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Schule des Heftchenschreibens

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Bemerkenswert sind die formalen und stilistischen Differenzen zwischen Heft und Buch, wie Wolfgang Hohlbein sie definiert. Er spricht von “Action-Heftschreibe”. Diese Heftprosa könne man ohne groß nachzudenken rasch durchlesen. Sie erfordere kaum Konzentration, sei pure Ablenkung für die Zugfahrt oder die Badewanne und könne auch nach längeren Unterbrechungen wieder aufgenommen werden, ohne dass etwas Essenzielles fehle, bestehe das meiste doch ohnehin nur aus Action.

Das Heftchenschreiben habe etwas Unprätentiöses. Geradlinig wird die Story durcherzählt ohne viele Metaphern oder Landschaftsschilderungen. Die Action-Szenen selbst sind verhältnismäßig knapp und können nicht so weit ausgreifen wie in seinen späteren Romanen.

Wolfgang Hohlbein schrieb in jener Zeit Heftchen-Geschichten nahezu im Akkord. In zwei bis sechs Tagen schaffte er eine Story. Sie erschienen vielfach unter Pseudonymen, weil sich das verkaufsfördernd auswirkte.

Wolfgang Hohlbein veröffentlichte Fantasy-, Science-Fiction- oder Horrorheftchen unter Namen wie Robert Craven oder Martin Hollburg. Pro Story gab es damals 1200 Mark ohne Gewinnbeteiligung. Falls also sehr viel mehr von den Geschichten verkauft wurden als geplant, konnte der Autor nicht davon profitieren. Was heute Gegenstand jedes Autorenvertrages ist, nämlich die Festlegung von prozentualen Gewinnstaffeln für den Autor, gab es damals für den Schnellschreiber Wolfgang Hohlbein nicht. Je höher die Verkaufszahlen heute, desto größer die Gewinnbeteiligung für den Autor. Aber damals war Wolfgang Hohlbein mit der Situation zufrieden, auch wenn sich einzelne Storys von ihm mehr als 100.000 Mal verkauften. Es handelte sich um ein regelmäßiges Einkommen, das er dringend für sich und seine Familie brauchte - sowohl begleitend zu seinen Festanstellungen als Nachtwächter und bei einer Neusser Speditionsfirma als auch danach, als er den schweren Schritt in die Unabhängigkeit wagte.

Das Heftchenschreiben war eine harte Schule, die Wolfgang Hohlbein nie vergessen hat. Denn er hat auch von ihr profitiert. Die Storys mussten schnell entwickelt und schnell geschrieben werden. Texte mussten aus ihm heraussprudeln, so wie sie es heute immer noch tun, nur geschieht das jetzt unter sehr viel angenehmeren Bedingungen.

Wolfgang Hohlbein: Leben und Werk

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