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20. April 1991

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In der Prawda soll G mit dem »gütigen« Zar Alexander II. verglichen worden sein, der als liberaler Reformer freiwillig auf einen Teil seiner Macht verzichtet hat und schließlich umgebracht wurde.

Wendezeitgeist. – Im FAZ-Feuilleton kriegt Antje Vollmer drei Spalten, wo sie den »Abschied von einem Traum von Gerechtigkeit durch Gleichheit, der in Wirklichkeit immer missionarische oder totalitäre Züge trug«, ausruft: »Abschied vom sozialdemokratischen Jahrhundert«. Die Grünen als »Spürhunde« der großen neuen Themen, als Laboratorium, dem die großen Parteien ihre Ideen entnommen haben. Die grüne Partei »stellt sich zunehmend als ein Epochenprojekt zur ›Abwicklung‹ alter Ideologien […] dar«. Sonderbare Vorstellung von Politik, die »Abwicklung« ins Wappen der Grünen zu schreiben. Ernst Nolte kriegt Zucker für sein Hochhalten des Nationalen und die Wiederentdeckung des Bürgers. Ich habe den Eindruck, das Bürgertum will Antje, die jetzt aussichtsreich für den Vorsitz der Grünen kandidiert, benutzen, um die PDS wegzukriegen. Oder wäre es so, dass die Rechtswendung der Grünen den Linken nichts anderes übriglässt als die PDS zu wählen?

Otto Zonschitz lud uns gestern in eine Vorstellung des Wiener Jura-Soyfer-Theaters: »Astoria«, inszeniert von Ilse Scheer. Eine Entdeckung! Hašek und Brecht lassen grüßen, ein aufklärerischer Jux mit dem Staat. Weiß aber nichts von einer hintergründigen Dialektik von notwendiger Utopie und Staat, liefert indes, wenngleich verständnislos, die Anschauung dazu.

Die Theatermanufaktur in verzweifelter Situation. Angesichts der Hoffnungslosigkeit hat Zonschitz, gegen seinen ursprünglichen Vorsatz, von dem Gramsci-Projekt erzählt. Die Idee zündete sofort, nun ist es beschlossen.

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