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Kapitel 21

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Rodica stand schon in der nächsten Nacht wieder auf. Sie war noch ein wenig wackelig auf den Beinen, aber, so sagte sie zu der besorgten Emese, sie könne am Tisch in der Küche sitzen und das Gemüse mit ihrer gesunden Hand schneiden.

Als sie Pastinaken zerkleinerte, damit Emese sie in einem Topf mit Brühe zu Suppe verarbeiten konnte, sprachen sie nicht über die Geschehnisse der vergangenen Nacht. Emese hatte ihren Teil gesagt und ging davon aus, dass sie recht behalten und Rodicas Verliebtheit sich erledigt hatte. Rodica hingegen hatte nicht vor, ihre Ziehmutter vom Gegenteil zu überzeugen. Sie liebte Maksim und würde zu ihm stehen.

Als sie mit den Pastinaken fertig war, erlaubte Emese ihr, sich den Rest der Nacht auszuruhen. Sie genoss es, frei zu haben, durch die Festung streifen zu können, wie sie wollte. Der Schnee war fast verschwunden und ein milder Wind wehte, eine erste Ahnung des nahenden Frühlings. Sie kletterte auf die Wehrmauer, wo Warin seinen Dienst tat.

Er stellte sich neben sie, als sie auf die düstere Kulisse des Gebirges blickte, in Gedanken bei Maksim, der eine Sitzung mit seinem Vater und zwei Fürsten hatte, die in dieser Nacht eingetroffen waren. »Das war ja ziemlich heftig«, brummte Warin. »Das Flittchen ist abgereist, den dunklen Göttern sei Dank. Geht es dir gut?«

Rodica nickte und schwieg einen Augenblick, bevor sie sagte: »Es hat mir gezeigt, wie schwer all das sein wird.«

»Hm«, machte der Vampir. »Tja, dann macht ihr euch keine Illusionen mehr. Das ist der erste Schritt, die Schwierigkeiten zu meistern.«

»Da magst du recht haben. Aber weißt du, was seltsam ist? Ich habe festgestellt, dass es mir gleich ist, was all die anderen zu unserer Liebe sagen. Mich kümmern nur die Dinge, die Maksim betreffen. Er ist unsterblich, ich werde alt und sterbe. Ich kann ihm keinen Erben schenken. Selbst wenn wir ein Kind haben sollten, würde es getötet werden. Das sind die Dinge, die mir im Kopf umhergeistern.«

»Nun, das sind auch die Dinge, über die ihr nachdenken solltet. Ob Emese, der Herr oder sonst wer einverstanden ist, das ist nicht wichtig. Das sagt meine Ella auch.« Er kratzte sich am Kopf. »Nun, dass Vampire länger leben als Menschen, das kannst du nicht ändern. Und falls ihr ein Kind haben solltet …. Gut, es wäre ein Ewiger. Aber das heißt nicht unbedingt, dass es getötet wird. Man könnte es dem Bund der Ewigen anvertrauen. Die haben ein Haus im Niemandsland, da, wo der Qanaxini-Fluss das Gebirge verlässt.« Er deutete mit dem Kopf zum See, aus dem ein Bach entsprang, der in einen zu den westlichen Grasländern führenden Fluss mündete.

»Es gibt einen Bund der Ewigen?«, fragte sie erstaunt. »Mit einem Haus im Niemandsland? Woher weißt du das?«

»Tja, Mädel. Ich war, bevor ich Wächter wurde, lange Zeit Jäger, habe die Festung mit Fleisch versorgt, da bin ich im Gebirge herumgekommen.« Warin grinste. »Glaubst du wirklich, du und der junge Herr seid die ersten mit diesen Problemen? Dann muss ich dich enttäuschen: Das gab es schon vor euch. Und es wird es auch nach euch noch geben.«

»Gab es das schon einmal hier auf der Festung?«, fragte Rodica begierig, sich stärker fühlend mit dem Wissen, dass sie nicht allein waren, dass es vielleicht genau zu diesem Zeitpunkt weitere Paare im Gebirge gab, denen es ähnlich erging.

Zu ihrer Überraschung schien Warin unangenehm berührt. »Ja«, sagte er zögernd, »das gab es schon.«

»Aber wer ...?«

Er sah sich kurz um und senkte die Stimme: »Aber versprich mir, dass du es nicht weitersagen wirst.«

»Versprochen.«

»Es war Emese. Als sie jung war, verliebte sie sich in einen Krieger. Er hieß Alvar.« Warin verzog das Gesicht. »Er kam kurz darauf in einer Schlacht um, aber Emese machte genau dieselben Erfahrungen wie du. Nun gut, bis auf das barbusige Flittchen.«

Emese! Rodica schüttelte verwundert den Kopf. »Deswegen ist sie so sehr gegen meine Verbindung mit Maksim. Sie will verhindern, dass ich Ähnliches erlebe.«

»Ja. Erst drei Winter nach Alvars Tod hat sie sich einen Mann genommen. Aber es fiel ihr schwer. Vazhas Geburt half ihr, ihr Schicksal und ihren Mann zu akzeptieren.«

Rodica hatte an Emeses Mann keine Erinnerungen. Er war kurz nach ihrer Ankunft auf der Festung beim Fischen im See ertrunken. »Danke, Warin. Das macht einiges klarer.« Sie zögerte. »Aber halt: Emese sagte etwas Ähnliches wie du. Das ›barbusige‹ Flittchen? Was ist da passiert zwischen Inam und Maksim? Mir sagte er nur, dass sie versucht hat, ihn zu verführen.«

Warin kicherte. »Ein paar der Zimmersklavinnen haben das mitbekommen, als sie den Flur vor dem Gemach des jungen Herrn putzten. So, wie es aussieht, wollte Inam den jungen Herrn verführen. Er kam in seinen Raum und da saß sie. Sie hat sich ausgezogen. Der junge Herr ist entsetzt in den Korridor geflohen und sie ging ihm nach, barbusig wie sie war. Na ja, dann kam Zelinkan um die Ecke. So kam eins zum anderen.«

Rodica starrte ihn ungläubig an. »Sie war … nackt … ich meine, sie hat ‒?«

»Ja.« Warins Grinsen wurde grimmig. »Sie hat tatsächlich geglaubt, dass der junge Herr sie zur Gefährtin will, wenn sie sich ihm halb nackt an den Hals wirft. Als Zelinkan dazwischenging, hat sie noch versucht, die Schuld auf den jungen Herrn zu schieben! Zita, eine der Zimmersklavinnen, sagt, sie habe behauptet, er hätte versucht, ihr Gewalt anzutun!«

»Was?!«

»Da ist Zelinkan richtig wütend geworden. Hinterher hat er ihr eine Standpauke gehalten, die man noch drei Gemächer weiter hörte. Und nachdem sie dich angefallen hat, hat er sie gezüchtigt, sagt Vazha.«

»Er hat sie geschlagen?«

»Tja, als sie abgereist ist, war ihr Gesicht verbunden.« Warin zuckte mit den Schultern. »Geschieht ihr ganz Recht, wenn du mich fragst.«

Unvergängliches Blut - Sammelband

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