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Die erste Kriegswoche in der Ostsee.

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Prinz-Heinrich musste in den ersten Tagen nach der Kriegserklärung Englands alle verfügbaren Streitkräfte in der westlichen Ostsee zusammenhalten, bis das Verhalten der englischen Flotte besser zu übersehen war. Die hierdurch bedingte völlige Entblößung der gesamten mittleren und östlichen Ostsee von schwimmenden Streitkräften musste deshalb mit in Kauf genommen werden. Nur ein ganz schwacher Vorpostendienst durch ältere Torpedoboote war an den engen Durchfahrtstellen westlich der Insel Rügen möglich.

Am 4. August erfolgte hier der erste Schiffsverlust in der Ostsee. Das Torpedoboot „S 143“ sank bei Gjedser nach einer Kesselexplosion bei einem Verlust von 20 Toten.

Mit äußerster Anstrengung der Kaiserlichen Werften Kiel und Danzig erfolgte die Indienststellung aller alten außer Dienst gestellten Kriegsschiffe, die zum weitaus größten Teil auf der Kaiserlichen Werft Kiel lagen. Fast alle Schiffe kamen weit früher in Dienst und Fahrbereitschaft, als planmäßig vorgesehen war. Eine wesentliche Unterstützung der Werft leisteten die Reservemannschaften, die in der ersten Kriegsbegeisterung zu vielen Tausenden weit früher zur Fahne eilten, als sie mobilmachungsgemäß beordert worden waren.

Es war eine wahre Freude mit anzusehen, mit welchem Eifer Reservisten und Seewehrleute ihre Schiffe vor die Ausrüstungsplätze und Kohlenlager verhalten, um diese so schnell als möglich auszurüsten und zu bekohlen.

Viele Reservisten waren durch ihren Stammarineteil wohl auf ein Schiff ihrer Klasse, nicht aber auf das spezielle Schiff kommandiert worden, auf dem sie ihre drei Jahre treu gedient hatten. Dann traten sie oft mit Bitten an mich als Adjutant des Oberwerftdirektors heran, wie: „Herr Kapitänleutnant, was habe ich mit ‚Kaiser Wilhelm II‘, zu tun? Ich weiß doch mit ‚Kaiser Karl dem Großen‘ viel besser Bescheid.“ Wenn es irgend ging, erfüllte ich derartige Wünsche der braven Leute natürlich gerne. Besonders freudig strahlten dann ihre Augen, wenn sie es hatten durchsetzen können, wieder auf ihr altes Schiff zu kommen, mit dem sie so viele Erinnerungen verbanden.

Die neu in Dienst gestellten Reserveschiffe brauchten natürlich einige Wochen zur Erledigung von Fahr- und Schießübungen, sowie einer beschleunigten Gefechtsausbildung. Für kriegerische Unternehmungen gegen den Feind kamen sie zunächst noch nicht in Frage. Sie unterstanden zum allergrößten Teil bereits dem Kommando der Hochseestreitkräfte der Nordsee. Prinz Heinrich konnte also nicht über sie verfügen.

Wir wissen aber heute, dass die Russen schon infolge des Bekanntwerdens des Aufenthaltes dieser der Zahl nach nicht unbeträchtlichen Streitkräfte in der Ostsee vor jeder Unternehmung gegen unsere Küste abgeschreckt wurden. Bei Schaffung der dem Prinzen Heinrich übertragenen Kommandostelle des „Oberbefehlshabers der Ostsee“ (OdO) war festgelegt worden, dass er zu erforderlich erscheinenden Unternehmungen die zeitweise Überlassung von Teilen der Hochseestreitkräfte beantragen konnte. Wie sehr Prinz Heinrich den offensiven Ansatz gegen die russische Ostseeflotte vertrat, geht daraus hervor, dass er schon am ersten Mobilmachungstag die Überlassung des in Kiel in der Ausrüstung liegenden IV. Geschwaders und des als „Artillerie-Versuchsschiff“ in Dienst befindlichen Panzerkreuzers „Blücher“ erbat. Er versprach sich schon durch den Einsatz dieser älteren Schiffe einen wesentlichen Erfolg gegen die russische Flotte. Der Chef des Admiralstabes lehnte diesen Antrag jedoch ab, da seiner Ansicht nach auch alle Reserveschiffe so schnell als möglich dringend in der Nordsee bedurft wurden.

Krieg in der Ostsee

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