seine eigenen Interessen, und sein Volk liebte ihn dafür.

Er führte sein Volk in den Kampf gegen den Angriff durch General George Armstrong Custer und die 7. Kavallerie und besiegte in der Schlacht am Little Bighorn 1876 eine der modernsten, bestausgebildeten und -ausgerüsteten Armeen der Vereinigten Staaten. Bis heute gilt dieses historische Ereignis als die größte Niederlage des US-Militärs auf amerikanischem Boden.

Zudem führte Crazy Horse sein Volk auch in siegreiche Schlachten gegen einige der besten US-Militärführer wie z.B. General George Crook in der Schlacht vom Rosebud und Captain William Fetterman in der Fetterman-Schlacht bei Fort Phil Kearny.

Als das Militär Crazy Horse letztlich doch zur Aufgabe überzeugen konnte, so geschah es mit dem Versprechen, dass er mit seinen Anhängern weiterhin frei in den heiligen Black Hills leben könne, so wie sie es schon immer getan hatten. Die Kapitulation betrachtete er als ein geringes Opfer angesichts der Bedeutung, welche das Leben in den Black Hills für sein Volk hatte. Als er jedoch erkennen musste, dass die Versprechungen nur ein Trick waren, um ihn zur Kapitulation zu bewegen, zog er erneut in den Kampf und musste seinen Freiheitsdrang mit dem Leben bezahlen.

Heute steht der Name Crazy Horse als Beispiel für einen Mann, der sich selbst opferte, um die traditionelle Lebensweise seines Volkes zu bewahren. Für viele Lakota, die heutzutage in der Düsternis des Reservats leben, gilt er daher noch immer als eine Lichtgestalt.

Edward Clown war der Sohn von Crazy Horses Halbschwester Iron Cedar (sie hatte den gleichen Vater wie Crazy Horse aber eine andere Mutter). Iron Cedar wuchs mit Crazy Horse im gleichen Tipi auf und lebte mit dessen engsten Familienmitgliedern zusammen. Floyd Clown wurde von Edward Clown und seiner Frau Amy Talks aufgezogen. Doug War Eagle und Don Red Thunder wurden von Blaine Clown, einem von Edwards Söhnen, aufgezogen. Sie alle beziehen sich auf Crazy Horse als ihren Großvater. In der Lakota-Kultur ist das Wort „Großvater“ nicht unbedingt biologisch gemeint, sondern auch ein Ausdruck des Respekts. Für tatsächliche Familienmitglieder ist es eine Auszeichnung oder ein Zeichen der Verehrung für jene Männer der Familie, die vor ihnen kamen. Mit traditionellen europäischen Begriffen würde man Floyd, Doug und Don als Großneffen des berühmten Kriegers bezeichnen, doch in der Lakota-Kultur gelten sie als seine Enkel.

In der Kultur der Lakota ist Verwandtschaft etwas sehr Wertvolles. In den Tagen, als Crazy Horse noch lebte, teilten sich die Menschen einen Lagerplatz oder besuchten Verwandte in anderen Lagern, die für einen Zeitraum dort lebten. Das war damals üblich und geschah recht häufig.

Auch, als sich einzelne Gruppen von Lakota der Armee ergaben, schlossen sich ihnen andere Lakota außerhalb der Soldatenforts an, da sie auf diese Weise ebenfalls Zugang zu zusätzlichen Decken und Verpflegung erhielten, welche die US-Regierung den sich ergebenden Indianern gewährte.

Über Crazy Horse wurden bereits zahlreiche Bücher geschrieben, die sich allerdings nicht auf die Überlieferungen der Familie, sondern auf fremde Quellen stützen, welche zumeist die Vorurteile gegenüber indigenen Kulturen bestärken und zudem von Leuten verfasst wurden, die damit eine bestimmte Absicht verfolgten. Selbst Aufzeichnungen über Volkszählungen, Rationsausgaben und Auflistungen derjenigen, die sich dem Militär ergeben haben, können irreführend sein, denn es kam durchaus vor, dass viele Lakota mehrfach erfasst wurden, und das auch noch an verschiedenen Orten. Nicht nur die Sprachbarriere trug dazu bei, dass ungenaue Informationen in die offiziellen Aufzeichnungen eingetragen wurden, sondern vielfach schrieben die Soldaten falsche Daten oder persönliche Annahmen nieder. Jene Historiker, die behaupten, die Lakota hätten brav in der Schlange gestanden, um wie dumme Schafe bereitwillig Informationen preiszugeben, haben offensichtlich nie unter ihnen gelebt.

Regierungsdokumente, Notizen von Armeeangehörigen, Erzählungen von Missionaren und Berichte von zeitgenössischen Journalisten und Wissenschaftlern prägen die allgemein akzeptierte historische Darstellung von Crazy Horse. Angesichts der Vielzahl an Büchern von Historikern und Autoren, die Bücher über Crazy Horse verfasst haben, obwohl sie sich der Unzulänglichkeit der Informationen und Quellen bewusst waren, spürte die Clownfamilie (Crazy Horse‘ Familie) die Notwendigkeit, nunmehr ihre eigene Geschichte zu veröffentlichen. Die Familie beschloss daher, dass der Zeitpunkt für eine Klarstellung gekommen sei, wer Crazy Horse und seine Familie wirklich waren. Ihre Familiengeschichte, die sie hier mit uns teilen, ist von unschätzbarem Wert.

Es war mir eine große Ehre und zudem ein unglaublich inspirierendes Erlebnis, längere Zeit mit der Familie Clown verbringen zu können, denn ich durfte sie in unbeobachteten Augenblicken erleben. Ich sah sie wütend, lachend, weinend und wurde Zeuge ihrer Vergebung. Ich stellte ihnen die seltsamsten Fragen, und Floyd Clown, Doug War Eagle, und Don Red Thunder waren so liebenswürdig und großzügig, sie zu beantworten. Sie betreuten die Entstehung dieses Buches und gaben schließlich ihre Zustimmung zur Veröffentlichung, unter der Voraussetzung, dass nichts verändert wird.

Jetzt, wo das Manuskript in Druckform vorliegt, kann ich versichern, dass es mit dem Manuskript identisch ist, das die Familie genehmigt hat.

Da es sich hier um eine Familiengeschichte handelt, ist sie auch aus der Sicht der Familie bzw. in der ersten Person geschrieben. Es wäre respektlos gewesen, sie anders zu schreiben. Während sie ihre Erinnerungen in der Tradition der mündlichen Überlieferung erzählten, ahmten sie manchmal ihre Verwandten nach, indem sie deren Erzählungen in einem anderen Tonfall wiedergaben, so, als wären sie selbst diese Verwandten. Diese Geschichten wurden wie Zitate Wort für Wort wiedergegeben. Wenn ich später darum bat, die Geschichte noch einmal zu hören, blieben die Zitate unverändert. Als Lesehilfe sind alle diese Zitate im Buch mit Anführungszeichen oder in Kursivschrift gekennzeichnet.

Was sich hinter den Wänden eines Hauses oder im Inneren eines Tipis abspielt, geht normalerweise nur die Familie etwas an, es ist ihre Privatsphäre. Aber nun waren die Mitglieder der Familie Clown so großzügig, ihre Familiengeschichte, so wie sie ihnen von Iron Cedar, der Halbschwester von Crazy Horse, überliefert worden war, mit uns zu teilen.

Die Familie entschied, diese Geschichte der Welt zu geben, wenn auch unter der strengen Überwachung meiner Feder, um sicherzustellen, dass ihre Geschichte sich getreu an die Überlieferung ihrer Vorfahren hält und wahrheitsgemäß das Leben von Crazy Horse und seiner Familie wiedergibt.

William B. Matson

Crazy Horse - Das Leben & Vermächtnis eines Lakota Kriegers

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