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Unsere Haustiere

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Wir hatten wieder einen Hund. Oder hatten wir den schon vor dem Umzug? Ich weiss es nicht. Er hiess Rex. Ein Schäferhund mit viel rötlicher Färbung. Sein Hundehaus stand hinter dem Haus, nahe am Bächlein, ganz in der Nähe des hinteren Hauseinganges. Dort wurde er angekettet. Ich machte mir ein Spiel daraus, ihn möglichst unbemerkt so nah wie möglich anzuschleichen, was nicht einfach war. Wenn er in seinem Hundehäuschen lag, schaffte ich es oft, mich bis hinter sein Häuschen heranzuschleichen, dann anzuklopfen, zu lachen, wenn er dann im „Garacho“ herausschoss und mich stürmisch begrüsste. Ich konnte auch schon unbemerkt aufs Häuschendach steigen und dann klopfen und genoss seinen Gesichtsausdruck, bis er mich dann endlich entdeckte. Ich liess ihn dann jeweils von der Kette und wir spielten „Fangen“. Ich war meist die, die fangen musste, was naturgegeben war, da er mich sehr schnell einholte. Wir waren dicke Kumpels, Rex und ich. Meist brachte ich ihm das Fressen. Er frass alles, ausser Kartoffelstock, den mochte er nicht und leckte diesen mit einer Grimasse, die einzigartig war. Ich liebte diesen Hund. Im Frühling zupfte ich ihm die Haarbüschel aus, die das Fell frei gab. Er dufte auch ab und zu drinnen, in der Waschküche schlafen, wo er auch immer wieder „hinein machte“. Vater liess ihn nachts ins Freie und wenn der Hund erst morgens wieder vor der Tür stand und von ihm eingelassen wurde, hörte ich ihn heulen, denn jedes Mal bekam er einen Fusstritt. Heute und auch damals tat er mir leid, denn er hatte wohl nicht gerade ein optimales Hundeleben.

Eines schönen Tages besuchte ich Susanne. Bei ihr angekommen, sah ich einen Kater der mir gefiel. Ich durfte ihn mit nach Hause nehmen. Er war sicherlich schon ein halbes Jahr alt. Ich taufte ihn „Jauli“. Er hatte ein „Vorhängligesicht“ und war getigert mit Weiss. Weil er auf einem Bauernhof aufwuchs, kannte er weder Glastüren noch Spiegel und darum sprang er in die Balkonglasscheibe, als er nach draussen wollte. Später sprang er von meinen Armen direkt in einen an der Wand vorgehaltenen Spiegel, weil er wohl annahm, in einen anderen Raum springen zu können. Er war so ein lieber Schmuse-Kater und ich liebte ihn. Ich weiss nicht wie alt er war, als er krank wurde. Wir dachten er sei erkältet. Er „schnudderte“ so ekelig und spritzte Eiter um sich. Wir liessen den Tierarzt kommen, weil sich der Zustand nicht besserte. Dieser untersuchte ihn und hatte eine Vermutung auf Tollwut. Mir wurde erklärt, dass das eine auch für den Menschen tödliche Krankheit sei. „Jauli“ würde bald nicht mehr seiner selbst sein und uns beissen! Wir sperrten ihn auf Empfehlung des Arztes ein. Wir steckten ihn in eine alte Kommode. Vorab entfernten wir natürlich die Türchen und befestigten ein Hasengitter, um uns vor diesem, wohl bald aus dem Mund schäumenden Monster zu schützen. Das Katzenfutter liessen wir durch das Gitter gleiten und das Wasser, floss via Spritzkanne in das Geschirr. Wochen vergingen und kein Schäumen war zu sehen. Auf Geheiss des Doktors durften wir den armen Kater wieder frei lassen. Trotz Tabletten keine Besserung und der Doktor kam ein weiteres Mal vorbei. Während der Untersuchung schüttelte sich das Tier wie ein nasser Hund und siehe da, etwas fiel zu Boden. Beim betrachten dieses Teilchens erkannte der Arzt, dass es sich um ein Schrotteil handelte. Wir waren entsetzt, jemand hatte mit einer Schrotflinte auf unser „Büsi“ geschossen. Das Schrot das er in sich trug, wanderte durch seinen Körper und trat durch die Mundhöhle aus, darum sein Eiter spucken. Der arme Kater! Mein Vater erlöste ihn dann von seinem leiden und erschoss ihn. Als mein Vater mit „Jauli“ den Bach entlang ging um die Tat zu vollbringen, heulten meine Mutter und ich im Ehebett um unseren geliebten Tiger. Heute frage ich mich, warum hatte man ihn nicht eingeschläfert?!

Mein Vater brachte eines Abends ein Katzenbaby mit nach Hause, zu später Zeit und in seiner Brusttasche getragen. Meine Mutter schimpfte mit ihm und sagte, dass dieses kleine Geschöpf noch viel zu klein sei und ohne seine Katzenmutter bei uns nicht überleben werde. Aus einem Deckel von einer Mineralflasche, liess ich das Kätzchen Kuhmilch trinken. Es funktionierte und die Chance, dass sie überleben würde stand somit gut! Sie hatte zwei ungleiche Augenfarben, ein blaues und ein grünes. Sie wuchs zu einer der besten Katzen heran, die wir je hatten, ausser „Jauli“ natürlich. Sie gebar uns viele junge Kätzchen und ich war meist bei den Geburten dabei. Einmal musste ich einem frisch Geborenen helfen, weil „Hexli“, so nannten wir die Mutterkatze, nicht fähig war, das Junge aus seiner Geburtshaut zu befreien. Einst, sah ich zu, wie eine unserer Katzen eine Maus fangen wollte und ihr diese immer wieder entwischte. Ich wollte ihr helfen, packte die Maus am Genick und hob sie hoch, so wie ich es von den jungen Kätzchen gewohnt war. Doch die Maus drehte ihren Kopf um 180 Grad und biss mich in den Zeigefinger. Zuvor dachte ich mir noch, ob ich sie eventuell am Schwänzchen packen sollte, doch ich stellte mir vor, dass sie sich hochziehen könnte und mich beissen würde, na ja, dass hat sie ja auch mit meiner Technik, man lernt nie aus. Aus heutiger Sicht weiss ich natürlich, dass die Katze nur mit dem Mäuschen spielen wollte und meine Hilfe keinesfalls gebrauchte. Wenn wir schon beim Thema Mäuse sind, meine Urgrossmutter, stellte in ihrem Estrich auf dem Dachgebälk Kernseifen auf. Die Mäuse knabberten diese fleissig an und so sahen die Seifenstücke wie kunstvolle Skulpturen aus. Bei uns zu Hause konnten wir einmal während des Fernsehschauens beobachten, wie eine Maus an der Wohnwand entlang lief.

Philip brachte eines Tages von seinem Kollegen Jan eine riesige, noch junge Rassenkatze mit. Leider harmonisierte es zwischen dieser und den unsrigen überhaupt nicht und so gab er sie wieder zurück. Opa schenkte uns eine Schildkröte. Sie hiess „Charlie“, doch die Faszination hielt nicht lange an, weil man mit einer Schildkröte nicht viel unternehmen kann. Unser Hund „Rex“ drehte sie gerne immer wieder Mal auf den Rücken, mithilfe seiner Schnauze. Ab und zu liessen wir „Charlie“ in der Wiese umherlaufen und auch „Rex“ tollte dort herum und beim Spurten verletzte der Hund unabsichtlich mit seiner Kralle den Panzer von „Charlie“. Er blutete an seinem Hinterteil, das arme Tier. Mein Vater wollte dann Charlie im Bach ersäufen. Er hielt ihn minutenlang unter Wasser, doch die Schildkröte wollte nicht ertrinken. Ich weiss nur noch, als „Charlie“ dann doch noch starb, vergrub ihn mein Vater in der schon geöffneten Grube für die Platte des Blitzableiters. Jedes Mal, wenn es im Sommer blitzte und donnerte, dachte ich an den armen „Charlie“, der da lag und brutzelte.

Die Zeit in dem Einfamilienhaus genoss ich schon sehr, vor allem die Natur rundherum. Ich ging oft in den Wald, dem Wanderweg entlang über kleine Brücken, Treppen hoch und runter, es war einfach wunderbar, so menschenleer. Oberhalb des Waldes befand sich ein Reservoir, das oft mein Ziel war. Das Bächlein hinter unserem Haus floss in Form einer Schlaufe am Grundstück vorbei und so entstand ein natürliches Inselchen auf unserer Seite. Dort baute mein grosser Bruder und ich eine kleine Holzhütte. Auf der anderen Seite des Baches stand ein kleiner Hühnerstall und weil er abgeschlossen war, zwängte ich mich durch eine winzig kleine Falltür, die sich unter dem Häuschen befand hinein, nach oben. Später erfuhr ich, dass sie früher durch das Loch den Hühnermist hinunter stiessen. Im Hotel Sonne gab es auch viele Räume zu entdecken. In einem kleinen Saal stand ein „Fussballkasten“ mit dem ich oft gegen Philip spielte und einmal gegen Cousin und Cousine. Oma zeigte mir einen ganz bestimmten Raum, in welchem sie viele Spielsachen von ihren Kindern aufbewahrte, darunter ein Schlagzeug. Dieser Raum liess mich nicht mehr los und eines Tages, als meine Grosseltern in die Ferien fuhren und das Hotel geschlossen war, stieg ich unerlaubt über das Dach durch ein offenes Fenster ein. Mich erwischte fast ein Maler, der dort arbeitete und ich konnte gerade noch abhauen.

Wie erwähnt, hatte mir Opa sein altes Klavier geschenkt. Oma finanzierte die Klavierstunden. Ich mochte am Liebsten Lieder spielen, die nicht jeder konnte, doch die Stücke die ich dort lernen musste motivierten mich nicht sonderlich und so erfand ich doch viel lieber meine eigenen Stücke. Immer spontan und immer wieder anders und neu. Nach drei Jahren Unterricht, so glaube ich, starb die Lehrerin oder so. Ersatz kam nicht und mein Talent war nun durch den fehlenden Unterricht unterdrückt. Und sowieso, meine Mutter hatte mein Klavier verbrannt, in unserer Heizung. Ich war entrüstet! Wie konnte sie mir das antun! Warum tat sie das? Der Grund, wir hatten kein Geld für Heizöl und darum verbrannte sie so einiges, was aus Holz bestand. Mein Klavier? In ihren Augen entbehrlich. Damit war meine Musikkarriere wohl endgültig beendet. Dafür malte meine Mutter jene Instrumente auf die Wand neben der Holztreppe, nachdem Philip die Wand verkotzte. Eine Gitarre, eine Flöte und eine Mundharmonika, die an ein Klavier erinnerte. Doch bevor sie so Allerlei verbrannte, saugte sie mit dem Staubsauger, das noch wenige Öl des einen Tanks, in den anderen. Der Staubsauger machte dies jedoch nicht lange mit, obwohl es auch ein „Nasssauger“ war.

In den Schulferien besuchte mich ab und zu meine Schulfreundin Susanne. Im Winter rutschten wir jeweils mit unseren Brettern den Hang hinunter, denn gleich neben unserem Haus stand Opas Pony-Skilift. Das machte echt Spass. Einmal sah ich, wie sich ein kleines Mädchen ihr Bein brach, nur weil ihre Grosseltern, im Camping beherbergt, unbedingt wollten, dass ihr Enkelkind Ski lernte. Der Opa rief ihr unten am Hügelchen zu: „Fahr endlich!“ Das Mädchen, durch Angst völlig verkrampft, unterzog sich dem psychischen Druck und stiess mit den Skistöcken leicht ab, fuhr drei bis vier Meter, flog in Zeitlupentempo in den Schnee und heulte. Ihr Grossvater lief hoch und schaute was da war. Das Mädchen blieb eisern liegen und ihr Grossvater wollte ihr beim schmerzenden Bein den Skischuh ausziehen. Mein Opa kam hinzu und intervenierte energisch, erklärte mit aller Deutlichkeit, dass man nie am Unfallort den Skischuh entfernen dürfe. Er holte einen Schnee-Bob und eilte mit dem Mädchen zum Arzt. Ich erfuhr, was sich schon vor Ort bestätigte, dass sie ihr Bein gebrochen hatte. Meine Mutter wusste, wenn Susanne in die Ferien kam, brauchten wir viel, viel mehr zu trinken „Harrassweise“. Weil meine Freundin bei sich zu Hause einzig Milch, Tee und im Herbst Apfelsaft genoss, waren „Coca Cola“, „Orangina“, „Rivella“, „Grapefruit“ und so weiter, eine geliebte Abwechslung. Mit Susanne erlebte ich so einiges. Nachdem wir die Fernsehsendung „Akte XY“ gebildschirmt hatten. Getraute sie sich nicht mehr nach Hause. Meine Mutter und ich begleiteten sie ein grosses Stück. Ein andermal wollten wir in einen Wohnwagen einbrechen, der zum Überwintern in der „Sonne“ eingestellt wurde. Der Grund dafür war, dass es immer tolle Sachen darin gab, wie Spiele zum Beispiel. Wir versuchten es schliesslich über die Dachluke, doch ich konnte diese nicht aushängen und so blieb die Öffnung zu klein um einsteigen zu können. Wir waren so frustriert, dass ich auf die Idee kam, ich könnte eine Flüssigkeit die in der Nähe in einem weissen grossen Behälter war, einfach durch die Luke in den Wohnwagen leeren. Keine Ahnung was das für ein Mittel war. Gesagt, getan und als wir uns dann davon machten, sagte ich beim Abschied noch zu Susanne: „Stell dir vor, wenn das nun Benzin war und der Mann heute zu seinem Wohnwagen kommt, ihn öffnet, mit einer Zigarre oder Zigarette im Mund, dann explodiert das Ganze!“ Susanne überfiel solche Angst, dass sie sich nicht mehr nach Hause getraute. Das schlechte Gewissen plagte sie. Ich musste sie wieder beruhigen. Diese Tat blieb nicht unbemerkt. An einem Sonntag nahm mein Vater meine Turnschuhe mit, um die Fussspuren, die auf dem Wohnwagendach wegen der Flüssigkeit entstanden zu vergleichen. Meine Mutter war entsetzt, dass er mich überhaupt verdächtigte. Mir wurde natürlich mulmig und ich erwartete das Schlimmste. Doch er konnte mit meinen Turnschuhen nichts anfangen und so blieben die Täter im Dunkeln. Monate später wurde es einem Teenager angehängt, der zu den Campern gehörte. Ich hatte kein schlechtes Gewissen deswegen, weil der Junge wirklich krank war, band er im Bächlein an Schnüren vier Forellen um den Bauch an, die dann qualvoll starben. Er wurde dann mitsamt seinen Eltern vom Campingplatz verwiesen.

Wenn ich Susanne besuchte, kam ich meistens mit einer Schramme nach Hause. Auf einer Weide flohen wir vor einem Stier und schafften es gerade noch, indem wir den „Fitzdraht“ gerade noch erreichten und uns unten durch retteten. Hannelore war Susanne`s grössere Schwester, mit der ich mich auch sehr gut verstand. Ihr gehörte ein Pony. Sie wollte unbedingt, dass ich auch auf ihm reite. Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen, denn man setzte mich schon vor Jahren auf ein riesiges Pferd, als ich Ferien bei Emma`s Bruder verbrachte und führte mich umher, gegen meinen Willen. Ich liess mich überreden und sass auf. Das Pony war so fett, sodass ich glaubte einen Spagat machen zu müssen. Es wollte nicht gehen und bockte wie ein Esel. Ich hatte Angst heruntergeworfen zu werden, auf die Strasse. Dazu kam es Gott sei Dank nicht. Ich habe bis heute keine Freude an den grossen vierbeinigen Tieren.

Grüwig das Buch

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