Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 11
ОглавлениеRepublik Marshallinseln
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Fischern vor den Marshallinseln gehen regelmäßig Pakete mit Dutzenden Kilogramm Kokain im Wert von Millionen Euro ins Netz. Der Grund für den Drogenfang ist, dass die Marshallinseln auf der nördlichen Schmuggelroute über den Pazifik von Südamerika nach Asien liegen.
Fläche: | 181,42 Quadratkilometer, ein wenig größer als Liechtenstein |
Einwohner: | 53.127, 15.000 mehr als Liechtenstein |
Nobelpreis-Insulaner
Die Marshallinseln sind ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Insulanern, die alle Nobelpreisträger sind. 2015 wurde dem Volk der Marshallinseln der Alternative Nobelpreis verliehen „in Anerkennung ihrer Vision und ihres Mutes, mit rechtlichen Mitteln gegen die Atommächte vorzugehen, weil diese ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nicht nachkommen“. In Vertretung der Insulaner nahm der Außenminister des Landes, Tony deBrum, die Auszeichnung der schwedischen Right-Livelihood-Stiftung entgegen. In seiner Dankesrede erinnerte er daran, dass sein Land durch das Verhalten von Großmächten mehrfach gelitten hat. Angefangen vom Pazifikkrieg 1941 bis 1945 zwischen Japan und den USA, danach den Atomwaffentests auf dem Bikini-Atoll, das zu den Marshallinseln gehört. Aktuell sind die Inseln mit radioaktivem Treibgut von der Atomkatastrophe in Fukushima und dem steigenden Meeresspiegel konfrontiert, der mehrere Inseln mit dem Untergang bedroht.
Bikinis Strände – Inspiration für den schönsten Zweiteiler der Welt
2014 hatte deBrum den noch nie da gewesenen Schritt unternommen, Klagen gegen die Atomwaffenstaaten einzureichen, da sie ihren Abrüstungspflichten im Rahmen des Atomwaffensperrvertrages nicht nachkommen. Bei der Anhörung vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag erinnerte er an die Explosion der US-Wasserstoffbombe „Castle Bravo“ 1954, die er als kleiner Bub aus 200 Kilometern Entfernung miterlebt hatte: „Der ganze Himmel färbte sich blutrot.“ Die Bombe hatte eine Sprengkraft von 15 Megatonnen – die tausendfache Wirkung des Atombombenabwurfs auf Hiroshima: „Viele starben, erlitten Missbildungen oder erkrankten an Krebs.“
Insgesamt 67 Atomwaffentests machten die USA zwischen 1946 und 1958 im Inselstaat. Teile des Bikini-Atolls sind bis heute unbewohnbar. Die Klage der Marshallinseln wurde trotzdem zurückgewiesen. Das Gericht sei nicht befugt, in dieser Frage zu entscheiden, urteilten die Richter des höchsten UN-Gerichts. Der 2017 verstorbene deBrum gab sich trotz der Niederlage vor Gericht nicht geschlagen: „Unsere Leute haben unter dem katastrophalen und nicht wieder gut zu machenden Schaden dieser Waffen gelitten und wir schwören weiter zu kämpfen, damit kein anderer auf der Erde jemals diese Gräueltaten erlebt.“
Atomwaffentest im Bikini-Atoll
Jeder andere auf der Erde verbindet mit dem Begriff „Bikini“ zuerst auch alles andere als Unheil. Verantwortlich dafür ist der Franzose Louis Réard: Inspiriert von den Kernwaffentests taufte er sein Badekostüm auf diesen Namen und bewarb es mit dem Slogan: „le bikini, la première bombe an-atomique“. Das Revuegirl Micheline Bernardini präsentierte den Zweiteiler erstmals in einem Pariser Schwimmbad am 5. Juli 1946 – ein Skandal! Réard ließ sich seine Bademode unter der Nr. 19431 schützen. Der Schutz hielt aber nur wenige Jahre. Schnell wurde das „an-atomique“-Modell, das mehr zeigte als verdeckte, weltweit kopiert – und gekauft und getragen. Warum? Réards Antwort: „Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!“