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4 Marga Bührigs Weg in die Frauenbewegung

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Marga Bührig wurde 1915 in Berlin geboren und wuchs ab ihrem 10. Lebensjahr im schweizerischen Chur auf.19 Sie studierte in Zürich, Bern und Berlin Germanistik und neuere Geschichte und schloss ihr Studium mit einer Promotion ab. In ihrer Studienzeit entwickelte sie eine persönliche Frömmigkeit. Sie kam in Kontakt mit Frauen- und Mädchenbibelkreisen und fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben in einer Gemeinschaft aufgehoben. Bührig begann, sich in der Laiinnen- und Laienbewegung zu engagieren und entschloss sich zu einem Zweitstudium in Theologie. 1945 gründete sie in Zürich ein evangelisches Studentinnenhaus, wo sie über zehn Jahre lang mit Else Kähler zusammenlebte. Bührig beschreibt die Beziehung zu Kähler als so lebensbestimmend wie eine Ehe. Ihre Beziehung habe viel »Phantasie und Risikofreudigkeit«20 gebraucht, weil es eine für die damalige Gesellschaft ungewohnte, wenn nicht gar verdächtige Beziehungsform gewesen sei, ganz ohne Vorbilder.21

1945 trat Marga Bührig in die Frauenbewegung ein. In der Folge entstanden unter ihrer Initiative der Evangelische Frauenbund der Schweiz (EFS) sowie die Zeitschrift Die Evangelische Schweizerfrau, deren Chefredakteurin Bührig viele Jahre war. 1958 gestaltete sie bei der Zweiten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) zusammen mit anderen evangelischen, christ-katholischen und katholischen Frauen einen Gottesdienstraum. Dieses »Saffa-Kirchlein«, wie es von allen genannt wurde, hinterließ bei Bührig einen nachhaltigen Eindruck. Frauen verschiedener Konfessionen hatten mit dem Saffa-Kirchlein einen Raum geschaffen, in dem sich eine neue – eine ökumenische oder, wie sie es nannten, »interkonfessionelle« – Praxis Bahn brach.22 Hinter diese Erfahrung konnten die Frauen nicht mehr zurück, das ökumenische Mittagsgebet der Saffa wurde noch lange in verschiedenen Zürcher Kirchen gefeiert. Bührig trat dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) bei und nahm bis 1991 an allen Vollversammlungen teil. Dank der ökumenischen Bewegung war sie bis ins hohe Alter weltweit vernetzt. Von 1983 bis 1991 war sie als erste Schweizerin Präsidentin des ÖRK.

Das Studentinnenhaus und die Ereignisse im Saffa-Kirchlein bereiteten den Boden für die feministisch-theologische Arbeit, die Marga Bührig und Else Kähler ab 1959 gemeinsam im Evangelischen Tagungszentrum Boldern bei Zürich etablieren sollten. Sie leiteten den Arbeitsbereich »Die Frau in Kirche und Gesellschaft« und führten Tagungen wie »Die Frau in der Welt heute«, »Die Macht des Angebots im modernen Wirtschaftsleben«, oder »Denk- und Arbeitsweise der Frau« durch. 1971 wurde Bührig Leiterin des Tagungszentrums. Von nun an gab es regelmäßige Frauentagungen, auch Selbsterfahrungsgruppen wurden fester Bestandteil des Programms. Elisabeth Schüssler Fiorenza, Carter Heyward, Dorothee Sölle, Brigitte Weisshaupt, Luce Irigaray, Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch kamen teilweise wiederholt nach Boldern und das Tagungszentrum wurde langsam aber sicher zu einem Knotenpunkt der deutschsprachigen Frauenbewegung.23

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