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Der erste Auftritt Der Bundesgenossenkrieg

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Als Demosthenes 354 seine erste große Rede vor der Volksversammlung hielt, war er 30 Jahre alt, also in dem Alter, in dem er Ratsherr oder Richter werden und alle großen militärischen und Finanz-Ämter bekleiden konnte. Seit er 359 mit der Rede über den trierarchischen Kranz vor der Boulé aufgetreten war, hatte sich die außenpolitische Situation wiederum gravierend geändert. Wenn die Geschichte eine Lehrmeisterin ist, so hat sie keine Schüler. Athen griff wieder zu den Methoden, mit denen die Stadt sich schon einmal ruiniert hatte.1 Unter Umgehung der Bundesversammlung wurde die Besteuerung der Bundesgenossen erhöht, athenische Schiffe landeten im Norden und Osten der Ägäis, Sestos und Krithote auf der thrakischen Chersones, Poteidaia und Torone auf der Chalkidike wurden erobert. Den athenischen Kriegsschiffen folgten im Falle des Sieges athenische Siedler. Bereits im Jahre 365 war das wichtige Samos von den Persern befreit und danach bald von attischen Kleruchen besetzt worden. Sie taten, was die Perser nicht gemacht hatten, sie vertrieben weitgehend die einheimische Bevölkerung, auch Samos wurde athenische Kleruchie.

Die wichtigsten Verbündeten Athens in Kleinasien und am Hellespont waren nun 357 die stetigen territorialen Übergriffe Athens und die zu entrichtenden Abgaben leid. Byzanz und die Inseln Rhodos, Chios und Kos sagten sich, unterstützt von dem karischen Satrapen des Perserkönigs, Maussolos, der sich kurz danach mit seinem Tod unsterblich machte, von der Vormacht los. Die Athener entsandten Söldner und erprobte Strategen. Der erste von diesen fiel beim Kampf um Chios (Chabrias), der zweite erlitt dort eine Niederlage (Chares) und den Rest besorgten die Athener selbst, indem sie – wieder einem Muster des Peloponnesischen Krieges folgend – die verbliebenen Feldherrn (Iphikrates, Timotheos, Menestheus) vor Gericht stellten. Von 357 bis 355 dauerte der sogenannte Bundesgenossenkrieg. Am Ende mussten die Athener klein begeben und die Autonomie ihrer früheren Verbündeten anerkennen, denn jetzt drohte auch noch der Großkönig mit seinen unerschöpflichen Ressourcen zu Gunsten der Gegner einzugreifen.

In seiner Friedensrede von 355 trat der Publizist Isokrates für eine rasche Beilegung des Konflikts ein, und zwar nicht nur mit Chios, Rhodos, Byzanz und Kos, sondern mit der ganzen Welt, und dies in Anerkennung dessen, was im Königsfrieden vereinbart worden sei. Dies war eine oppositionelle Meinung, denn der Königsfrieden galt in Athen als Schmach, und zwar vor allem deswegen, weil dort der Großkönig und Sparta die Rolle einnahmen, in der sich Athen gern gesehen hätte. Isokrates legte den Finger noch in eine andere Wunde: Die (verbliebenen) Bundesgenossen müssten wie Freunde behandelt werden, nicht weiter dürften sie der Willkür der (athenischen) Feldherrn preisgegeben werden. Wie ein Bundesgenosse, nicht wie ein Herr solle Athen an der Spitze des Bündnisses stehen.2

Die Furcht vor dem Großkönig schlug ein zweites Mal zu Athens Gunsten aus. Im 5. Jahrhundert hatte sie zum Flottenbauprogramm geführt, mit dem Athen führende Seemacht wurde, nun brachte sie mit dem (erzwungenen) Verzicht auf ebenso teure wie unnötige Seeoperationen eine wirtschaftliche Erholung. Die erhaltenen Listen der Poletai, welche die Bergwerkkonzessionen vergaben, scheinen auf einen wirtschaftlichen Aufschwung schon in den siebziger Jahren zu deuten,3 doch spricht eine finanzpolitische Schrift dieser Zeit, Xenophons Poroi („Über die Einkünfte“), mit der er Vorschläge zur Sanierung der Staatsfinanzen machte, dagegen, dass Athen vor dem Bundesgenossenkrieg finanzielle Rücklagen bilden konnte. Es sind der Friede von 355 und mit Eubulos ein neuer Mann an der Spitze des Amtes, das bald zum wichtigsten der athenischen Demokratie werden sollte, der Kasse der Schaugelder, welche die Finanzen konsolidierten.


Abb. 6: Statue Maussolos’ II. aus dem Maussoleum

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