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„Jesus liebt Sie – Denken Sie dran!“

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1988-1994


Eine für mich eindrückliche und gleichsam für meine persönliche Biographie äußerst nachhaltige Aussage meines Religionslehrers Stefan Link - seines Zeichens Absolvent der Phil.-Theol. Hochschule St. Georgen Frankfurt/Main-, der

zunächst einmal rein durch Optik seiner trotz Wind und Wetter getragenen „Jesuslatschen“ bestochen hätte, wenn er es zudem nicht auch verstanden hätte, durch seine Authentizität uns Schüler -„Jünger“- Schar auf unser späteres Leben vorzubereiten:

Zu Menschen für andere heranzureifen!

Das Alte Kurfürstliche Gymnasium (AKG) Bensheim als ein der humanistischen sowie vor allem der altsprachlichen Tradition verpflichtetes Gymnasium bot während meiner Schulzeit durchweg Lehrer, die in diesem Geiste lebten und sich also dem Bildungsideal verschrieben hatten, - getreu der Ratio Studiorum - durch Einheit, Festigkeit und Klarheit in Ziel und Mitteln einerseits als auch durch planmäßige Ordnung in der Ausbildung der geistigen Fähigkeiten andererseits jedem einzelnen die bestmögliche Persönlichkeitsentfaltung zu ermöglichen.

Doch dieser eine spezielle Lehrer war für mich einmal mehr markant, als er es schaffte, zwischen den nahezu extremen „Leitsätzen“ des ein oder anderen Lehrkörpers „bimsen, ochsen, drillen, pauken“ oder „bohren, bohren, bohren…hinterfragen“ (ohne Zweifel: jeder (ver)suchte also auf seine ganz eigene Art und Weise dem obigen Bildungsauftrag gerecht zu werden), die Brücke zu bauen, nein vielmehr den nahezu gordischen Knoten zu lösen, wenn man so will, zwischen Humanismus und Scholastik.

Herr Link war jemand, der der tatsächlichen Etymologie des Wortes Lehrer ganz wahrhaft entsprach.

„Einer, der durch Nachspüren wissend macht“ - und für mich insoweit eine ganz individuelle Weg-Begleitung von der Untertertia bis hinein in das Abitur wurde.

Wie lieb und teuer ist mir jetzt, als im -gemeinhin als „richtiges“ bezeichnetes (weil Berufs-)- Leben stehende Persönlichkeit das eingangs erwähnte Zitat geworden; dies umso mehr in einer heute derart umtriebigen Zeit, in der wir uns verstärkt die Frage stellen, was ist denn Leben?

„Du rennst durch dein Leben. Und das Leben läuft dir davon. Es klebt lästig zwischen deinen Terminen herum“. Treffender als dieser randläufige und scheinbar belanglose Ausspruch in einem Wochenmagazin kann man den heutigen Zeitgeist wohl nicht fassen.

Meiner alten Schule haftete immer der eher negativ verbreitete Ruf an, sie bereite nicht so sehr auf das Berufs-Leben, sondern -man staune- auf das LEBEN vor!

Ja, Gott sei Dank! Gott sei Dank dafür, dass sich meine Eltern bewusst für genau diese Bildungsanstalt für ihre Tochter entschieden.

Was kann man einem Kind schließlich mehr wünschen als eine Einrichtung, die Wert legt auf individuelle Zuwendung und Sorge für jeden einzelnen Schüler?! Eine Einrichtung, die darum sucht, ein Gespür für soziale Gerechtigkeit heranzubilden und gleichsam die Bereitschaft für die Umsetzung von Idealen zu wecken?! Eine Einrichtung, in der Erziehung darauf abzielt, klar und kritisch zu unterscheiden sowie freie und verantwortliche Entscheidungen zu treffen und gefällte Entscheidungen ebenso zu reflektieren?! Eine Einrichtung, in der Eigeninitiative betont wird und dazu anhält, ein Leben lang weiter zu lernen?! Eine Einrichtung, die letztlich zur Bereitschaft „zum größeren und besseren“ erzieht?!

So mündet all´ das für mich persönlich schließlich wieder ein in diesen anfangs genannten und so eindringlichen Satz meines Lehrers, der mich doch auch noch nach rund 20 Jahren immer wieder jeden Tag aufs Neue zu einer ganz persönlichen Antwort auffordert, die in voller Freiheit gegeben werden muss!

Das Rüstzeug dazu habe ich ja nach 9 Jahren AKG zumindest….


Christiane Berg

OAR´n im Hessischen Kultusministerium, Wiesbaden

Lehrer Loben

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