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Erinnerungen an Sascha

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Mit meinem kleinen Bruder Sascha erlebte ich auch manch lustiges. Wir spielten „König“. Weil ein König hoch oben auf einem Thron zu sitzen pflegt, holten wir kurzerhand unseren Leiterwagen hervor und ich stellte einen Stuhl in den Wagen. Nun bastelten wir zusammen eine königliche Robe aus einem Badetuch. Edel gekleidet und auf den Thron gesetzt, zog ich nun meinen Bruder, einem König gebührend, umher und weil der Vorplatz etwas eng war, zog ich ihn im Kreise und immer etwas schneller. Ich habe damals noch nie etwas von einer Fliehkraft gehört. Ich bin darum der Meinung, dass man mir keinen Vorwurf machen kann, dass der Stuhl dann kippte und Sascha zu Boden viel, aus nicht ganz geringer Höhe. Er wurde nicht verletzt aber ich kriegte Ärger. Von unserer Tante Irene bekamen wir ein grosses „Bädli“ geschenkt, das für die damalige Zeit sehr viel Wasser fasste und einen grossen Durchmesser hatte. In diesem planschten wir stundenlang und über mehrere Sommer. Mein Lieblingsbikini war gelb wie die Sonne. Im Winter baute ich mit Sascha hinter dem Haus, neben dem Küchenfenster gerne Iglus. Wir schaufelten Schnee heran mit Schneeschaufel und dem Bob, bis sich ein riesiger Haufen ansammelte. Dann begannen wir den Eingang frei zu graben, wir gruben und gruben bis wir den ganzen Haufen ausgehöhlt hatten und so unser Schneehaus entstand. Wir assen in diesem Haus und wollten auch darin schlafen, doch wir merkten schnell, dass dies zu kalt war und gingen freiwillig ins Elternaus. Eines Abends sassen wir im Iglu mit einer Taschenlampe, weil es schon dunkel war. Plötzlich sahen wir im Schein der Taschenlampe ein Hundebein vor uns, „Rex“, der draussen umher rannte, sprang immerzu auf unser Iglu und brach durch das Igludach ein. Hinter unserem Haus rutschten wir auf Abfallsäcken das steile Bord hinunter. In unserem Zimmer bauten wir aus Leintüchern eine Spielhütte. Wir waren gerade vertieft im Rollenspiel, als wir plötzlich unsere Mutter die Holztreppe hoch stampfen hörten. Wir beide schauten uns verwundert und ängstlich an. Mutter hob das Leintuch hoch, verpasste zuerst Sascha und dann mir eine Ohrfeige, was nun gar nicht ihre Art war. Wir fingen an zu weinen und schauten uns fassungslos an. Was hatten wir falsch gemacht? Wir erfuhren später, dass Mutter dachte wir würden uns streiten. Dieses Missverständnis muss sie sich heute noch ab und zu anhören. Mit Sascha stritt ich mich sehr oft. Er war meiner Meinung nach ja auch ein verwöhntes Bürschchen. Es gab Zeiten, in denen ich genug von ihm hatte, dann lockte ich ihn in unser Zimmer, schloss die Tür und machte mich über ihn her. Sascha konnte richtig jähzornig werden. Auch schon verfolgte er mich mit einer Gartenhacke. Ich floh in unser Zimmer und er hackte wutentbrannt in mindestens jede zweite Holzstufe und schlug oben ein unschönes Loch in die Tür. Nachdem ich Sascha wieder einmal so richtig ärgerte, verfehlte mich ein Stein, der knapp an meinem Kopf vorbei flog, nachdem ich schnell die Haustür hinter mir schloss. Das muss ein grosser Brocken gewesen sein, denn der Stein vermochte durch die dicke Glasscheibe zu fliegen und am Kasten dahinter aufschlagen! Wir beide hatten unsere Campingbekanntschaften. Sascha pflegte Kontakt mit einem Jungen aus Winterthur. Ich hatte damals keine Ahnung, wo Winterthur lag. Nun, dieser Junge hiess…, ja wie hiess er denn…? Ich weiss nur noch, dass wir ihn Münger genannt haben. An seinen Vornamen kann ich mich nicht erinnern. Als er bei uns in den Ferien war und ich mit ihm auf dem Campingspielplatz spielte, hatte ich eine Idee. Ich schleppte einige Bachziegelsteine an und deponierte sie neben der Wippe. Ich lud den Jungen ein mit mir zu wippen und als wir eine Weile auf und ab wippten, fing ich an die Steine aufzuheben und auf meiner Seite zu stapeln. Weil wir fast gleich schwer waren, war ich nach dem ersten geladenen Stein schon schwerer und es war ein Kinderspiel, die anderen Steine aufzulegen, bis die Steine allein ihn hochhielten. Ich stieg ab und sagte: „Tschüss, ich gehe jetzt!“ Er fing an zu heulen und ich verliess den Spielplatz. Ich weiss nicht mehr wie lange er da oben sass, allzu lange kann es nicht gewesen sein, doch meine Mutter war „stinksauer“ auf mich, weil der Knabe wieder nach Hause, zu seinen Eltern wollte. Ein weiteres Mal, als er auch bei uns schlief und wir in unseren Betten lagen, hatte ich wieder einmal eine Idee. Sascha und ich schliefen in einem Kajütenbett, ich oben und er mit seinem Kollegen unten. Ich holte eine Schnur und befestigte das eine Ende an des Knaben Handgelenk, ging nach oben unter meine Decke und zog nun vorsichtig an der Schnur. So konnte ich den Arm des Jungen bewegen, wie der eines Hampelmannes, dass fand ich ulkig, bis er dann erwachte. Wenn ich heute in Frauenfeld an der Autogarage Münger vorbei fahre, erinnert mich das immerzu an diesen Jungen.

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