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Hoffnungsträger

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Zwei Wochen später besuchte Frau von Stephano die Chefärztin Ingrid Sämann im Krankenhaus. Die ihr schon bekannte kalte und spartanische Atmosphäre in deren Büro ließ sie frösteln. Ein paar farbige Drucke von Kandinsky, Paul Klee und Franz Mark aus einem Werbekalender verzierten die Wände. Büromöbel aus Stahl und Stühle mit Stoff bespanntem Chrom. Alles schlicht und zweckmäßig. Insgeheim taxierten sich die beiden Frauen, ob sie sich trotz ihrer ausgeprägten Gegensätzlichkeit verständigen könnten. Sie trauten sich nicht über den Weg und wollten die Schwächen der jeweils anderen herausfinden. Sie rangen um die Führungsrolle. Eine fühlte sich der anderen überlegen, blickte auf die andere herab. Die Chefärztin auf die junge Frau ohne Familie, die wohlhabende Adelige auf die alte Frau ohne Geld, die dabei war, alles zu verlieren, die sie um Hilfe ersuchte.

- Förmliche und kühle Begrüßung. Isabelle zwang sich zu einem Lächeln: Grüß Gott Frau Sämann. Wie geht es Ihrem Bruder?

- Distanziert kam die Antwort: Danke, es geht. So langsam kommt er wieder auf die Beine. Mein Bruder will unbedingt nach Hause. Das verstehe ich nicht, denn hier bei uns wird er gut betreut. Ich denke, er sollte sich noch mehr erholen. Er ist noch immer ziemlich schwach und nicht so richtig beieinander. Er hat große Erinnerungslücken. Und bei ihm zu Hause ist niemand, der für ihn sorgen kann. Zwar haben wir ein paar Angestellte, aber die sind nicht für die Krankenpflege ausgebildet. Mein Bruder kann sich nicht allein versorgen und braucht professionelle Pflege. Aber heutzutage gibt es keine guten Pflegekräfte für die häusliche Betreuung. Man bekommt nur Polinnen, Rumäninnen und Frauen aus der Ukraine. Nichts gegen Osteuropäer. Sie sind zwar nett und willig, aber man muss ihnen alles beibringen. Zum Putzen mag es ja reichen, aber zur medizinischen Betreuung der Patienten und zur Krankenpflege sind sie nicht geeignet. Auch hier im Krankenhaus haben wir nicht genügend ausgebildete Pflegerinnen, die wir für diese Aufgabe zur Verfügung stellen können. Auch ich kann mich nicht um alles selber kümmern. Ich habe hier wirklich genug um die Ohren, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten.

- Isabelle zeigte Verständnis: Das ist sicher keine leichte Aufgabe. So ein großes Krankenhaus verlangt den vollen Einsatz oft rund um die Uhr.

- Da haben Sie recht. Dann wechselte sie abrupt das Thema: Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee oder ein Glas Wasser?

- Vielen Dank, bemühen Sie sich nicht.

- Keine Ursache. Hier haben wir alles im Griff, aber wir müssen nun den Blick nach vorne richten. Es geht nicht nur um die Gesundheit meines Bruders, es geht auch um die Firma, die derzeit ohne Führung ist.

- Darüber sprachen wir schon.

- Ja. Haben Sie mal über einen für uns geeigneten Berater für die Firmengruppe nachgedacht?

- Ohne Zögern kam die Antwort: Ja, das habe ich. Ich habe zufällig genau den richtigen Mann für Sie. Es handelt sich um Herrn Konselmann, den Sie bereits von der Einladung beim Graf kennen.

- Der hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Es wäre nicht schlecht, wenn er uns unterstützen könnte.

- Ein guter Mann, bestätigte Isabelle. Er ist sehr beschäftigt. Man müsste ihn fragen.

- Hoffentlich können wir ihn uns leisten. Sie wissen, die Rentabilität unserer Firmengruppe ist zurzeit nicht die beste. Wir können uns keine Millionengehälter leisten.

- Für alles gibt es eine Lösung: Ich denke, Sie könnten ihm für einen späteren Zeitpunkt Firmenanteile zusagen, wenn die Firma wieder erfolgreich ist. Dann wäre er für den Anfang mit einem geringen Fixum einverstanden.

- Das hört sich gut an. Ich müsste mal mit meinem Bruder darüber sprechen und anschließend auch mit Hinrich und Julia. Die beiden Geschwister müssten einverstanden sein. Sie müssen mit dem Berater zusammenarbeiten. Schließlich geht es auch um ihre Firmenanteile, auf die sie eines Tages – wenigstens zu einem Teil – verzichten müssten.

- Wie lange wird das dauern? Soweit ich weiß, ist Konselmann nur jetzt für diese Aufgabe verfügbar. Wenn Sie zu lange zögern, dann wird er absagen. Er hat noch andere Aufgaben in seiner Firma. Sie wissen: Gute Manager sind sehr begehrt.

- Ja, ich weiß, aber Sie müssten mir mindestens eine Woche Bedenkzeit geben. Auch die interne Abstimmung erfordert Zeit. Es wäre gut, wenn ich in der Zwischenzeit seine Vita studieren könnte. Dann kann ich mir ein besseres Bild von ihm machen.

- Isabelle öffnete ihre Aktentasche: Zufällig habe ich hier seine Unterlagen aus einer anderen Bewerbung. Es ging damals um eine weitaus größere Aufgabe. Aber die Angaben über seinen beruflichen Werdegang sind noch immer ziemlich aktuell, soweit ich weiß. Sie werden von seinen Leistungen beeindruckt sein. Sie können froh sein, wenn Sie ihn für diese Aufgabe gewinnen können.

- Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben.

Isabelle, lächelte verständnisvoll und überreichte die sorgfältig gebundenen Unterlagen. Auf feinstem Papier gedruckt. Exemplarisch waren einige anonymisierte und besonders erfolgreiche Aufträge herausgegriffen worden: Farbige Grafiken lenkten die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: Sinkende Kosten, steigende Umsätze, steigende Gewinne, steigende Börsenkurse.

- Ingrid betrachtete das offenbar in einem professionellen Studio aufgenommene Foto eingehend: Ein gut aussehender Mann, aber das Foto ist wohl schon etwas älter? Jetzt hat er schon ein paar graue Haare, wie ich mich erinnere.

- Ich finde, die grauen Haare machen einen Mann ab einem gewissen Alter noch attraktiver. Dieser Mann ist genau in dem richtigen Alter für diese Aufgabe. Er hat inzwischen genügend Erfahrungen gesammelt.

- Mit einem Anflug von verschämtem Lächeln antwortet sie: Er sieht wirklich gut aus. Wenn ich jünger wäre, dann würde ich mich für ihn auch als Mann interessieren. Aber über das Alter bin ich hinaus. Vielleicht ist er der richtige Mann für Julia, was meinen Sie?

- Ich denke, Julia wird sich ihren Mann selber wählen.

Die Ärztin erhob sich und betrachtete sich aufmerksam im Spiegel über dem Waschbecken, das in der Schrankwand versteckt war. Sie ordnete ihr Haar und strich es zurück. Vielleicht war sie doch noch nicht über das Alter hinaus?

- Er soll mich in den nächsten Tagen mal anrufen, sagte sie unvermittelt. Wir könnten uns zum Essen verabreden.

Isabelle ließ sie nicht aus den Augen. Sie ahnte, was in ihr vorging. Sie hatte mit dem Leben als Frau noch nicht abgeschlossen, wollte begehrt sein und suchte offensichtlich einen Mann.

- Ich werde es ihm sagen, sagte sie.

- Sichtlich bemüht, einen indifferenten Eindruck zu erwecken, sagte Ingrid: Ich denke, dass Sie seine Referenzen gecheckt haben. Für diese Aufgabe ist nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Geschick und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen erforderlich: Er muss sich in die Gesellschafterstruktur eines traditionsreichenden Familienunternehmens einfügen. Sie besteht aus lauter Individualisten, die unter einen Hut gebracht werden müssen.

Nach dieser Bemerkung war klar, worauf es ihr ankam: Sie wollte als Gesellschafterin in die Suche nach einem Nachfolger einbezogen sein.

- Deshalb antwortete Isabelle: Sie werden ihn schon richtig zu behandeln wissen. Gegenüber guten Argumenten hat er sich noch nie verschlossen gezeigt. Ich bin mir sicher, dass Sie ihn auf die richtige Fährte setzen werden.

- Wir werden sehen, wie er sich einfügt und welche Maßnahmen er ergreift, sagte sie ausweichend.

Was ging es die Ärztin an, was sie wirklich wollte. Sie würde sich nicht in die Karten gucken lassen, von dieser Frau schon gar nicht.

- Da seien Sie ohne Sorge, antwortete Isabelle. Er hat schon viele schwierige Aufgaben erfolgreich erledigt. So wird er auch diese Herausforderung meistern.

- Ingrid zögerte einen Augenblick. Sie tat sich offenbar schwer, zu einem heiklen Punkt mit der Sprache herauszurücken: Da ist noch etwas, das ich mit Ihnen besprechen wollte.

Es war klar, was nun folgen würde: Der schon angesprochene Kredit. Isabelle konnte Menschen in kritischen Situationen richtig einschätzen.

- Was bedrückt Sie? Frau Sämann, Sie können ganz offen mit mir reden. Es bleibt alles unter uns.

- Mit ungewohnter Offenheit kam Ingrids Antwort: Wie ich Ihnen schon sagte, brauchen wir Geld für Investitionen und Produktentwicklung. Vor allem für die Zulassung des neuen Medikaments gegen die Niereninsuffizienz. Davon hängt die Zukunft unseres Unternehmens ab. Die Banken geben uns derzeit nur zögernd und zu ungünstigen Konditionen Kredit.

- Ja, die Banken. Sie scheuen das Risiko und können das Pharma-Geschäft nicht richtig beurteilen. Vor allem die Chancen neuer Medikamente.

- Da haben Sie wirklich recht.

- Geschickt lenkte Isabelle ab, denn sie wollte ihre Karten noch nicht offen auf den Tisch legen.

- Wir werden das leidige Finanzproblem zu späterer Zeit lösen.

- Das hoffe ich.

- Jetzt zu etwas Anderem, das mich persönlich bewegt, sagte Isabelle: Ich hätte nie gedacht, dass Julia bei dem Konzert patzen würde. Sie macht sonst so einen souveränen Eindruck. Sie kam offensichtlich irgendwie aus dem Takt. In einem kurzen Moment waren sich die Geschwister über das Taktmaß nicht einig. Es mangelte an der Führung. Das hat Hinrich verunsichert. Ihm fehlte die Orientierung, die er bisher bei seiner Schwester gefunden hatte. Wissen Sie, was da los war?

- Ja, Julia wird immer etwas überschätzt, sagte Ingrid, weil sie gut aussieht und selbstbewusst auftritt. Aber sie kann sich nicht unterordnen. Das ist ihr Problem. Zudem hat sie Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Mitarbeitern. Sie fordert zu viel und geht nicht auf ihre Bedürfnisse ein. Außerdem hat sie momentan ganz andere Sorgen, die sie belasten.

- Menschenführung ist nicht leicht, sagte Isabelle mit professioneller Überzeugung. Ein ständiges Abwägen zwischen Härte und Nachgiebigkeit. Eine Frage des Fingerspitzengefühls. Das kann man kaum lernen. Entweder man hat es, oder man hat es nicht.

- Was Sie sagen!

- Also zurück zu Ihrem Anliegen: Sie brauchen Geld, wenn ich Sie richtig verstanden habe. Wie viel ist es?

- Etwa fünfundzwanzig Millionen werden bis zur Rückkehr meines Bruders ausreichen. Ein Teil des finanziellen Problems liegt bei Julia. Ihr Forschungsinstitut verschlingt große Summen. Die Erfolge lassen auf sich warten. Das liegt wohl auch daran, dass sie in der letzten Zeit viele fähige Mitarbeiter verloren hat. Immer wieder muss sie neue Mitarbeiter einstellen. So kommt sie immer wieder in Zeitverzug.

- Ich kenne das Problem, weil ich die Kapitalgeber vertrete, die unter anderen auch ihr Institut mit Risikokapital versorgen. Sie warten noch immer auf die seit Jahren zugesagte Rendite.

- Wir brauchen mehr Zeit, um die Forschungsarbeiten zu beenden und die Tests zu bestehen. Wenn das neue Medikament erst einmal für den Markt zugelassen ist, dann sind wir alle Probleme mit einem Schlag los.

-.Wann wird das etwa sein? Können Sie wenigstens einen ungefähren Zeitpunkt nennen, damit ich mit meinen Kreditgebern den erforderlichen Kreditrahmen abstecken kann. Außerdem sollten wir uns über die Sicherheiten verständigen.

- Wir hatten neulich über unsere Familienvilla in Saint Tropez gesprochen, sagte Ingrid. Ich habe hier ein paar Bilder. Sie zeigten eine herrschaftliche Villa im Park von Saint Tropez direkt am Meer.

- Sehr schön, sagte Isabelle. Sie sind sicher oft dort?

Wenn es unsere Zeit erlaubt. Im Übrigen: Die Villa von Herbert von Karajan ist nicht weit entfernt, sagte sie nicht ohne Stolz. Auch Brigitte Bardot wohnt in der Nähe. Es handelt sich also um ein ganz besonders wertvolles Objekt, um das sich die Immobilienmakler reißen, aber ich möchte das großzügige Anwesen jetzt nicht verkaufen. Stattdessen möchte ich es beleihen lassen. Wenn Sie Interesse haben, dann sollten Sie sich das Anwesen mal ansehen.

- Es scheint ein durchaus interessantes Objekt zu sein. Ich würde es tatsächlich gerne mal sehen.

- Die Ärztin blätterte in dem Album und suchte noch weitere Bilder hervor: Sie werden begeistert sein. Betrachten Sie mal diese Bilder von dem Haus und dem Garten. Sie sehen, es ist ein Juwel und liegt direkt am Meer. Es gibt nur ganz wenige Objekte, die ebenso gut gelegen sind. Das Anwesen ist praktisch von niemandem einsehbar. Solche Raritäten werden insbesondere von russischen Oligarchen gesucht. Auch arabische Scheiche interessieren sich dafür. Sie können das Bild gerne mitnehmen. Ich habe noch andere.

- Sofort erkannte Isabelle ihre Chance und dankte für das Bild: Das Anwesen würde mich durchaus interessieren, sagte sie. Ich habe viele potentielle Interessenten für so ein exklusives Anwesen. Welche Preisvorstellung haben Sie?

- Die Ärztin zögerte und setzte ihr Pokerface auf: Der Wert des Objekts wird derzeit auf weit über dreißig Millionen Dollar geschätzt. Ich habe hier eine Expertise. Die Preise werden schnell steigen, wenn die wirtschaftliche Krise vorbei ist. Für fünfundzwanzig Millionen biete ich sie Ihnen an, wenn Sie sich schnell entscheiden, und wir sofort über das Geld verfügen könnten. Natürlich muss ich meinen Bruder vorher fragen. Sie sollten das Anwesen zuvor besichtigen. Wenn Sie wollen, können Sie noch diese Woche an die Côte fahren. Das Haus steht im Augenblick leer. Deshalb könnten Sie es für ein paar Tage kostenlos benutzen. Ich habe keine Zeit, und Wolfgang ist derzeit nicht in der Lage, dort hin zu fahren. Und seine Kinder haben jetzt ganz andere Sorgen, als Urlaub zu machen.

- Isabelle wollte nichts überstürzen. Sie beherrschte die Situation und wusste, dass ihr die Zeit in die Hände spielte. Der Fisch musste noch etwas an der Angel zappeln: Ich werde mal sehen, wie ich es einrichten kann. Ich habe einen vollen Terminkalender. Ich werde mich bemühen, möglichst bald eine Reise nach Südfrankreich einzuplanen.

- Lassen Sie es mich rechtzeitig vorher wissen. Ich müsste dem Verwalter Bescheid geben, damit alles für Ihre Ankunft hergerichtet ist. Ohne Anmeldung kann man das Grundstück nämlich nicht betreten. Es ist rundum mit elektrischen Zäunen und versteckten Kameras gesichert.

- Beim Hinausgehen sagte Isabelle wie beiläufig: Sobald ich einen Überblick über meine aktuelle Terminsituation habe, rufe ich Sie an. Wir müssen uns über das Objekt und seinen Preis einig sein, bevor wir mit den Verhandlungen über den Anstellungsvertrag mit Herrn Konselmann beginnen. Ohne den Kredit sind Sie in Kürze zahlungsunfähig, und alle weiteren Gespräche würden keinen Sinn mehr machen. Ich glaube, das ist Ihnen klar.

- Jovial antwortete die Ärztin: Wir werden uns schon einig.

- Wir werden sehen. An meinem guten Willen soll es nicht fehlen. Zunächst wäre es von Vorteil, wenn ich die Grundbuchauszüge für das Objekt einsehen könnte. Können Sie mir diese möglichst schnell besorgen? Dann hätte ich auch gern das Original der Objekt-Bewertung. Ich könnte es prüfen lassen.

- Die Ärztin ging zu ihrem Aktenschrank und suchte die gewünschten Unterlagen. Sie legte die Akte Saint Tropez auf den Tisch und suchte das Bewertungsdokument: Hier ist, was Sie haben möchten. In der Tasche befindet sich auch der Grundbuchauszug.

- Isabelle blätterte die Mappe flüchtig durch: Wie ich sehe, gehört das Objekt Ihrem Bruder und Ihnen je zur Hälfte. Die Wertermittlung geht von einem unbelasteten Anwesen aus. Um es beleihen zu lassen, müssten Sie und Ihr Bruder zu einem Notar in Saint Tropez gehen, und eine Hypothek zu meinen Gunsten im Grundbuch eintragen lassen. Vorher kann ich nichts für Sie tun.

- Wir müssten dann warten, bis mein Bruder wieder so weit hergestellt ist, dass er die Unterschrift vor einem Notar leisten kann. Anschließend müssten wir eine Reise nach Frankreich unternehmen. Das wird seine Zeit dauern.

- Ich kann es nicht ändern. Sorgen Sie dafür, dass er schnell wieder gesund wird, dann reden wir über das weitere Vorgehen. Bevor das nicht geregelt ist, kann der Kredit nicht zur Auszahlung kommen.

- Das wird uns in erhebliche zeitliche Bedrängnis bringen.

- Was glauben Sie, wie lange Ihr Bruder noch in Krankenhaus bleiben muss?

- Das kann ich noch nicht sagen. Er erholt sich nur langsam. Es kann Wochen oder sogar Monate dauern.

- Sie werden sicher alles tun, damit Ihr Bruder schnell wieder auf die Beine kommt. Ich hoffe sowohl für ihn als für die Firma, dass es schnell geht.

Isabelle bat um die Unterlagen, die sie ihrem Kreditgeber zur Prüfung übergeben wollte. Die Prüfung und die Eintragung der Hypothek konnten viel Zeit in Anspruch nehmen. Man müsste das Verfahren abkürzen, dachte sie, jedenfalls soweit es in ihrer Macht stand. Daher entschloss sie sich, es vorerst mit einem persönlichen Schuldschein bewenden zu lassen.

- Mir ist klar, dass die Sache drängt. Ich möchte Ihnen helfen, so gut ich kann. Deshalb könnten wir es einstweilen mit einem persönlichen Schuldschein bewenden lassen, denn ich vertraue Ihnen. Er müsste zu gegebener Zeit auch von Ihrem Bruder unterzeichnet werden. Ich werde schon mal den Kreditvertrag entwerfen. Und in der Zwischenzeit könnten Sie den Schuldschein ausstellen.

- Wie Sie wissen, habe ich eine Vollmacht von meinem Bruder. Wir hatten kürzlich eine Gesellschafterversammlung, die über die Nachfolge beraten sollte. Aber wir kamen zu keinem Ergebnis. Zu unterschiedlich waren die Positionen. Es wurde aber beschlossen, mit den Banken über einen neuen Kreditvertrag zu verhandeln.

- Ist Ihre Vollmacht auch für Immobiliengeschäfte gültig, wollte Isabelle wissen.

- Ich werde das von meinem Anwalt prüfen lassen. Vielleicht genügt es, wenn ich auch im Namen meines Bruders unterschreibe. Ich werde Ihnen umgehend Bescheid geben.

Das Problem war einstweilig ungelöst. Isabelle verließ das Krankenhaus auf dem schnellsten Weg. Eines war ihr klar: So lange der Patriarch noch auf der Intensivstation lag, konnte kein Vertrag mit Konselmann abgeschlossen werden. Sie mussten warten, aber vielleicht war es dann auch schon zu spät. Möglich, dass in der Zwischenzeit das Insolvenzverfahren über die Firmengruppe wegen Zahlungsunfähigkeit eröffnet werden müsste. Dann wäre alle Mühe umsonst gewesen.

Die Zeit drängte und duldete keinen Aufschub.

Das Doppelkonzert

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