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|44|Die neue Seidenstraße

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Nach den wirtschaftlichen Reformen von Deng Xiaoping (1904–1997) wurde China zur beherrschenden Wirtschaftsmacht Asiens. Es steht weltweit auf dem zweiten Platz und wird voraussichtlich bald die USA überholen. Damit ist allerdings vom (vor Indien noch) bevölkerungsreichsten Land der Erde nur die Stellung zurückgewonnen, die das Reich der Mitte in der Zeit der alten Seidenstraße lange hatte, die aber durch die Abkapselung Chinas am Beginn der europäischen Neuzeit und durch die industrielle Revolution in Europa verloren ging. Das heutige China hat verständlicherweise ein vorrangiges Interesse daran, dass Handel und wirtschaftliche Beziehungen gesichert werden und weiter wachsen – damit aber auch sein politischer Einfluss nicht nur in Asien, sondern global.

In diesem Zusammenhang steht das Projekt »Die neue Seidenstraße« (Silk Road Projekt), das von China vor allem in Zentralasien verfolgt wird. 1996 wurde die Shanghai-Five-Gruppe gegründet, der China, Russland, Kasachstan, Kirgistan und Tadschikistan angehörten. Daraus ging 2001 die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit hervor, der zusätzlich zu den genannten fünf Ländern der Shanghai-Gruppe Usbekistan, Indien und Pakistan beitraten. 2011 wurde von 30 asiatischen Staaten die Initiative »Neue Seidenstraße« gegründet, die wie in historischen Zeiten Handelswege zwischen Ost und West fördern soll. Durch den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping und Premier Li Keqiang wurde das Projekt unter dem Namen »One Belt, one Road« (»Eine Verbindung [oder Gebiet], eine Straße«) propagiert und gefördert.


Die neue Seidenstraße – Eisenbahnverbindungen in Planung

|45|»One Belt, one Road« soll zum einen ein modernes Straßen- und Schienenetz zwischen Ost und West, zwischen China und Europa aufbauen, zum anderen aber auch ein zwei Kontinente umfassendes Staatennetz unter der Führung von China zusammenschließen. Es geht um Handel, aber – wie in den alten Zeiten der Seidenstraße – auch um Einfluss, Werte, Gedankenwelt und anderes mehr.

Was als mutige Idee erscheint, wird inzwischen systematisch von China ausgebaut. Das Land will so in der Zukunft die Führung im euroasiatischen Raum übernehmen und durch die neue Seidenstraße die entsprechenden Möglichkeiten dazu schaffen. Innerhalb Chinas ist in den letzten Jahren ein Hochgeschwindigkeits-Schienensystem gebaut worden, durch das die Entfernung Beijing – Shanghai (ca. 1200 km) von vierzehn auf vier Stunden reduziert wurde. Dieses Hochgeschwindigkeits-Bahnsystem bietet China inzwischen weltweit an und hat europäische und amerikanische Firmen auf dem Markt zurückgedrängt. So wurde nur wenige Tage nach Ende des iranischen Embargos in Teheran ein Vertrag mit China über den Bau einer solchen Schnellbahn zwischen Mashhad und Teheran unterzeichnet. Ähnliche Verträge gibt es mit Thailand (Weg nach Singapore) und für Nordindien.

Wie die transasiatische Eisenbahn vom Iran aus bis Europa weitergeführt wird, ist noch unklar und hängt von der politischen Entwicklung ab. Eine andere Idee ist der Bau einer Schnellbahn mit europäisch-chinesischer (nicht russischer) Spurbreite parallel zur bestehenden Transsib-Eisenbahn. Für ca. 2025 möchte China eine Zugverbindung geschaffen haben, die Europa und China in 48 Stunden verbindet – die neue Seidenstraße nicht mehr auf dem Kamel, sondern im Schnellzug.


Marco-Polo-Brücke im Westen von Beijing

Die Welt der Seidenstraße

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