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1.2. Forschungsgeschichte

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Die Forschungsgeschichte hat – auch wenn der oben dargelegte statistische Befund anderes nahegelegt hätte – den Glauben zwar immer mit bedacht, aber doch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nie zentral behandelt. Er war der Christologie, der Ekklesiologie, den Sakramenten, der Rechtfertigungslehre, der Ethik u.a. unter- oder zugeordnet und führte kein rechtes Eigenleben.

Am Anfang der neueren Forschungsgeschichte steht Adolf Schlatters Werk Der Glaube im Neuen Testament. Eine Untersuchung zur neutestamentlichen Theologie, eine von der »Haager Gesellschaft zur Vertheidigung der christlichen Religion« gekrönte Preisschrift aus dem Jahr 1885. Dieses Werk erfuhr sechs Auflagen, Nachdrucke und |35|Übersetzungen. Die letzte Auflage wurde im Jahr 1982 mit einem umfangreichen Vorwort von Peter Stuhlmacher (V–XXIII) erneut gedruckt, was die Bedeutsamkeit dieses umfassenden Werks zum Thema nur unterstreicht. Schlatter beschreibt den Glauben als ein bußwilliges inneres Geschehen, als eine Reue, als Haltung des Menschen vor Gott: »Die Gründung der Gemeinde auf Glauben ist das Zeugnis Jesu für die Superiorität Gottes über den Menschen« (Schlatter 31905: 552).

Daneben ist Rudolf Bultmanns ThWNT-Artikel πιστεύω κτλ (»ich glaube«) aus dem Jahr 1959 zu nennen, in dem er – neben den Ausführungen in der Theologie des Neuen Testaments (Bultmann 1982) – seinen Ansatz der existentialen Interpretation darlegt (Bultmann 1959). An die Stelle der Reue in Schlatters Interpretation tritt nun in struktureller Fortführung von Schlatters Ansatz der Begriff der Entscheidung (Lührmann 1976: 55). Bultmann beschreibt in einer radikalen Individualisierung die Begegnung des einzelnen Menschen mit der Botschaft des Evangeliums, und er abstrahiert dabei von jeglicher Welt- und Heilsgeschichte. »Auch für Paulus, der den Begriff der πίστις (»Glaube«) in den Mittelpunkt der Theologie gestellt hat, ist πίστις nicht eine seelische Haltung des Menschen, sondern primär die Annahme des Kerygma, dh die Unterwerfung unter den von Gott beschlossenen und in Christus erschlossenen Heilsweg« (Bultmann 1959: 218).

Etliche Publikationen zum Thema verfassten Gerhard Barth und Dieter Lührmann. Sie fragten vor allem nach der Ableitung des Begriffs πίστις und kamen zu völlig divergierenden Ergebnissen. Während Lührmann zum Verständnis des Begriffs ausschließlich die jüdische Vorgeschichte heranzog, lenkte Barth den Blick auf die pagane griechisch-hellenistische und römische Literatur. Heute warnt man vor einseitigen Kontextualisierungen, da weder ein spezifischer noch ein einheitlicher Sprachgebrauch bei Paulus vorliegt. Schumacher konstatiert, dass »der Ausgangspunkt der sprachlichen Entwicklung die gängige griechische Wortbedeutung darstellt« (2012: 472). Gegenüber der traditions- oder begriffsgeschichtlichen Frage wendet sich das Interesse vielmehr auf die Beobachtung der jeweiligen Verwendungszusammenhänge, in denen oftmals eine Bedeutung kreiert wird, die einen neuen Aspekt hervorbringt (Schumacher 2012: 477). Einen recht umfassenden Überblick über die Forschungsgeschichte mit Schwerpunkt Paulus hat Schließer (2007: 7–78) verfasst. Neben traditions- und religionsgeschichtlichen, zuletzt eher sprachgeschichtlichen Fragen der Ableitung des urchristlichen Glaubensbegriffs vom Judentum oder Hellenismus stehen in der jüngeren Forschung vor allem |36|Einzeltexte (Röm 1,17; Gal 3,6/Röm 4,3; Joh 20,30f.; Hebr 11,1 u.a.) und Syntagmata wie πίστις Χριστοῦ (»Glaube Christi«) oder νόμος πίστεως (»Gesetz des Glaubens«) im Mittelpunkt.

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