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Vorbemerkung

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Für diese Arbeit wurden Quellen sehr unterschiedlicher Natur genutzt. Wissenschaftliche Literatur, Berichte von Menschenrechtsorganisationen, Selbstdarstellungen der Kirchen, autobiographische Werke, Interviews und Gespräche von Journalisten mit Kirchenvertretern, öffentliche Stellungnahmen von Kirchenführern zu aktuellen Fragen, Artikel zur Situation von Christen in kirchlichen oder kirchennahen Zeitschriften. Zu vielen Fragen gehen die Auffassungen der unterschiedlichen Autoren sehr weit auseinander, ja stehen sich teilweise polemisch gegenüber. Dies gilt vor allem für den Nahostkonflikt, der das Verhältnis von Juden und Arabern (muslimischen wie christlichen) überschattet, und die Tragödie, die während des Ersten Weltkriegs über die Armenier und andere Christen Anatoliens kam. Die Tatsache, dass bestimmte Autoren und Werke zitiert oder im Literaturverzeichnis aufgeführt sind, heißt nicht, dass der Verfasser des vorliegenden Werks ihre Ansichten teilt. Das betrifft insbesondere die Frage, ob die Ereignisse des Ersten Weltkriegs in Anatolien als Völkermord einzustufen sind. Auch an Stellen, an denen im vorliegenden Werk der Begriff „Völkermord“ verwendet wird, bedeutet dies nicht, dass der Verfasser eine Einordnung als Genozid im Sinne des Völkerrechts vornehmen möchte. Dies ist nicht Aufgabe einer historischen Darstellung, sondern der Juristen. Auch eine wie auch immer geartete Kollektivschuld des türkischen oder kurdischen Volks soll hier nicht konstatiert werden. Wer die Darstellung aufmerksam liest und auch die Vorgeschichte betrachtet, wie sie in diesem Werk dargestellt ist, wird merken, welche komplexen Zusammenhänge zu den tragischen Ereignissen geführt haben. Das soll nicht heißen, dass es keine Schuldigen gibt oder gar, dass die Opfer für ihr Schicksal selbst verantwortlich sind. Als geschichtliche Einführung möchte das vorliegende Werk aber erklären. Über Schuld und Unschuld muss an anderer Stelle entschieden werden.

In diesem Werk werden immer wieder Begriffe aus verschiedenen orientalischen und europäischen Sprachen angeführt, die ein anderes als das lateinische Alphabet verwenden. Für das Arabische, das Persische und das osmanische Türkisch wird eine leicht variierte Form der Umschrift benutzt, die die Deutsche Morgenländische Gesellschaft empfiehlt. In einer daran angelehnten Form werden auch syro-aramäische und hebräische Begriffe transliteriert. Für das Armenische wird die Umschrift der Révue des Études Arméniennes angewandt. Für das Griechische wird versucht, den Lautstand des neuzeitlichen Griechisch so gut es geht zu beachten, die Schreibung des Griechischen aber möglichst transparent zu halten. Unterschiedliche zeitliche Sprachstufen (osmanisches Türkisch, modernes Türkisch) und regionale Ausprägungen (Ostund Westarmenisch, Ost- und Westsyrisch) oder die Verwendung von Wörtern arabischen Ursprungs im Persischen und Türkischen führen dazu, dass Wörter gleichen Ursprungs bisweilen nicht gleich geschrieben bzw. transliteriert werden. Für Begriffe, die auch im Deutschen oder anderen europäischen Sprachen üblich geworden sind, oder die in diesem Werk sehr häufig verwendet werden, wurde die bekannte bzw. eine vereinfachte Schreibweise verwendet (z.B. Scharia, Dschihad, Pascha). Bei vereinfachter Schreibung gilt, dass j für ğ (ausgesprochen: dsch) und th/dh für stimmloses/ stimmhaftes „TH“ (wie englisch thousand/the), s stets für stimmloses, z für stimmhaftes s (nicht für ts) steht.

Ortsnamen und Landschaftsbezeichnungen haben für die Bewohner eine hohe Bedeutung. Orte, die im Laufe der Zeit oder gleichzeitig von mehreren Völkern bzw. Sprachgruppen bewohnt wurden, tragen oft sehr unterschiedliche Namen (z.B. Konstantinopel, Istanbul). Je nach Kontext wird in diesem Werk die eine oder die andere Form des Namens verwendet, wobei die im Deutschen übliche Schreibweise benutzt wird (z.B. Smyrna statt griechisch Smyrnī, Izmir statt türkisch İzmir). Grundsätzlich werden geläufige Ortsnamen in der im Deutschen üblichen Form wiedergegeben (z.B. Kairo und nicht al-Qāhira, Jerusalem). Auch weniger bekannte Orte und Landschaften erscheinen hier in einer vereinfachten Schreibung, um das Schriftbild nicht unnötig zu belasten (z.B. Jabal Druze anstelle von Ğabal Durūz, ausgesprochen: Dschabal Drus).

Personennamen werden für die Neuzeit in der im deutschen Sprachraum bekannten Form wiedergegeben, nicht in wissenschaftlicher Transkription (z.B. Gamal Abdel Nasser statt Ğamāl ‘Abd al-Nāṣir). Auch die Personen selbst verwenden je nach Adressat unterschiedliche Formen ihres Namens (Buṭrus, Pierre, Pietro, Peter). Je nach europäischer Beeinflussung der Region werden zudem in der wissenschaftlichen Literatur und in Presseberichten unterschiedliche Schreibweisen desselben Lautes verwendet (z.B. Chamoun und Shim’un jeweils für den Laut sch). Hier wird die in zeitgenössischen Texten übliche Schreibung des Namens verwendet. Inkonsequenzen sind leider unvermeidlich. Für katholische Würdenträger wurde bis auf wenige Ausnahmen die Namensform des Annuario Pontificio, für orthodoxe die des Kirchenverzeichnisses Orthodoxia verwendet. Namen europäischer Herkunft werden in der üblichen Form geschrieben, wobei für kirchliche Würdenträger der Kirchen byzantinischer Tradition in der Regel die griechische Form bevorzugt wird (z.B. Gregorios statt Gregorius). Nicht-europäische Eigennamen aus der vormodernen Zeit werden – sofern sie im deutschen Sprachraum nicht bereits allgemein bekannt sind – in wissenschaftlicher Transkription wiedergegeben.

Verwirrend mag schließlich die Bezeichnung der zahlreichen Kirchen und Konfessionen sein. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Eigen- und Fremdbezeichnungen dieser Kirchen immer wieder gewechselt. Manche waren in den Augen der einen pejorativ, in den Augen der anderen neutral. Manche haben ihre Wertigkeit verändert. So bezeichnete sich die Kirche des Ostens über Jahrhunderte selbst als „nestorianisch“. Erst im 19. Jahrhundert wurde diese Bezeichnung von ihren Anhängern mehr und mehr als abwertend und unzutreffend empfunden. Es setzte sich die Benennung „Assyrische Kirche“ und für die Gläubigen „Assyrer“ durch. Ähnliches gilt für die syrisch-orthodoxe Kirche, die nach ihrem Reorganisator Jakob Barradäus lange als „jabobitische Kirche“ bezeichnet wurde (und sich selbst auch so bezeichnet hat). In späteren Zeiten wurde die türkische Bezeichnung Suryani kadim, „Altsyrer“, üblich. Die Bezeichnung „syrisch-orthodoxe Kirche“ ist für die Zeit vor dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein Anachronismus. Angehörige der orthodoxen Kirche byzantinischer Tradition im Patriarchat von Antiochien ziehen heute die Bezeichnung „rum-orthodox“, von arabisch: Rūm, (Ost-)Rom, dem Namen „griechisch-orthodox“, der eine Verbindung zur griechischen Ethnie zu implizieren scheint, vor. Im vorliegenden Werk werden aus Gründen der Eindeutigkeit und bisweilen auch des Satzbaus die Bezeichnungen weitgehend unterschiedslos verwendet, wobei versucht wurde, allzu krasse Anachronismen zu vermeiden. Eine irgendwie geartete Wertung ist durch die Bezeichnung nicht intendiert.

Christen im Nahen Osten

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