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4.2. Barock und Klassizismus

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Der Barock war (wenn man vom Jugendstil absieht) der letzte große flächendeckende Stil der Kunstgeschichte. Der Klassizismus, der ihm folgte, war nicht mehr bloße Antikenrezeption der Renaissance. Ging es dort darum, aus antiken Vorlagen ein (neues) Ganzes zu machen, hing der Klassizismus nostalgisch an einem strengen Nachbau der alten Vorlagen, die dann eklektizistisch pluralisiert wurden. Man kann so weit gehen, den Klassizismus de facto als eine romantische Bewegung zu taxieren.


512 Santa Maria della Grazia (1590); Lecce

Beyer 2006a, 10

Um die komplexe Rezeptionsgeschichte des Klassischen in den Griff zu bekommen, unterscheide ich eine an der Renaissance orientierte Klassik und einen romantischen Klassizismus. Ich blicke dabei auf die Literaturwissenschaft, in der die Begriffe Klassik und Klassizismus am intensivsten gebraucht wurden. Dort bevorzugt man seit geraumer Zeit den Begriff Klassizismus statt Klassik, um der unglücklichen Weimarer Antikenrezeption auszukommen. Mit dieser Begriffsverschiebung ist bereits die Konnotation einer nicht mehr authentisch verstandenen (wie in der Renaissance), sondern romantisch verklärten Wiedergeburt der antiken Welt getroffen und sind die scheinbar widersprüchlichen Begriffe aufeinander bezogen. Man kann im Klassizismus in der Tat ein ideologisches Epochenkonstrukt und eine bewusste Stilpolitik sehen.

Werner Oechslin hat genau an diesem Punkt einen blinden Fleck in der Barockrezeption ausgemacht, wo sie nämlich den Unterschied zwischen einer »positiven Empfehlung, sich an der antiken Architektur zu orientieren«, und einer »schulmeisterlich angelegten Liste architektonischer Verfehlungen durch Milizia […]« übersieht.

Oechslin 2000, 115

Kunstphilosophie und Ästhetik

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