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FROM RAGS TO RICHES TO RUINS

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Erst habe er die Welt mit einem französischen Namen für seine Uhrenfirma genarrt, schrieb die überregionale Tageszeitung „Die Presse“ über Alfred Riedl, nun könne er es sich leisten, für 25 Mio. Euro eine Ruine zu renovieren. Die Ruine ist die Burg Taggenbrunn in Kärnten, unweit der Firmenzentrale von Jacques Lemans in Sankt Veit an der Glan. Alfred Riedl erwarb sie mitsamt umliegenden Weinbergen im Jahr 2011. Seitdem ist der bodenständige Unternehmer, der einst sein erstes Geld bei einem Energieversorger verdiente, zum Burgherrn avanciert. Im 14. und 15. Jahrhundert wurde einmal ganz Kärnten von Taggenbrunn aus regiert. Doch was heißt das schon im Vergleich zu Riedls internationalem Geschäftserfolg? Nach einer aktuellen Marktstudie ist Jacques Lemans die meistverkaufte Uhrenmarke in Österreich und Deutschland im Preissegment bis 200 Euro. Die Schweizer? Sollen sie doch weiter eine Swatch kaufen, wenn sie sich eine Patek Philippe oder eine Rolex nicht leisten können. Dem Burgherrn kann es wurscht sein. Er freut sich lieber darüber, dass sich die Zahl seiner Verkaufsstellen in Vietnam binnen kurzer Zeit von 30 auf 100 mehr als verdreifacht hat. 1,2 Millionen Uhren pro Jahr setzt Jacques Lemans heute weltweit ab.

Alfred Riedl ist mir rundum sympathisch. Nicht obwohl, sondern weil er sich als großer Faker gezeigt hat. In meinen Augen ist der Fake eine unerlässliche Kulturtechnik und ich bewundere all jene Menschen aufrichtig, die sie exzellent beherrschen. Der Fake ist eine positive Strategie der Selbstbehauptung und eine Eintrittskarte ins Establishment. Alfred Riedl hat diese Eintrittskarte gelöst. Dabei ist er durch und durch ehrlicher Kaufmann geblieben, so wie es sich für einen Faker im Business gehört. Mehr noch, in mehr als vier Jahrzehnten Unternehmertum habe er noch nie einen Kredit benötigt, betont Alfred Riedl. Das unterscheidet ihn von Blendern wie Donald Trump, der sich immer wieder durch fadenscheinige Insolvenzen seiner Schulden entledigte. Ein Faker betrügt nicht, sondern er gibt ein Versprechen, das er dann auch einlöst. Wären Alfred Riedls Uhren keine Qualitätsprodukte, dann hätte Jacques Lemans wohl kaum diesen lang anhaltenden internationalen Erfolg. Ein guter Faker weiß, was er sich und dem Markt schuldet. Er liefert.

Die kleine Schummelei mit dem französischen Namen ist in Alfred Riedls Imperium heute längst kein Thema mehr. Der Name Kevin Costner ist dafür ein umso größeres. In dem Film „Black or White“ aus dem Jahr 2014 schaute Hauptdarsteller Costner immer wieder auffällig auf die Jacques Lemans an seinem Handgelenk. Sie ist Teil einer „Kevin-Costner-Kollektion“, die der Hollywoodstar angeblich mitgestaltet hat. Doch es ist längst nicht bei einem Werbevertag zwischen Riedl und Costner geblieben. Anders als einst Steve McQueen oder heute George Clooney wurde Kevin Costner nämlich sogar zum Geschäftspartner seines Uhrenausstatters. Nach Angaben des Kärntner Herstellers hat sich Costner mit 15 Prozent an der US-Vertriebsfirma von Jacques Lemans beteiligt. Wenn die Marketingkampagne mit Kevin Costner für den einstigen Faker Alfred Riedl so etwas wie ein Ritterschlag war, dann kommt dieser geschäftliche Einstieg eines Hollywoodstars der Kaiserkrönung gleich.

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