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3.4Der persönliche Brief an Hitler

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In einem persönlichen Brief an Hitler, der Mitte Februar 1941 von Haddad übergeben wurde, schilderte der Mufti die arabische Bereitschaft, am Kampf gegen den gemeinsamen Feind, „das perfide Albion“, teilzunehmen. Er behauptete, daß die Araber in der Lage seien, Großbritanniens lebenswichtige Kommunikations- und Transportnetze im Nahen Osten zu bedrohen. Ferner bat er Hitler, es ihm nicht übelzunehmen, daß er ihm in „summarischer Form“ die Geschichte des arabischen Antagonismus gegen die Briten erläutere, denn er halte es für angebracht, auf die wesentlichen Gründe hierfür hinzuweisen. Er „habe hauptsächlich [darauf] Wert gelegt, hervorzuheben, daß die Ursachen ihre tiefen Wurzeln in ursprünglichen Interessen und lebenswichtigen Problemen haben und nicht in leichtfertigen Fragen mit oberflächlichen und vorübergehenden Wirkungen“. Der Mufti erwähnte weiter, daß die „wärmste Sympathie der arabischen Völker für Deutschland und die Achse“ eine von jeher bestehende Sache sei. Keine Propaganda könne diese Wahrheit ändern.

Des weiteren versicherte er Hitler, daß, befreit von gewissen materiellen Hindernissen, die arabischen Völker überall bereit seien, gegen den gemeinsamen Feind zu wirken und sich mit Enthusiasmus auf die Seite der Achse zu stellen, um die englisch-jüdische Koalition zu Fall zu bringen. Außerdem versäumte es el-Husseini nicht, darauf hinzuweisen, daß der arabische Nationalismus Hitler dafür Dankbarkeit schulde, daß er wiederholt in „widerhallenden Reden“ die palästinensische Frage aufgegriffen habe. Zum Schluß erwähnte er, daß er seinen Privatsekretär Haddad an die deutsche Regierung delegieren werde, damit dieser im Namen der „stärksten und weitverbreitesten arabischen Organisation“ und im Namen des Mufti die notwendigen Verhandlungen für eine aufrichtige und loyale Zusammenarbeit auf allen Gebieten einleite. Nach der Erfüllung gewisser Interessen „moralischer und materieller Art“ wären die Araber bereit, „ihr Blut in dem heiligen Kampf“ anzubieten. Hierbei handele es sich darum, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um gegenüber einem „perfiden und mächtigen Feind“ die Mittel und Schlagkraft gut zu kalkulieren, damit man den Kampf mit der größten Aussicht auf Erfolg beginnen könne. Derartige Maßnahmen seien unumgänglich, da England mit aller Gewalt gegen die arabischen Länder vorgehen werde, um ihre Verbindungswege, den Kontakt Indiens mit der Türkei und dem Mittelmeer sowie die britische Ausbeutung des arabischen Erdöls zu schützen.

Natürlich unterließ es der Mufti nicht, seinen Bericht mit anti-jüdischer Hetze zu schmücken. Die Juden, diese „gefährlichen Feinde, deren Geheimwaffen die Finanz, die Korruption und die Intrigen“ seien, hätten sich mit den Briten verbunden, um ihre Träume in Palästina und sogar in den benachbarten Ländern zu verwirklichen. Die palästinensische Frage habe alle Araber in einem gemeinsamen Haß gegen die Briten und die Juden vereinigt. Wenn man den Arabern helfe, die zionistischen Absichten zu vereiteln, würden insbesondere die amerikanischen Juden Großbritannien nicht mehr unterstützen, sondern sich vor der Katastrophe zurückziehen.31

Am 26. Februar wurde Haddad in Berlin von dem Leiter der Politischen Abteilung des AA, Ernst Woermann, empfangen. Er trug ihm die arabischen Wünsche nach einer neuen politischen Erklärung seitens der Achsenmächte, nach Waffenlieferungen und nach finanzieller Unterstützung vor. Der von Haddad überreichte Entwurf der Erklärung enthielt acht Punkte und unterschied sich in einigen Aspekten von dem Papier, das anläßlich seines ersten Besuchs überreicht worden war. Im wesentlichen ging es darum, daß Deutschland und Italien eine Erklärung über die völlige Unabhängigkeit eines künftigen großarabischen Reichs auf föderativer Grundlage abgeben sollten. Die bisherige Deklaration sei zu unbestimmt.32

Woermann berichtete in seiner Aufzeichnung vom 26. Februar, daß er Haddad zu den Wünschen für eine politische Erklärung gesagt habe, daß sie unter den gegenwärtigen Umständen auf Schwierigkeiten stoßen würden. Auf Haddads Frage, welche Punkte zu beanstanden seien, ließ Woermann sich nicht ein, sondern sagte, der Vorschlag werde weitergeprüft. Dies gelte ebenfalls für die Angelegenheit der Waffenlieferungen. Zur Frage der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen brachte Haddad erneut die bekannte These vor, daß dies „erst möglich sei, wenn der Irak“ von Deutschland „die gewünschte politische Erklärung erhalten habe und wenn die Frage der Unterstützung des Iraks im Falle des Krieges mit England geklärt sei“. In bezug auf eine finanzielle Unterstützung ließ Woermann durchblicken, daß sie der Mufti „unabhängig von der Unterstützung der Irakischen Regierung“ bekommen würde,33 zumal bereits am 4. Februar von Ribbentrop entschieden wurde, daß der Mufti Geld von Deutschland erhalten könnte, ohne daß Italien vorher davon verständigt werde.34

Am 11. März schrieb Staatssekretär von Weizsäcker an den Mufti, daß Hitler von seinen Ausführungen über den nationalen Kampf der Araber mit großem Interesse und großer Sympathie Kenntnis genommen und sich über die freundlichen Worte gefreut habe, die der Mufti im Namen des arabischen Nationalismus und im eigenen Namen an ihn gerichtet habe. Weizsäcker bestätigte, daß er ermächtigt sei, dem Mufti mitzuteilen: „Deutschland, das niemals arabische Gebiete in seinem Besitz gehabt hat, hat keine territorialen Ziele im arabischen Raume. Es ist der Ansicht, daß die Araber, ein altes Kulturvolk, das seine Geeignetheit zur Verwaltungstätigkeit und seine militärischen Tugenden bewiesen hat, durchaus in der Lage sind, sich selbst zu regieren. Deutschland erkennt daher die volle Unabhängigkeit der arabischen Staaten, oder wo sie noch nicht erreicht ist, den Anspruch darauf an, sie zu erringen.“35 Ferner brachte der Brief zum Ausdruck, daß Deutschland gern bereit sei, mit den Arabern freundschaftlich zusammenzuarbeiten und ihnen gegebenenfalls im Rahmen des Möglichen militärische und finanzielle Unterstützung zu gewähren. Außerdem sei Deutschland gewillt, den Arabern Kriegsmaterial zu liefern, sofern sich ein Weg zu dessen Beförderung finden lasse. Es werde darum gebeten, daß der Inhalt des Schreibens, der der italienischen Regierung bekannt sei, geheim gehalten werden solle.36

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