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Der Moralitäts-Check


Ein Yama im Kontext von sozialer Verantwortungsübernahme …

… fordert Verzicht ein. Welche Grenzen man sich setzt, muss jede:r selbst entsprechend der individuellen Anlagen und Talente bestimmen. Wenn man unterstützend das Modell von Iris Marion Young40 heranzieht, könnte das heißen: Je nach individueller Position (Macht/Privileg/Interesse) in einem (globalen) sozialen System wird dieser Verzicht unterschiedlich ausfallen können. Am Beispiel der Anti-Sweatshop-Bewegung: Markenmodeerzeuger:innen haben Macht und können auf Gewinne verzichten, Mittelklasse-Konsument:innen sind Profiteur:innen, die auf ungewöhnlich billige Schnäppchen verzichten können. Arbeiter:innen in den Sweatshops selbst aber könnten nur auf die Arbeit selbst verzichten, was nicht zumutbar, aber auch nicht völlig ausgeschlossen ist (wenn sie stattdessen zum Beispiel den Arbeitskampf wählen).

… verortet sich in einer Gemeinschaft und strebt Verbundenheit zwischen Mensch, Tier und Natur an. Soziale Verantwortung entsteht durch Teilhabe an einem (globalen) System der strukturellen Ungerechtigkeit. Nachhaltige Verbesserungen können nur im Kollektiv erreicht werden sowie in dem Ausmaß, in dem kollektive Fähigkeiten entwickelt und genutzt werden können.

… basiert auf Freiwilligkeit. Wir sind als Einzelpersonen entsprechend unserer Position im System verantwortlich, aber wir sind nicht zu einem sozialen Engagement gezwungen, und wir können auch nicht für unser Nicht-Engagement zur Rechenschaft gezogen werden. Die Verantwortungsübernahme ist ein bewusster Akt, die freiwillige Entscheidung dafür ein politischer Erkenntnisschritt. Eine Idee aktiv im Kollektiv mitzutragen bedingt, dass wir davon überzeugt sind. Bildung ist eine wichtige Voraussetzung dafür.

… ist zukunftsorientiert, im besten Falle visionär. Wir suchen also primär nicht rückwärtsgewandt nach einem Schuldigen, sondern nach zukünftigen Lösungen, wie wir gemeinsam strukturelle Ungleichheit und daraus resultierendes Leid mindern oder sogar abschaffen können.

Ich werde in Kapitel 4 bei jedem Yama diesen »Moralitäts-Check« durchdenken. Es ist aus meiner begrenzten Sichtweise auf das Leben heraus geschrieben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird individuelle Unterschiede geben, gerade bei den Kriterien Verzicht und Freiheit. Hier beginnt also schon das individuelle Üben!

Yoga und soziale Verantwortung

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