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Einwortsätze

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Die ersten Wörter des Kindes sind jeweils Einwortäußerungen, die man in Kenntnis der Situation in vollständige Sätze verwandeln kann. Je nach Situation und Betonungskontur ist Ba ein Wunschsatz: »Ich möchte meinen Ball haben«, und ein anderes Mal eine zufriedene Feststellung: »Jetzt hab ich meinen Ball« oder auch eine Frage.

Papa? (Draußen hält ein Wagen, Türen klappern)
Papa! (Papa ist da und wird herbeizitiert)
Papa! (streckt ihm die Arme entgegen: Heb mich vom Schaukelpferd!)
Papa! (Papa ist abwesend, als Hendrik, 1;6, von seiner Mutter ausgeschimpft wird: Ich möchte jetzt zum Papa; wenn Papa bloß da wäre!)1

Das letzte Beispiel zeigt, wie sehr die Gefühlswelt schon entwickelt ist und man sich trotz minimaler Sprache verständigen kann. Wenn Mutter böse ist, bleibt mir nur die Flucht zum Vater, der mich trösten kann. Sollte das überinterpretiert sein? Wir übernehmen die Deutung der Mutter, wie wir auch Clara SternsStern, Clara und William Deutung im folgenden Beispiel übernehmen. Es zeigt, wieviel Einwortsätze leisten können:

Auf dem Spielplatz wollte sie eben nach der Schaufel eines anderen Kindes greifen; plötzlich besann sie sich, als ob ihr hier die EigentumsfrageEigentum aufginge; sie ließ die Schaufel liegen, sah die Mutter verständnisvoll an und sagte: »Kind«? = Die Schaufel gehört dem Kind, nicht wahr?2

Naturgemäß dominieren leicht verständliche Aufforderungen an den Partner wie:

änte (Hände) = Nimm mich auf den Arm
ssoss = Nimm mich auf den Schoß
nasse = Putz mir die Nase3

Oft sind es auch von Emotionen bestimmte Hinweise: dida = Da ist die Tick-Tack! Wauwau = Da, sieh doch, mein Wauwau! Überraschung, freudige Bewunderung, Entzücken mischen sich hinein, die Gefühle dominieren. Das BenennenNennfunktion, Benennen kommt erst dann rein zur Geltung, wenn das Kind anfängt, nach den Namen zu fragen, etwa mit der Formel: Isn das?

Von Interesse mag noch sein, dass Hauptwörter als häufigste Wortklasse vorkommen. Einige Kinder verhalten sich aber auch ganz anders. Sie gebrauchen nämlich überwiegend FunktionswörterFunktionswörter wie da, das, ab, an und soziale Routinen wie ja, hallo, danke. Das Normkind ist eine Kunstfigur.4

Wie Kinder sprechen lernen

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