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1.6Der Teilungsplan und die Flucht des Mufti

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Als es der britischen Mandatsmacht immer deutlicher wurde, daß sie die Situation in Palästina nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte, schlug sie London vor, daß eine Royal Commission ernannt werden sollte, um die Palästinafrage eingehend zu untersuchen. Der Mufti versuchte nun, die anderen arabischen Länder in die Angelegenheit zu verwickeln, aber die Resonanz erwies sich als nicht besonders erwähnenswert, zumal diese Länder an keiner Konfrontation mit Großbritannien interessiert waren und auch hinsichtlich Palästinas ihre eigenen Ziele und Vorstellungen verfolgten.47 Schließlich blieb el-Husseini als Präsident des AHC nichts anderes übrig, als an die Rebellen zu appellieren, alle Gewalttätigkeiten einzustellen. Die Briten gewährten den Terrorbanden eine Woche Frist, sich aufzulösen.48

Am 11. November 1936 kam die Royal Commission unter dem Vorsitz von Earl Peel in Jerusalem an. Interne Schwierigkeiten innerhalb des AHC führten dazu, daß im Januar 1937 eine Entscheidung, die Kommission zu boykottieren, rückgängig gemacht wurde, und daher Gespräche mit dem Mufti stattfinden konnten. Das Urteil über die Person el-Husseinis als Mufti von Jerusalem und Präsident des AHC war äußerst kritisch. Es wurde bedauert, daß seitens der britischen Verwaltung nichts unternommen worden war, um die Macht des Mufti einzuschränken. Das AHC „stellte tatsächlich das Hauptquartier der arabischen nationalistischen Bewegung dar“.49

Am 7. Juli 1937 wurde der Bericht über Palästina (Palestine Royal Commission Report) veröffentlicht. Seine Hauptempfehlung lag in der Teilung des Landes in einen jüdischen Staat und eine Vereinigung des arabischen Gebiets (ca. 85% des Landes)50 mit Transjordanien. Abgesehen von der politischen Bedeutung der Empfehlungen der Royal Commission, lag das Ungewöhnliche an diesem Dokument darin, daß kein Versuch unternommen wurde, die Rolle des Mufti herunterzuspielen. Durch die Veröffentlichung wurde er dazu gezwungen, endlich Farbe zu bekennen. Für ihn hätte es wenig Zweck gehabt, den Briten weiterhin eine Kooperationsbereitschaft vorzutäuschen, zumal die vorgeschlagene Vereinigung Palästinas mit Transjordanien seine eigene Position äußerst geschwächt und die seines Feindes, Emir Abdallah, aufgewertet hätte.51 Aber auch die britische Verwaltung wurde im Report nicht verschont, und sie zog die Konsequenz daraus, daß sie härter durchzugreifen hätte.

Aus Gründen, die vorwiegend mit ihren internen Problemen und Ambitionen für Palästina zu tun hatten, reagierten die arabischen Länder außer Transjordanien unerwartet heftig auf den Teilungsplan,52 der in Palästina selbst zu einem Wiederaufflackern der Gewalttätigkeiten führte. Es wurde jetzt nicht mehr geleugnet, daß el-Husseini der Anstifter der Unruhen war.53 Ihm ging es nun darum, den Plan mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen; denn er wußte, daß die Durchführung des Planes seine Amtsenthebung mit sich bringen würde. Daß er das AHC als sein Sprachrohr benutzte, stimmte die Briten noch unversöhnlicher. Am 17. Juli 1937 entzog sich der Mufti seiner Verhaftung und suchte Zuflucht im Haram al-Sharif (dem inneren Moscheebezirk mit dem Felsendom und der alaqsa-Moschee), dessen Boden die Briten nicht zu entweihen wagten.54 Nach der Ermordung des Distriktkommissars für Galiläa, Lewis Yelland Andrews, am 26. September 1937 erklärten die Briten das AHC für illegal und enthoben den Mufti seiner Ämter. Im Oktober konnte er aus dem Haram al-Sharif entkommen und nach Libanon fliehen.55

Trotz all dem, was vorgefallen war, kamen die Tegart Papers zur folgenden Beurteilung des Mufti: „Haj Amin ist ein Mann von beträchtlichem persönlichem Charme. Er ist beinahe übervorsichtig und ist kein Mann großen physischen Mutes. Die schlimmste Kritik, die ihm seine Feinde vorwerfen können, ist, daß er sich mit Beratern und Helfern aus den niedrigeren Schichten umgibt. Im wesentlichen entspricht dies der Wahrheit, aber man kann nicht daraus schließen, daß er immer Ratschläge aus solchen Kreisen befolgt, und es gibt keine Zweifel darüber, daß er allgemein für den einzigen möglichen Führer der palästinensischen Araber gehalten wird. In dieser Position ist er sicher, solange es unter den Arabern tatsächlich eine Angst vor jüdischer Herrschaft gibt.“56 Dieser Stellungnahme kann entnommen werden, daß es den Briten langfristig nicht sinnvoll erschien, unbedingt jeden Kontakt zu el-Husseini abzubrechen. Sie rechneten offensichtlich damit, daß er eines Tages durchaus wieder eine Rolle in ihrer Palästina-Politik spielen könnte.

Der Mufti von Jerusalem

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