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4.0. Theorie und Ästhetik des 17. und 18. Jahrhunderts und der Streit um die Klassizität

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Dass eine Ästhetik des Barock schwierig zu fassen ist und durch die heftige Kontroverse zwischen Barock und Klassizismus nicht einfacher wird, wurde bereits angesprochen. Die Entartungsthese ist nur eine – vielleicht vordergründig sich nahelegende – These, um dem Problem beizukommen. Ähnlich wie beim Übergang von der Gotik in die Renaissance wuchs der Barock in der künstlerischen Praxis aus der Renaissance hervor. Eher als auf eine Entartungs- und Verfallsthese könnte man auf eine Theoriebildung achten, die sich aus originären Aspekten der Renaissance ergab. Wie bereits angedeutet, ließe sich der Barock dann als konsequente Fortsetzung des klassischen und antiklassischen Aspekts der Renaissance verstehen. Man könnte in ihm eine zunehmende Souveränität im Umgang mit den Motiven antiker Kunst durch das erstarkende Subjekt sehen, was zugleich einer zunehmenden Befreiung aus der Gebundenheit an ontologische Konzepte entspricht. Das Scheitern von griffigen Definitionen des Barock auch in der Kunstgeschichtsschreibung hat naturgemäß auch seine Gründe in der methodischen Vielfalt, mit der man dem Problem zu begegnen trachtet. Stilanalyse oder Ideengeschichte? Motivforschung oder Blick auf die Bautechnik? Ich habe versucht, dem Problem durch eine breitere Skizzierung dessen, was ich Struktur des Barock nannte, einigermaßen gerecht zu werden. Darin wurden bewusst etliche Sichtweisen zusammengezogen: der Barock als Ausdruck der neuen Rationalität, als Kapitel der dynamischen Seinsbeschreibung, als rhetorische Wende in der Baukunst – zugleich als Rückwendung zur Klassik und zur Renaissance, Stichwort: Re-Renaissance; schließlich als Versammlung der Künste im Gesamtkunstwerk und damit als synästhetisches Medium, »das Botschaften transportiert.« Sinnlichkeit und Rationalität als Verbindung des Empirismus mit dem Rationalismus und schließlich mit der Aufklärung führten uns mit Marcus Felsner im Rokoko bereits in eine erste Moderne der Neuzeit, die den Illusionismus des Mediums durch Übertreibung außer Kraft setzte. Vielleicht kann die Beachtung dieser vielen Anknüpfungspunkte mithelfen, im Barock eine spannende und intellektuell anregende Stilepoche zu sehen, auch wenn er nicht den heutigen Zeitgeschmack trifft. Dazu könnte auch die nun in der Tat reichlich vorhandene zeitgenössische Reflexion in Kunst- und Architekturtraktaten – überwiegend aus der klassizistischen Position – beitragen.

Hoppe 2003, 243

Die Wende durch den Buchdruck brachte schon seit dem 16. Jh. eine neue Qualität des Kunst- und Architekturdiskurses. Die Traktate waren theoretisch und normativ. Sie waren um die Vermittlung von Stiloptionen bemüht und boten ganz praktische Darstellungen von modellhaften Baulösungen. Daneben entstanden Kunst- und Architekturreisebeschreibungen, teilweise mit ausführlichen Bildteilen. Dabei kann man zwei mediale Kategorien unterscheiden: »[…] zum einen die materiellen Trägertechniken wie Gemälde, Federzeichnungen, Kupferstiche, Holzmodelle oder der Buchdruck, zum anderen die immateriellen Darstellungsarten (Dispositive) wie Grundrisse, Schnitte, orthogonale Ansichten, perspektivische Darstellungen und dreidimensionale Modellierungen.« Die Druckwerke blieben nicht nur auf Fachleute, Künstler und Architekten, beschränkt, sondern wurden für ein Laienpublikum zugänglich gemacht. Beispiele dafür haben wir bereits in der Renaissance kennen gelernt. Seit Ende des 18. Jh.s kamen in Deutschland auch Architekturzeitschriften dazu. Eine der ersten war das von Gottfried Huth herausgegebene Allgemeine Magazin der Bürgerlichen Baukunst.

Hoppe 2008, 383

VI.6.4.ff.

Im Folgenden soll der breite Diskurs an einigen prominenten Beispielen quer durch Europa nachgezeichnet werden, um dem, was Barock sein mag, ein weiteres Stück näher zu kommen.

Kunstphilosophie und Ästhetik

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