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Geleitwort Rebecca Palm

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Mit der Akademisierung der Pflege hat sich die Praxisentwicklung in vielen Einrichtungen des Gesundheitswesens in Deutschland in den letzten Jahren etabliert. Es wurden Abteilungen oder Stabsstellen geschaffen mit dem Bestreben, die Pflege in der eigenen Einrichtung qualitativ zu verbessern und die Lücke zwischen der Theorie und der Praxis zu schließen. Im Zentrum steht hierbei meist das allgemeine Ziel, pflegerisches Handeln stärker an der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz auszurichten. Es ist zu beobachten, dass der Verantwortungsbereich der Praxisentwicklung und das damit verbundene Kompetenzprofil der jeweiligen Stelleninhaber/-innen sich größtenteils zwischen den Einrichtungen unterscheiden, wie auch die organisatorischen Rahmenbedingungen. Die Aufgaben der Praxisentwicklung sind vielfältig und überschneiden sich nicht selten mit denen des Qualitätsmanagements oder der internen Fortbildungsabteilung. Eine einheitliche qualifikatorische Anforderung an die Praxisentwickler/-innen existiert ebenfalls nicht, sodass diese mit sehr unterschiedlichen fachlichen Voraussetzungen ihre Aufgaben wahrnehmen.

Die große Varianz in der Ausgestaltung der Praxisentwicklung stellt gleichermaßen eine Chance und eine Herausforderung für deren Weiterentwicklung dar. So geben die vielfältigen Ansätze, die in der Praxis heute gelebt werden, die Möglichkeit, voneinander zu lernen und ein differenziertes Portfolio an Methoden und Konzepten zu entwickeln. Es besteht jedoch auch die Herausforderung, ein gemeinsames Verständnis für eine fundierte und professionelle Handlungsbasis zu entwickeln. Gelingt dies nicht, droht die Praxisentwicklung ein inhaltsloser Sammelbegriff für sämtliche Aktivitäten zu werden, die die Pflege zu verändern versuchen. Fehlt das gemeinsame Verständnis, welche Ziele die Veränderungen verfolgen, muss Veränderung nicht immer gleichbedeutend mit Verbesserung sein.

Grundsätzlich bedarf es einer fundierten Auseinandersetzung mit den bestehenden Konzepten der Praxisentwicklung und seinen theoretischen Grundlagen, Prinzipien, Zielen und Methoden. In diesem Zusammenhang lohnt es, sich die Geschichte der Praxisentwicklung zu vergegenwärtigen und eine Standortbestimmung für Deutschland vorzunehmen. Die hierzulande nur in Ansätzen erfolgte theoretische Auseinandersetzung mit dem Konzept der Praxisentwicklung mag ein Grund für die große Heterogenität der Ausgestaltung dieser sein. Eine weitere Folge ist, dass bislang nur eine überschaubare Anzahl an Büchern und Aufsätzen zum Thema der Praxisentwicklung in der deutschen Sprache verfasst worden ist. Praxisentwickler/-innen konnten bislang in der deutschsprachigen Literatur nur auf wenige Quellen zurückgreifen, die Mehrzahl der internationalen Lehr- und Methodenbücher sind bis heute nicht übersetzt worden. Neben der theoretischen Grundlagenliteratur fehlt es in Deutschland ebenfalls an der wissenschaftlichen Veröffentlichung von Praxisentwicklungsprojekten und deren Evaluationen sowie an Arbeitsmaterialien zur praktischen Umsetzung der klassischen Methoden der Praxisentwicklung. Ohne die theoretische Aufarbeitung des praktischen Wissens und entsprechenden Publikationen kann sich die Praxisentwicklung in Deutschland jedoch kaum weiterentwickeln, da das vorhandene Wissen implizit bleibt.

Aus diesem Grund ist das vorliegende Buch ein wichtiger Meilenstein für die Praxisentwicklung in Deutschland. Es ermöglicht dem Leser, sich über bestehende Konzepte und Projekte der Praxisentwicklung einen Überblick zu verschaffen und damit in den so wichtigen Diskurs einzutreten, was Praxisentwicklung hierzulande bedeutet, wie sie gelebt wird und was mit ihr erreicht werden soll.

Prof. Dr. Rebecca Palm

Witten/Herdecke, im Dezember 2021

Praxisentwicklung und Akademisierung in der Pflege

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