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Umzug nach Schönengrund-Wald

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Keinerlei Erinnerungen an den Umzug nach Schönengrund in die „Sonne“. Wir bewohnten in diesem grossen Hotel die Wohnung über einem Saal, der sich gleich neben dem Restaurant befand. Am ersten und auch an den folgenden Silvestern konnten wir kaum schlafen, wegen des Lärms, der Musik und den lauten Gästen. Mein Grossvater Johann, mein Onkel Urs und mein Vater musizierten für die Campinggäste. Zu Anfang teilte ich mein Zimmer mit Philip oder umgekehrt, doch nicht lange, denn meinem Bruder gefiel mein allabendliches Singen nicht. Auf seinen Protest hin bekam ich ein eigenes Zimmer. Dort konnte ich ungestört „Trio Eugster“ hören und fröhlich mitsingen, wofür ich mich heute schäme. An diese Wohnung, nein an das ganze Gebäude, kann ich mich sehr gut erinnern. Irgendwann bekamen wir eine Schäferhündin, die wir Asta tauften, denn Whisky, ihr eigentlicher Name schien doch irgendwie abwertend und wenig passend für eine Hündin. Eines Nachts musste mein Vater noch dringend zur Post und nahm Asta mit. Auf dem Weg dorthin wurde sie unglücklicherweise von einem Auto angefahren, weil sie einer Katze hinterher jagen wollte. Für meinen Bruder Philip und meine Eltern war das ein trauriger Verlust, doch so merkwürdig es klingen mag, ich kann mich kaum daran erinnern und kann diesem Erlebnis keinerlei Gefühle zuordnen.

Das Hotel in dem wir wohnten gehörte meinen Grosseltern Emma und Johann. Meine Grossmutter Emma sah ich nicht sehr oft, ich frage mich heute noch, wo sie sich herumtrieb. Wenn ich sie antraf, dann im Restaurant oder in dem kleinen länglichen Bügelzimmer, in dem es so seltsam nach feuchter Wäsche roch. Sie benutzte kein herkömmliches Bügeleisen, sondern ein Glättding aus zwei Rollen, das die grossen Leintücher regelrecht hineinsog. Diese Arbeit schien mir nicht ganz ungefährlich zu sein. Ein kleines Abenteuer bescherte uns Emma, als sie Sascha und mir beibrachte, wie man hinter der „Sonne“, im Zelt übernachtet. Ich habe es jeweils gehasst, wenn sie sagte, dass ich und sie dieselbe Nase hätten. Ich habe heute noch Angst davor, sie könnte Recht behalten und meine Nase mutiert noch im Alter. Meinen Grossvater Johann traf ich vorwiegend im Freien an, denn er fand draussen immer eine Beschäftigung und das hat sich bis heute nicht geändert. Er hatte viel auf dem Campingplatz zu tun und baute dort etwas aus und da etwas an. Er war oft und zu unserem „Gaudi“, mit dem „Aebi“ unterwegs, auf dem wir mitfahren durften. Im Winter stellte er den Pony-Lift auf und wir durften, wenn wir Zeit und Lust hatten ihn täglich benutzen. Wir liessen uns mit den Skis, dem Schlitten oder mit dem Bob hochziehen. Einmal setzte mich Opa auf seine Schultern und wir fuhren so den kleinen Hügel hinab. Im Sommer baute er zu meiner grössten Begeisterung Treppen und kleine Brücken für die Wanderwege. Johann hatte seine eigene Werkstatt, in die ich ab und zu schlich, um mich einfach einwenig umzusehen, was es da so alles gab. Nicht zu vergessen den Spielplatz für die Campingkinder, den auch mein Opa baute. Da gab es natürlich eine rote Schaukel, einen Rundlauf, einen Sandkasten, eine riesige Wippe, gemacht aus einer Telefonstange. Unter der Woche hatte ich diesen Spielplatz ganz für mich allein. Meinen Onkel Urs traf ich hauptsächlich in der Küche an, was kein Zufall war, denn er war und ist der Koch. Wir führten so manche Gespräche, doch glaubte ich ihm nicht, dass mein Opa seine Brusthaare im Bad mit „Wickerl“ frisierte. Gefreut habe ich mich immer, wenn ich ein Pommeschips-Säckchen bekam. Mmh, so fein und bei diesem Gedanken erinnere ich mich wieder an die feinen Kaffeerahmkübelchen aus Schokolade. Immer wenn jemand einen Kaffee bestellte, gesellte ich mich in die Nähe und setzte meinen ganzen Charme ein, um vielleicht die Schokolade abzuluchsen.

An meinen kleinen Bruder habe ich nun meine ersten Erinnerungen. Ich durfte ihn kaum anfassen, geschweige denn herumtragen. Mein Vater ermahnte mich, er habe selber Beine. Schade, ich hätte ja so gerne mit ihm gespielt. In meinem Fotoalbum klebt ein Foto, worauf Sascha auf dem „Aebi“ sitzt, Mutter steht daneben und hält den Kleinen. Mich sieht man im Hintergrund am Laufgitter stehen und es quälte mich die Eifersucht. Ebenfalls Eifersucht oder Neid quälte mich, als ich bei Philip`s Geburtstagsparty einfach ausgeschlossen und somit unmissverständlich unerwünscht war. Ich versuchte durch das Schlüsselloch zu spähen, doch es war sinnlos. Meine Rache und Genugtuung lag darin, am Ende der Party von einem sicheren Versteck aus zu beobachten, wie die Mädels und Jungs fluchend ihre Schuhe suchten und die Schuhbändel entknoteten, die ich willkürlich und bösartig zusammenknüpfte. Unter unserer Wohnung, neben dem Saal, war früher die Post eingemietet. Auch Pferdestallungen gab es, zum Auswechseln der Pferde für die Postkutsche, die sich hinter dem Haus befanden. Jahrzehnte später überwinterten einige Wohnwagen in der Halle. Und noch später gab es eine Bäckerei, die bis heute noch besteht.

Grüwig das Buch

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