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6. Pastoralbriefe

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Im Bereich der deuteropaulinischen Briefe belegen die Pastoralbriefe ein reflektiertes Glaubensverständnis, in dem sowohl ein Abstand zu Paulus als auch eine Anpassung an eine veränderte kirchliche Lebenswirklichkeit auffallen (umfassend und in sehr differenzierter Beschreibung: Mutschler 2010). Der häufige Gebrauch des Substantivs πίστις (»Glaube«) dominiert eindeutig (33 Belege) gegenüber dem Adjektiv (17 Belege) und wenigen Verwendungen des Verbs (6 Belege). In den Pastoralbriefen schlägt sich der Übergang von dem |54|existentiellen Vollzug des Glaubens zu einem Verständnis von πίστις nieder, für das ein klar beschreibbarer Glaubensgegenstand im Gegenüber zu davon abweichender Lehre kennzeichnend ist. Daher treten der Begriff der διδασκαλία (»Lehre«) und der Begriff πίστις an etlichen Stellen nebeneinander und interpretieren sich gegenseitig (1Tim 4,6; 2Tim 1,13; 3,10), wie überhaupt der Aspekt der rechten und gesunden Lehre in den Pastoralbriefen auf verschiedenen Ebenen wichtig wird (διδακτικός/»gelehrt«, διδασκαλία/»Lehre«, διδάσκειν/ »lehren«, διδαχή/»Lehre«).

Diese Konzentration auf einen lehrmäßig erfassten Glaubensinhalt erklärt sich teilweise durch den Gegensatz zu einer von der Sicht des Briefschreibers abweichenden Position, der sich bereits einige aus seiner Gemeinde angeschlossen haben (1Tim 1,6). Die Gegenposition, in der Literatur oft als Irrlehre angesprochen, vertritt nach seiner Sicht solche Einstellungen, die ›dem Ratschluss Gottes und dem Glauben‹ nicht dienen (1Tim 1,4). Dem stellt der Verfasser einleitend als Ziel oder Summe der Unterweisung die Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben gegenüber (1Tim 1,6). Im Fortgang der drei Briefe wird der Glaube oftmals explizit oder implizit aus seinem Gegensatz zur Irrlehre begriffen (1Tim 1,2.4.19; 2,7; 3,9.13; 4,1.6.16; 5,8; 6,10.12.21; 2 Tim 2,18; 3,8; 4,7; Tit 1,1.4.13; 2,2.10). Die inhaltliche Füllung des rechten Glaubens wird neben theologischen und christologischen Aussagen ganz wesentlich mit solchen Attributen vorgenommen, die eher aus dem Bereich der Tugendethik stammen: Liebe (1Tim 1,14; 2,15; 4,12; 6,11; 2Tim 1,13; 2,22; 3,10f.; Tit 2,2), gutes Gewissen (1Tim 1,5.19; 3,9), Besonnenheit (1Tim 2,9.15), Heiligung (1Tim 2,15), Reinheit (1Tim 4,12), Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Geduld, Sanftmut (1Tim 6,11). Wenn solcher Glaube vorhanden ist, dann schlägt sich dies in dem (guten) Gewissen als Bewusstsein der Übereinstimmung mit der Lehre nieder (1Tim 1,5.15.19; 3,9; 4,2). Es gehört zur Erfahrung des Verfassers, dass Abfall vom Glauben, so wie er ihn versteht, stattgefunden hat (1Tim 1,5f.; 4,1; 6,21), gerade in der Begegnung mit von seiner eigenen Position abweichenden Lehrern (1Tim 1,19; 2 Tim 2,18; 3,8; Tit 1,13).

Der Glaube, gefasst in der Gestalt einer Lehre, soll innerhalb der Gemeinde von verlässlichen Personen weitergegeben werden. Dies betrifft zunächst die Apostelschüler Timotheus und Titus. »Wenn du die Brüder dies lehrst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, erzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre« (1Tim 4,6; außerdem 2Tim 3,10). Daneben tritt die Familie als |55|generationenübergreifender Ort der Glaubensweitergabe in Blick (2Tim 1,5). Dies ist umso bedeutsamer, als die Pastoralbriefe das Haus und die Hausgemeinschaft als den Ort begreifen, in dem christliches Leben Gestalt findet (1Tim 3,4.5.12.15; 5,4.8.14.16; 6,1f.; 2Tim 4,19).

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