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1. Der Mufti von Jerusalem 1.1Der familiäre Hintergrund Amin el-Husseinis

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Die Tatsache, daß Amin el-Husseini einer der führenden arabischen Familien Palästinas entstammte, die seit Generationen politischen Einfluß ausgeübt hatte, war ohne Zweifel von erheblicher Bedeutung. Denn dieser familiäre Hintergrund ebnete ihm im wesentlichen den Weg für seinen späteren Einstieg in die Politik und brachte von vornherein die Akzeptanz seitens eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung mit sich.

Als Großgrundbesitzer konnten sich diese Familien auf die Unterstützung der von ihnen abhängigen Landbevölkerung verlassen, auch wenn die Clans häufig sowohl mit- als auch untereinander zerstritten waren und unter der osmanischen Herrschaft einen ständigen Kampf um die zur Verfügung stehenden Machtstellungen führten. So berichtet Porath,1 daß bereits Anfang des 17. Jahrhunderts ein Mitglied des Husseini-Clans Mufti2 von Jerusalem wurde. Er hinterließ keine Söhne, so daß das Amt des Mufti nicht mehr in den Händen der Familie lag. Da jedoch seine Tochter mit dem Imam der Al-Aqsa-Moschee verheiratet war, durften ihre Nachfahren die sharifi-Abstammung3 und den Namen el-Husseini beibehalten. Inzwischen hatte ein anderer Zweig der Husseinis den Titel des naqib al-ashraf4 erworben, was zur Folge hatte, daß das Amt des Mufti nicht an die Familie zurückgegeben wurde, denn die osmanische Verwaltung nahm in der Regel davon Abstand, diese beiden überaus wichtigen Positionen an eine einheimische Familie zu vergeben. Diese Einschränkung der Macht der einzelnen Familien galt besonders in nicht-autonomen Gebieten wie Jerusalem. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die Husseinis das Amt des Mufti wieder erlangen.

Unter den Osmanen waren die Notabeln in Palästina sehr auf ihr eigenes Ansehen bedacht; jede amtliche Position trug in sich einen gewissen Stellenwert und deren Erwerb resultierte unweigerlich in Streitigkeiten und Ränkespielen unter den Kandidaten. Trotzdem wäre es falsch, die Bedeutung, die das Amt des Mufti von Jerusalem beinhaltete, überzubewerten, denn die Stadt war stets Istanbul unterstellt, und der Mufti übte lediglich Einfluß über die ulama5 in Jerusalem aus. Für die anderen Bezirke Palästinas war Beirut zuständig.

Diese Situation änderte sich schlagartig mit der Besetzung des Landes im Ersten Weltkrieg durch die Briten, die nun Jerusalem zum Regierungssitz und Ort des Obersten Gerichtes ernannten. Selbstverständlich gewann durch diese Maßnahme auch das Amt des Mufti von Jerusalem an Bedeutung. Der amtierende Mufti, Kamil el-Husseini, ein älterer Bruder Amins, zeigte sich den Briten gegenüber durchaus entgegenkommend und erhielt als Gegenleistung den bis dahin im Islam unbekannten Titel eines Großmufti (al-Mufti al-akbar) verliehen.6

Der Mufti von Jerusalem

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