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Schreibblockade

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Wolfgang Hohlbein unterteilt seine Geschichten in zwei Kategorien. Da sind einerseits Texte, die er schreibt, weil er damit Geld verdient. Selbstverständlich verdient er mit all seinen veröffentlichten Geschichten Geld, aber manche entstehen als Auftragsarbeiten in enger Absprache mit den Verlagen.

Die andere Kategorie der Hohlbein-Texte besteht aus Eingebungen. Da sind Storys, die kommen irgendwo her - das ist die berühmt berüchtigte Inspiration - und wollen einfach raus. Dann setzt sich Wolfgang Hohlbein hin und schreibt bis zu 16 Stunden am Tag. Und das mehrere Tage hintereinander. Das geht schnell und erreicht eine hohe Intensität. Und diese Heftigkeit, mit der die Phantasien Wolfgang Hohlbeins den Weg auf das Papier finden, merkt man manchmal den Texten an. Müßig zu sagen, dass viele große Werke der Literatur dank solcher Eruptionen entstanden sind: Jean Cocteaus “Kinder der Nacht” ebenso wie Jack Kerouacs “On the Road”. Literarisch und wirkungsgeschichtlich können Hohlbeins Romane natürlich nicht mit den oben genannten verglichen werden. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Wolfgang Hohlbein sich keine Pausen gönnt. Er hält nicht inne. Er erlaubt sich keine Zeit des Schweigens oder der Stille. Es scheint kaum Phasen in seinem Leben zu geben, in denen sich etwas aufstauen könnte. Wie auch? Wolfgang Hohlbeins “furor scribendi” ist von einer erstaunlichen Kontinuität. Dies ist für das Verständnis des Phänomens Hohlbein ein wichtiger Punkt. Wir sitzen am massiven Wohnzimmertisch im Hohlbein-Heim in Neuss. Ob es das nie gab? Einen writer’s-block? Eine Schreibblockade? Eine lange Auszeit?

Es könnte sie geben und es gab sie ansatzweise, gesteht Wolfgang Hohlbein ein. Am gefährlichsten sind Zeiten, in denen er alleine zu Hause ist. Wenn Heike Hohlbein auf Kur ist und die Kinder und Enkelkinder im Urlaub und keine Abgabetermine drohen – was ja ohnehin fast nie der Fall ist -, öffnet sich Wolfgang Hohlbein öfter als sonst ein Bier, reduziert den Kaffee- und erhöht den TV-Konsum. Dann kann es schon mal vorkommen, dass er einige Tage vor der Glotze versumpft. Er lässt sich einlullen von Filmen, die ihm normalerweise als Inspiration dienen. Es ist, als würde das Kraftwerk Hohlbein plötzlich stillstehen. Antriebsschwach, strom- und ziellos sitzt Wolfgang Hohlbein alleine zu Hause und die Produktion liegt lahm. Nach kurzer Zeit aber wird klar, dass dieser Zustand sich verschlimmert und unerwünscht ist. Wolfgang Hohlbein fühlt sich viel besser, wenn er etwas schafft, wenn er eine seiner eigenen Fantasiewelten zu Papier bringt. Das tut ihm gut, das macht ihn glücklich. Aktivität statt Passivität. Weil er das genau weiß, gibt es solche Durchhänger nur sehr selten.

Bemerkenswert ist, dass Wolfgang Hohlbein für seine umfangreichsten Bücher verhältnismäßig gesehen die wenigste Zeit braucht. Das heißt, je dicker der Roman, desto höher das Schreibtempo.

Das gilt beispielsweise für den Roman “Unterland”. Er geht auf eine Idee Heike Hohlbeins zurück. Wolfgang Hohlbein war damals nicht besonders angetan von dieser Vorstellung einer lokal genau definierten und historisch begründeten unterirdischen Zweitwelt. Aber seither war die Idee im Raum und konnte langsam heranreifen. Als der Ueberreuter Verlag wieder einen originellen Roman von ihm erwartete, erinnerte er sich an diese Idee, wonach alles sehr schnell ging. In weniger als drei Monaten schrieb Wolfgang Hohlbein über tausend Manuskriptseiten.

Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

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