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Wo, denkst du, ist er jetzt?

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In Antonius’ Abwesenheit malt Kleopatra sich aus, was er wohl gerade tut, und fragt sich, ob Antonius auch an sie denkt:

KLEOPATRA

O liebe Charmion,

Wo, denkst du, ist er jetzt? Sag, steht er? Sitzt er?

Wie, geht er wohl? Sitzt er auf seinem Pferd?

O glücklich Pferd, Antonius’ Last zu tragen!

Sei stolz, mein Pferd! Weißt du wohl, wen du trägst?

Den halben Atlas dieser Erde, Schild

Und Schutz der Welt! Jetzt spricht er, oder murmelt:

Wo weilst du, meine Schlang’ am alten Nil?

Denn also nennt er mich. Jetzt weid’ ich mich

Am allzusüßen Gift! Gedenke mein,

Ob auch von Phöbus Liebesstichen braun,

Und durch die Zeit gerunzelt! Als du hier

Ans Ufer tratst, breitstirn’ger Cäsar, war ich

Wert eines Königs: Held Pompejus stand

Und ließ sein Aug’ auf meinen Brauen wurzeln,

Da warf sein Blick den Anker ein, er starb

Im Anschau’n seines Lebens. […]

Bemerk’ ihn, Charmion, welch ein Mann! O merk ihn!

Er war nicht ernst, denn die wollt’ er beglänzen,

Die von ihm lernen sehn; er war nicht munter:

Dies schien zu sagen, sein Erinnern weile,

Mit seiner Lust hier: sondern zwischen beiden.

O himmlische Vermischung! Ernst und munter,

Das äußerste von beiden steht dir so,

Wie keinem Manne sonst.

(I, 5)

Als Kleopatra von einem Boten erfährt, dass Antonius Octavia geheiratet hat, die Schwester von Octavius Cäsar, ist sie zunächst sehr aufgebracht, tröstet sich aber schnell damit, dass Octavia bestimmt nicht in der Lage ist, Antonius lange zu halten. Derselben Meinung sind auch die Gefolgsleute von Antonius und Octavius. Sie sind überzeugt, dass Antonius’ Sehnsucht nach Kleopatra ihn nach Ägypten zurücktreibt, und dass dann wiederum Octavia unter Antonius’ Abwesenheit so sehr leidet, dass ihr Bruder wütend auf Antonius werden wird.

MENAS

Ich denke, in dieser Angelegenheit tat die Politik mehr für die Heirat, als die Liebe der Vermählten.

ENOBARBUS

Das denk ich auch. Aber ihr sollt sehen, das Band, das ihre Freundschaft zu verknüpfen scheint, erwürgt ihre Verbrüderung. Octavia ist von kaltem, stillen Temperament.

MENAS

Wer wünschte sein Weib nicht so?

ENOBARBUS

Der nicht, der selbst nicht so ist: und das ist Mark Anton. Sein ägyptisches Mahl wird ihn zurückziehen: dann werden Octavias Seufzer Cäsars Feuer anfachen, und wie ich vorhin sagte: was die Befestigung ihres Bundes scheint, wird die unmittelbare Veranlassung ihrer Entzweiung werden. Antonius wird seine Liebe zeigen, wo sie ist; hier hat er nur seinen Vorteil geheiratet.

(II, 6)

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