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5 Bührigs Engagement für die Lesben- und Schwulenbewegung

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Ab 1974 organisierten Marga Bührig und Else Kähler zusammen mit der Homosexuellen Arbeitsgruppe Zürich (HAZ) Veranstaltungen zu Homosexualität. Diese »Lesben- und Schwulentagungen« auf Boldern sollten einerseits die Position der Homosexuellen im Kampf gegen die Diskriminierung stärken, andererseits überhaupt einen Raum für öffentlichen Austausch von Homo- und Heterosexuellen schaffen. Ihr Engagement zusammen mit Homosexuellen gipfelte für Marga Bührig 1978 in der Einladung in die Tele-Arena-Sendung des Schweizer Fernsehens.24 Die Sendungsaufnahme zeigt eine sich sichtlich unwohl fühlende Marga Bührig, die kaum zu Wort kommt. Umso vehementer widerlegt Else Kähler eloquent die Inanspruchnahme der Bibel gegen Homosexualität. Marga Bührig schreibt, dass sie mit dem Wort lesbisch stets Mühe gehabt habe. Es habe lange gedauert, bis sie verstanden habe, dass es bei einem Outing ja nicht unbedingt um Öffentlichkeit gehe, sondern um Solidarität mit einer Lebensform, die gesellschaftlich geächtet war. Erst im Zuge der Frauenbewegung und ihren Reisen in die USA begann sie sich öffentlich unter women identified women zu bewegen.25

1962 meldete sich Elsi Arnold, eine Lehrerin aus Basel, auf der Suche nach einer temporären Unterkunft bei Bührig und Kähler. Sie gewährten ihr Unterschlupf und »was nicht geplant und von niemand erwartet wurde, geschah«:26 Else und Marga öffneten sich für eine Dritte im Bunde. Jahrelang reiste Arnold jedes Wochenende nach Zürich, arbeitete an Tagungen mit und flog mit Marga Bührig und Else Kähler zweimal in die USA. Nach Kählers Pensionierung 1983 zogen die drei Frauen in ein Haus bei Basel. Dazu hielt Marga Bührig fest: »Wir sind feministischer geworden durch das Zusammenleben.«27

Gemeinsam mit anderen Frauen gründete Marga Bührig in den 1970er-Jahren auch die »Frauen für den Frieden«. Diesen Schritt beschrieb sie als persönliche Radikalisierung.28 Sie habe dadurch »schmerzhaft persönlich« die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft und die bestehenden Fronten in der Friedens-, Migrations- und Entwicklungspolitik erlebt. Trotzdem setzte sie sich bis zu ihrer Pensionierung 1981 für eine gesellschaftliche Öffnung der Kirche, für Gleichstellung, Frieden und soziale Gerechtigkeit ein. Sie verstarb am 13. Februar 2002 an ihrem Wohnort in Binningen, Else Kähler überlebte sie um neun Jahre. Die jüngste der drei, Elsi Arnold, lebte bis zu ihrem Tod im Juni 2020 in demselben Haus.

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