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|34|Völker und Sprachen

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Ein 10.000 km langer Handelsweg quer durch Asien von China bis Europa berührt eine Vielzahl unterschiedlicher Völker und Kulturen. Wer heute die Route der Seidenstraße bereist, erlebt Menschen mit vielen Sprachen, unterschiedlicher Herkunft und mit vielerlei kultureller und religiöser Besonderheit. Die Buntheit und Vielgestaltigkeit der Welt wird am Weg der Seidenstraße nach wie vor deutlich.

Das war bereits in der Antike so, als die Seidenstraße von West nach Ost geprägt war vom Römischen Reich als westlichem Ausgangspunkt. Dessen östlicher Gegner vom Zweistromland bis Iran und Turkmenistan waren zunächst die Parther, später die persischen Sassaniden. Es folgten weiter östlich das Reich Baktrien, das Gebiet Sogdien und Choresmien. Im Gebiet der heutigen chinesischen Region Xinjiang und weiter nördlich im Altaigebirge gab es in unterschiedlichen Konstellationen die Saken, Yuezhi, Xiongnu und andere Volksgruppen; von Süden erreichten tibetische Stämme dieses Gebiet. Den östlichen Abschluss der antiken Seidenstraße bildete das chinesische Reich, das allerdings oft gespalten und von außerchinesischen Herrschern regiert wurde (etwa im Nordteil durch die tungusische Jin-Dynastie von 1125–1234).

In der chinesischen Blütezeit der Tang-Dynastie (618–907) veränderte sich das Bild. Nun standen dem Oströmischen Reich im Westen die großen muslimischen Reiche der Omayyaden und Abbasiden |35|gegenüber, deren Herrschaft zunehmend vom Mittelmeer bis Zentralasien ausgedehnt wurde. Neue Kräfte weiter im Osten waren die Turkvölker, die vom Altaigebirge aus weiter nach Westen drängten. China selbst dehnte seinen Einfluss auf das Tarimbecken (die heutige Provinz Xinjiang) aus.


Muslim, China


tibetische Pilgerin im Kloster Labrang, China


Student an einer Medrese in Kokand, Ferghanatal, Usbekistan

Von etwa 1200 bis 1350 waren die Mongolen die beherrschende Macht. Obwohl auch ihr Reich in verschiedene Khanate aufgeteilt wurde, beherrschte dieses nomadische Volk ein Gebiet von 19 Millionen km2, größer als das heutige Russland. Nur ganz im Westen konnten sich die muslimische Araber und die Turkvölker der Seldschuken und Osmanen halten.

Entsprechend der Völkervielfalt zeigt sich die sprachliche Situation. Bereits das Chinesische kennt zwar eine einheitliche Schrift, aber verschiedene Sprachen (neben dem offiziellen Mandarin auch Wu, Kantonesisch, Hakka, Min, Jin, Xiang und Kan). Südlich der Seidenstraßenroute gibt es die Familie der Sino-tibetischen Sprachen. Es schließen sich zum einen die unterschiedlichen Turksprachen an (Kasachisch, Kirgisisch, Turkmenisch, Aseri [im Gebiet Aserbeidschans], Türkisch), zum anderen die iranischen Sprachen (Farsi, Pashtu, Kurdisch, Ossetisch, Tadschikisch). Das vergleichsweise kleine Gebiet des Kaukasus kennt neben Armenisch und Georgisch und der Turksprache Aseri weitere 40 verschiedene Sprachen. Vom Irak bis zum Mittelmeer werden dagegen sich kaum unterscheidende Dialekte des Arabischen gesprochen. Kurzum – das Gebiet der Seidenstraße ist ein babylonisches Sprachengewirr.


kurdisches Mädchen, Achmanabad, Iran


Mullah in Ghom, Iran


junge Frau in Hama, Syrien

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Die Reiche der Seidenstraße: Antike − 200 v. − 200 n. Chr.

Die Welt der Seidenstraße

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