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Zurück im Spiel

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Schweißperlen standen auf seiner Stirn, sammelten sich an der Nasenwurzel, liefen über seine markante Nase und fielen in stetem Strom lautlos vor ihm auf den graugelb gesprenkelten Linoleumfußboden. Der Wischmob schwang in monotoner Regelmäßigkeit über sie hinweg und nahm sie in den reinigenden Fluss seiner Bewegungen auf. Schlup – Schlup, Schlup – Schlup, Schlup – Schlup. Meter für Meter arbeitete sich Franz an den Zellen des Frankfurter Polizeipräsidiums entlang. Dabei achtete er sorgfältig darauf, dass sein Gesicht unter der Dienstmütze des Reinigungspersonals verborgen blieb. Die Augen schützte eine getönte Brille. Seine Haut schimmerte vom Rauch der vergangenen Nacht ungepflegt rot, als hätte er die letzten Jahre unter einer der zahlreichen Mainbrücken verbracht. Seine Bewegungen waren mechanisch und für einen flüchtigen Beobachter unterschied er sich in nichts von den Kollegen der Putzkolonne. Ein Blick in seine zugedröhnten Augen hätte allerdings genügt, um ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit für lange Zeit hinter den dicken Stahltüren des Gefängnistraktes verschwinden zu lassen. Denn die blitzten vor größenwahnsinniger Euphorie. Die Pupillen waren vom Rauch der letzten Nacht gerötete und auf Stecknadelkopfgröße geschrumpften.

Er würde diese kleine Schlampe finden. Und dann würde er dafür sorgen, dass sie ihr verdammtes Hurenmaul ein für alle mal halten würde. Aber vorher würde er sie noch sehr eindringlich nach seinem sauberen Herrn Bruder befragen.

Der Hass, der in ihm aufloderte, als er an Karl dachte, überschwemmte sein von Koks und Paracetamol ohnehin schon ins Nirwana gepuschte Gehirn und schüttete eine gigantische Welle Adrenalin in seinem Körper aus. Dieser Cocktail aus künstlichen und körpereigenen Drogen hielt ihn aufrecht und am Leben. Er spürte den mörderisch schmerzhaften Schulterdurchschuss nicht mehr. Er nahm die Wunde nicht einmal mehr ansatzweise als Handicap wahr. Im Gegenteil, er hatte sich noch nie besser gefühlt.

Vor den Zellen standen die Schuhe der Gefangenen. Nicht etwa, weil der Service hier so gut gewesen wäre und jedem Häftling ein Paar gesäuberter Schuhe pro Tag zustand, sondern weil – Vorschrift im Strafvollzug – verhindert werden sollte, dass die Weggeschlossenen mit den Schnürsenkeln ihrem Dasein ein vorzeitiges Ende setzten.

Franz bedachte jedes Paar mit einem kurzen, prüfenden Blick. Männerschuhe ließ er links liegen. Bei erkennbar weiblichem Schuhwerk riskierte er einen unauffälligen Blick ins Innere der Zelle. Er würde sie finden. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Meine goldenen Träume.“ Franz kicherte verhalten in sich hinein. Er hätte brüllen können vor Lachen. Aber er hatte ja noch einen Auftrag. Der Feudel flog förmlich von einer Seite zur anderen. Ein irres Grinsen fraß sich in sein Gesicht, als er leise „Pack die Badehose ein...“ zu pfeifen begann.

Halte aus Schwesterlein. Dein Erlöser ist nah.

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