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4. April 1991
ОглавлениеKathrin A. ist gespalten: Eine Hälfte von ihr trauert der untergegangenen Perspektive nach, »Staatskundelehrerin« der DDR zu werden. Eigentlich eine abscheuliche Vorstellung. Auf mich als Thema ist sie von einem Dozenten angesetzt worden, der sich inzwischen vom Marxismus abgewandt hat. Nun könnte es sein, dass sie über ihr Zufallsobjekt an diesem hängen bleibt.
In der FAZ zeichnet Reißmüller das Bild von einer »grotesken Rück-Wende« Gorbatschows. Bei den Leuten wachse das Verlangen nach Ruhe und Ordnung, Politikmüdigkeit, Überdruss an Demokratie und Öffentlichkeit. Gegen den »Gorbatschowismus im Westen, der sich zusammensetzt aus Unterwürfigkeit, Lust an albernem Personenkult und einem verständlichen Bedürfnis, zu vertrauen und Hoffnungen zu hegen«. Was Reißmüller an G stört: »Seine sozialistischen Anschauungen (wahrscheinlich mehr Gefühle), die früher abblätterten, festigen sich wieder.« Immerhin lässt er auch eine Spur der Notwendigkeit sozialistischer Politik sehen: Bei dominanter Privatisierung käme es zu einer gigantischen, zig Millionen erfassenden »Massenarbeitslosigkeit, die sozial abzufedern der Sowjetstaat kaum imstande wäre«.