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ОглавлениеRepublik Nauru
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Aus den Statistiken des Weltpostvereins geht hervor, dass weltweit die wenigsten Briefe in Nauru verschickt werden: rund 350 im Jahr.
Fläche: | 21 Quadratkilometer, ein Drittel von San Marino |
Einwohner: | 10.084, ebenfalls ein Drittel von San Marino |
Ausgeschissen
Nauru ist ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Menschen, die schon glücklichere Zeiten erlebt haben. Paradox, aber je beschissener ihr Eiland war, desto besser ist es den Bewohnern der kleinsten Republik der Welt gegangen. Der Vogelkot Zigtausender Seevögel über Zigtausende Jahre hinweg machte die Koralleninsel zu einem Phosphatdepot und der Abbau des Düngemittelrohstoffs die Insulaner reich. Naurus Nähe zu den Agrarländern Australien und Neuseeland zahlte sich aus, denn diese konnten den kostbaren Naturdünger bestens gebrauchen. 1905 begannen englische Unternehmer den Dünger abzubauen – die deutschen Kolonialherren bekamen ihren Anteil am Gewinn. Nach wie vor gibt es viele deutsche Fremdworte im Nauruischen wie „Gott“ oder „Tisch“. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918 wurde unter britisch-australisch-neuseeländischer Verwaltung weitergeschürft. Erst mit der Unabhängigkeit 1968 begannen die Nauruer vom Vogeldreck-Reichtum ihrer Insel zu profitieren. Goldene Jahre ohne Steuerzwang, mit einem kostenlosen Gesundheitssystem und viel Freizeit folgten.
Ab dem Jahr 2000 gingen die Kot-Vorräte aber zur Neige und das Land verarmte. Zurück blieb eine vom Bergbau zerstörte Insel, die einer Mondlandschaft gleicht. Nauru klagte vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Australien, verlangte Entschädigungen für die beim Phosphatabbau entstandenen Umweltschäden und die jahrzehntelange wirtschaftliche Ausbeutung ohne Gegenleistung. Die australische Regierung bezahlt Nauru aber lieber für die Internierung von in Australien nicht erwünschten Bootsflüchtlingen.
Der wirtschaftliche Niedergang Naurus ist neben gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung auch dem exzessiven Konsumverhalten der Insulaner geschuldet. In der vom Vogelkot finanzierten Blütezeit besaß jeder Haushalt durchschnittlich zwei bis drei Autos – bei 41 Kilometer Straßen(un)dichte – und ein Motorboot.
Dabei widerspricht diese Unmäßigkeit der genetischen Veranlagung der Nauruer. Wie die anderen Südseeinseln wurde auch Nauru vor rund 3000 Jahren bevölkert. Die langen Bootsfahrten auf die abgelegenen Inseln schafften nur Menschen, die Essen optimal verwerten konnten. Ihr Stoffwechsel war auf Sparen eingestellt. Mit der Globalisierung der Fast-Food-Essgewohnheiten sind die früher positiven Effekte der thrifty genes (Sparsamkeitsgene) der Nauruer aber ins Gegenteil verkehrt und tragen zur kollektiven Fettleibigkeit bei, und die Diabetes-Quote ist eine der weltweit höchsten.
Die Karstlandschaft ist ein Relikt des Phosphatabbaus
Seine unbändige Lust auf Süßigkeiten und Softdrinks verleitete 2011 auch einen monatelang auf einem taiwanesischen Schiff stationierten Hubschrauberpiloten zum Anflug eines Supermarktparkplatzes auf Nauru. Der Mann wurde eingesperrt und zu einer saftigen Strafe wegen unerlaubten Landens sowie Verstoß gegen das Einwanderungsgesetz verdonnert. Beschissen, wird er sich gedacht haben, einem Seevogel mit unbändigem Kotdrang wäre das nicht passiert.
Ehemalige Phosphatbeladestation