Читать книгу 360° um die Welt - Wolfgang Machreich - Страница 17
ОглавлениеUnabhängiger Staat Papua-Neuguinea
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Papua-Neuguinea ist Weltmeister in der Sprachenvielfalt: Man zählt 839 verschiedene Sprachen, die zu 56 Sprachfamilien gehören. Diese Vielfalt wird vor allem geografisch, durch die vielen schroff voneinander abgegrenzten Täler erklärt.
Fläche: | 462.840 Quadratkilometer, ein wenig größer als Schweden |
Einwohner: | 8.251.000, knapp zwei Millionen weniger als Schweden |
Ressourcenfluch
Papua-Neuguinea ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Die leider sehr ungleich im Parlament vertreten sind. Unter den 111 Abgeordneten gibt es keine einzige Frau. Deswegen machte Regierungschef Peter O'Neill am Frauentag, 8. März 2019, den Vorschlag, der Pazifikstaat könnte Abgeordnetenmandate für Frauen reservieren. Das sei „nur fair“, sagte O'Neill, denn: „Traurige Tatsache ist, dass die Interessen von Frauen vernachlässigt werden.“ Papua-Neuguinea ist wegen fehlender Frauenrechte und weit verbreiteter häuslicher und sexueller Gewalt in Verruf. Die Täter kommen oft ungestraft davon. In manchen Landesteilen werden Frauen sogar Opfer von Hexenjagden. Der Glaube an schwarze Magie ist nach wie vor weit verbreitet. Die Verbrennung einer Frau bei lebendigem Leibe 2013 schreckte die Öffentlichkeit auf. Die Zwanzigjährige soll einen Jungen durch „Hexerei“ getötet haben. Als die Polizei gegen die Ermordung einschreiten wollte, wurde sie daran gehindert. Nach dem Vorfall schaffte die Regierung ein Gesetz von 1971 ab, das Hexerei zur Straftat erklärte. NGOs kämpfen seit Jahren dafür, dass derartige Verbrechen härter bestraft werden. Mit Erfolg: Opfer berichten, die Polizei gehe inzwischen härter gegen Gewalt an Frauen vor. Weibliche Abgeordnete sind jetzt der nächste überfällige Schritt.
Hütten im Hafen von Port Moresby
Bezeichnend für die Situation im Inselstaat war der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC), der 2018 erstmals im ärmsten der 21 Mitgliedsländer abgehalten wurde. Prominentester Gast war Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Da es in Port Moresby an Hotels fehlte, waren viele Teilnehmer im Hafen auf drei eigens gecharterten Kreuzfahrtschiffen untergebracht. US-Vizepräsident Mike Pence übernachtete in Australien und ließ sich zu den Treffen einfliegen. Das Beispiel zeigt: Trotz enormer Bodenschätze gehört Papua-Neuguinea zu den ärmsten Staaten der Welt. Korruption ist weit verbreitet, und im UN-Entwicklungsindex liegt PNG abgeschlagen auf Platz 153.
„Die Rohstoffindustrie ist Fluch und Segen zugleich“, analysiert Human Rights Watch die verfahrene Situation: „Die Minenprojekte haben gewalttätige Konflikte, Missbrauch und verheerende Umweltschäden entfacht. Die Staatseinkünfte verschwinden durch Korruption und Missmanagement und bringen den Bürgern keine Verbesserung.“ Die von Chinesen geführte Ramu-Nickel-Mine an der Ostküste zeigt, wie es nicht laufen soll. „Sie bringen Technologie der 1960er-Jahre, sie vergewaltigen unser Land, die Regierung profitiert, aber wir sehen nichts davon“, kritisiert ein Anrainer. Der Ärger speist sich aus der Angst vor Umweltschäden, der Sorge um das Überleben des Dorfes, Frust über die Regierung und Misstrauen gegen die wenig integrierfreudigen Chinesen. Die Regierung betreibe einen Ausverkauf des Landes, fülle sich die eigenen Taschen und die Bevölkerung bekomme nichts, schimpfen die Dorfbewohner: „Entwicklung hat gute und schlechte Seiten, aber wir sehen nur die schlechten.“
Papua-Neuguineas Natur ist von internationalen Minenprojekten bedroht.