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Vorwort zur 4. Auflage und Dank

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[9] Stationäre Settings stellen für Kinder und Jugendliche (bei gegebener Indikation auch zusammen mit ihren Eltern resp. einem Elternteil) einen Lebensort außerhalb der Herkunftsfamilie zur Verfügung, wo sie kurz-, mittel- oder langfristig eine entscheidende Zeit ihres Lebens verbringen. Der Alltag mit den darin enthaltenen Aktivitäten, die Begegnung mit Fachpersonen und anderen Kindern/Jugendlichen sowie die Wirkungen der Gruppe haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Lern- und Entwicklungschancen der dort lebenden Kinder und Jugendlichen, auf ihre Lebensqualität sowie auf ihr Wohlbefinden. Die Frage, wie dieser Alltag möglichst lern- und entwicklungsfördernd gestaltet werden kann, ist der Fokus dieses Manuals, das die Kompetenzorientierung als Methodik für stationäre Settings konkretisiert.

Dieses Manual ist das Ergebnis langjähriger Zusammenarbeit zwischen schweizerischen und niederländischen Fachpersonen der Kinder- und Jugendhilfe in Theorie und Praxis. PI Research, ein Institut für Innovation, Forschung, Beratung und Training im Bereich Jugendhilfe und Schule in Amsterdam, entwickelte in den 80er und 90er Jahren das Kompetenzmodell als Basis für die Methodikentwicklung in stationären Settings. Für den deutschsprachigen Raum wurde das innovative Potenzial des Kompetenzmodells von mir aufgenommen und mit meinen Erfahrungen in Ausbildung und Forschung verknüpft. Im anregenden Fachaustausch mit Kolleginnen und Kollegen in den Niederlanden und in der Schweiz konnte ich das Modell mit Hilfe niederländischer Quellen für den deutschsprachigen Kontext anpassen, erweitern und erproben (vgl. Cassée, 2019b).

Der 2009 in der vierzehnten Auflage und in dritter Überarbeitung erschienene Text von Wim Slot und Han Spanjaard mit dem Titel «Kompetenzerweiterung in der stationären Jugendhilfe» (Übersetzung des Titels durch die Verf.) hat wichtige Anregungen für dieses Manual beigesteuert. Das vorliegende Manual weicht jedoch in wesentlichen Teilen von der niederländischen Quelle ab, ist neu gegliedert, um Themen und theoretische Grundlagen erweitert und mit Literaturangaben für den deutschen Sprachraum versehen.

Ohne die Zusammenarbeit mit Praxisorganisationen in der deutschsprachigen Schweiz hätte dieses Manual in der vorliegenden und überarbeiteten vierten Auflage nicht entstehen können. Diese intensiven Praxiskontakte machten es möglich, die Methodik einerseits für die klientbezogene Arbeit zu erproben, andererseits aber auch die Organisations- und Teamprozesse kompetenzorientiert auszurichten. Aktuell wird die KOSS-Methodik in 18 Praxisorganisationen in der deutschen Schweiz in einem verbindlichen Kooperationsprozess umgesetzt und weiterentwickelt. Weitere Implementierungsprozesse sind angelaufen. Dank der verbindlichen Zusammenarbeit mit diesen Partnerorganisationen konnten die zentralen Inhalte der Methodik sowie die verfügbaren Instrumente auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden. Den verantwortlichen Leitungspersonen und den Mitarbeitenden danke ich für die anregende Zusammenarbeit.

Neuerungen in der vierten Auflage

Die in der dritten Auflage neu eingeführten Themen Bindung und Traumatisierung (Kap. 4.3) wurden für diese vierte Auflage nochmals geschärft. Kleine Anpassungen erfolgten für die Einleitung einer Platzierung: Das GVP-Verfahren (Gemeinsames Verstehen und Planen, Kap. 7.5.2) konnte dank gemachter [10] Erfahrungen angepasst werden. Neu eingeführt wurde im Kap. 7.9.2 die Arbeit mit «Mottozielen», die die Erarbeitung von Zielen emotional einbetten. Die Arbeit mit Eltern wurde in der vierten Auflage für die Diagnostik- und für die Interventionsphase präzisiert (Kap. 11). Die Multifamilienarbeit sowie das kompetenzorientierte Elterntraining, die aktuell im Rahmen eines Projektes erprobt werden, bilden neue Möglichkeiten für die Arbeit mit Eltern. Die Teile «Implementierung» sowie «Qualitätsentwicklung/Qualitätssicherung» wurden auf der Basis gemachter Erfahrungen leicht angepasst. Speziell wird die Bedeutung regelmässiger Evaluationen hervorgehoben.

Mit dem seit 2010 in Zürich ansässigen Institut kompetenzhoch3 sind die Voraussetzungen für eine nachhaltige Weiterentwicklung kompetenzorientierter Methodiken in der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen. Das Institut begleitet Praxisorganisationen bei der Implementierung, bietet Trainings und Coachings an und entwickelt weitere wirksame Angebote in der Kinder- und Jugendhilfe und für die Schule.

Dank

Ich danke meinen Teamkolleginnen und -kollegen im Institut für die vielen anregenden und produktiven Diskussionen. So konnte dieses Manual viele fachliche Impulse aus anderen kompetenzorientierten Methodiken integrieren. Speziellen Dank gebührt Donat Ruckstuhl, dem operativ verantwortlichen Leiter des Instituts, der mit seiner hartnäckigen Genauigkeit maßgeblich zum Ausbau des Instituts und zur Verankerung der Kompetenz- und Risikoorientierung in der Jugendstrafrechtspflege der deutschsprachigen Schweiz (ab 2019 auch in der Welschschweiz) beigetragen hat. Martina Rufer danke ich dafür, dass sie in ihrer Rolle als KOSS-Verantwortliche im Institut die Weiterentwicklung von KOSS mitgestaltet, zahlreiche Fachpersonen für die KOSS-Methodik qualifiziert und viele Praxisorganisationen in der Umsetzung der Methodik unterstützt hat. Sie hat zudem mit ihrem testpsychologischen Wissen die Integration von Testungen in der sozialpädagogischen Arbeit vorangetrieben. Die Testberichte des Instituts enthalten passgenaue Anregungen für die Interventionsgestaltung im Alltag einer Wohngruppe resp. in der Schule/in der Berufsausbildung. Mit der Anstellung einer Fachperson für den Forschungsbereich per 2020 wollen wir den Evaluationsthemen in allen Methodiken – also auch in KOSS – mehr Gewicht geben.

Der Haupt Verlag hat das neue Layout für diese vierte Auflage des KOSS-Manuals möglich gemacht sowie die Schlussredaktion übernommen. Für die gute Zusammenarbeit über so viele Jahre bin ich dem Verlag zu großem Dank verpflichtet.

Zürich/Brezzo di Bedero, Oktober 2019

Kitty Cassée

KOSS-Manual

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