Читать книгу Art of Fake. - Zulehner Christoph - Страница 7

PROLOG

Оглавление

Skandal! Bereits beim Erscheinen meines Buchs „Make the Fake. Warum Erfolg die Täuschung braucht“ wurden Stimmen laut, die „skandalös“, „unethisch“ und „verlogen“ schrien. Es sahen sich sogar selbsternannte Retter der Moral bemüßigt, in diesen Chor einzustimmen, obwohl sie das Buch nie in Händen gehalten, geschweige denn gelesen oder das Audio-Book gehört hatten. Erstaunlich!

Das Wort „Fake“ hatte also bei den wenigsten einen ersten guten Eindruck hinterlassen. Dieser Effekt ist möglicherweise auch dem Umstand zuzuschreiben, dass zur selben Zeit ein amerikanischer Präsident begann, mit dem Begriff „Fake News“ eine Twitter-Lawine loszutreten.

Was aber ist das ach so Skandalöse an einem Fake? Ist ein Fake wirklich so verwerflich? Oder sind es vielleicht nur Scheinheiligkeiten, die sich hinter dem Aufschrei verbergen? Und was sagt eigentlich die Wissenschaft zum Fake? Gibt es Belege, die meinen Ansatz und die Sichtweisen vieler Leserinnen und Leser untermauern?

Ja, es gibt sie, diese wissenschaftlichen Belege. Auf einige, die mir selbst noch unbekannt waren, haben mich Leserinnen und Leser in vielen positiven Reaktionen hingewiesen. Es waren Beiträge aus den Bereichen der Philosophie, der Psychologie und der Kognitionswissenschaften. Ein Leser beispielsweise sandte mir einen Gastbeitrag des amerikanischen Psychologen Adam Grant zu, der 2016 in der New York Times erschien: „Unless You’re Oprah, ‚Be Yourself ‘ Is Terrible Advice“. Darin beschreibt Grant sehr eindrucksvoll jene Mechanismen, auf die auch ich mich beziehe. Grant weist darauf hin, dass es weder ratsam noch klug ist, immer authentisch zu sein, und unterscheidet „High Self-Monitors“ von „Low Self-Monitors“. Die „High Self-Monitors“ beschreibt er als Menschen, die Situationen „scannen“ und ganz besonders auf zwischenmenschliche Signale („Social Cues“) achten, um dann rasch darauf reagieren zu können. Es ist die soziale Unbeholfenheit, die den „High Self-Monitors“ ein Gräuel ist, so Grant.

Brian R. Little, Autor des Buchs „Me, Myself And Us”, zitiert eine faszinierende Studie, in der beobachtet wurde, wie Menschen ihre Steaks würzen. Dabei stellte sich heraus, dass „High Self-Monitors“ zuerst kosten und dann salzen, während „Low Self-Monitors” ihr Fleisch sofort nachwürzen, ohne es vorher zu probieren. Little resümiert mit dem Wortspiel, dass „Low Self-Monitors“ offensichtlich ihre versalzene Persönlichkeit gut kennen.

Ein anderer Leser wies mich auf den deutschen Philosophen und Kant-Forscher Hans Vaihinger (1852–1933) hin. In seinem Hauptwerk „Die Philosophie des Als Ob“ schreibt er gegen die zu seiner Zeit vorherrschende Meinung an, dass Wahrheit als Entsprechung zwischen Erkenntnis und Wirklichkeit zu verstehen sei. Die Ausgangsfrage seiner Philosophie ist, wie sich erfolgreiches Handeln und Problemlösen mit falschen Annahmen erreichen lässt. Sein Ergebnis: Nützliche Fiktionen erhalten ihre Legitimation durch ihren lebenspraktischen Zweck. Auf dem Umweg des „Als Ob“ werden neue Modelle der Wirklichkeit gefunden. Das über 800 Seite starke Werk Vaihingers erschien 1928 in zehn Auflagen und wurde in zwölf Sprachen übersetzt. Als besonderer Witz soll hier noch erwähnt sein, dass unter anderem eine gekürzte Volksausgabe und eine Schulausgabe für Gymnasien aufgelegt wurden.

Nun, ich hege nicht die Erwartung, dass mein Buch „Make the Fake“ in zwölf Sprachen übersetzt wird. Auch eine Volksausgabe erwarte ich nicht, verstehen sich doch Sachbücher generell als solche.

Meine Erwartungshaltung ist eine ganz simple: den Fake als das zu sehen, was er im Grunde genommen ist – eine Kulturtechnik und ein Versprechen. Ein Versprechen an den Markt und ein Versprechen an sich selbst.

Ist es nicht verblüffend, was Sprache auszulösen vermag? Sprechen wir vom „Fake“, dann zeigen sich viele empört und wenden sich entrüstet ab. Sprechen wir aber davon, dass etwas „vielversprechend“ ist, dann horchen dieselben Menschen auf und sind bisweilen gar verzückt, wenn es heißt: „Das ist ein vielversprechender junger Mensch“ oder „Das ist ein vielversprechendes Produkt“ oder „Es handelt sich hier um eine vielversprechende Methode“.

Dabei sagt die Bezeichnung „vielversprechend“ nichts anderes, als dass es sich dabei um „viel Versprechen“ handelt. Die Zusicherung als schöpferische Kraft.

Wir wachsen nicht mit unseren Aufgaben. Wir wachsen vielmehr mit unseren Versprechen, weil wir gefordert sind, sie einzulösen. Wir wachsen somit auch mit unseren Fakes.

Alle Geschichten in diesem Buch erzählen von vielversprechenden Menschen. Auf ihre Art und Weise. Von Menschen, die Erfolg haben, auf ihre Art und Weise. Bestimmt würden manche von ihnen ihren Erfolg nicht einem Fake zuschreiben. Möglicherweise wäre die eine oder der andere auch nicht damit einverstanden, den jeweiligen Erfolg als „Fake“ zu bezeichnen. Trotzdem: In meinem positiven Verständnis des Wortes waren es „Fakes“. Ganz hervorragende noch dazu. Aber lesen Sie am besten selbst. Vorhang auf!

Art of Fake.

Подняться наверх