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3 Menschenwürde bei Manetti

Ein anderes bedeutendes Paradigma einer Würdebegründung ist bei Giannozzo Manetti zu finden (geb. 5. Juni 1396 in Florenz; gest. 27. November 1459 in Neapel). Da er innerhalb seiner Abhandlung zur Würde des Menschen meist auf Autoritäten, insbesondere die Bibel, verweist, um seine Position zu begründen, ist diese Konzeption eher als theologische denn als philosophische zu bezeichnen. Er war ein vielseitiger Renaissancemensch (Field 1989, 66), der außer seinen intellektuellen Studien auch noch ein aktives praktisches Leben hatte, in dem er ebenso nach Universalität strebte.1 Trinkaus charakterisiert ihn durchaus treffend, wenn er schreibt: „His originality lay rather in his capacity to make a coherent synthesis of the Christian image of man and the new Renaissance experience and admiration of man asa doer and creator“ (1970, 231).

„Neben Aristoteles, von dessen Werken er alle ethischen, auch solche, die Aristoteles nur zugeschrieben wurden, übersetzte und kommentierte, hat es ihm, wie auch den Humanisten vor ihm seit Petrarka, vor allem die Sprachkunst eines Cicero angetan“ (Zorn 1939, 12). Diese Einflüsse werden in seinem in diesem Kapitel behandelten Hauptwerk zur Würde, „De Dignitate et Excellentia Hominis“, deutlich. An seinen Einflüssen, insbesondere Aristoteles, wird bereits ersichtlich, dass Manetti der naturalistisch-aufklärerischen Richtung der Renaissance nicht abgeneigt war, jedoch kommt nach Heinsoeth auch der anderen in der Renaissance bedeutenden Strömung, der christlich-scholastischen, in Manettis Denken eine wichtige Bedeutung zu. Zorn ist somit zuzustimmen, der Manetti „mit seinen philosophischen Gedanken mitten zwischen beiden Richtungen“ (1939, 84f) ansiedelt. In entscheidenden Aspekten setzt Manetti sich von der spätmittelalterlichen miseria hominis-Literatur, die alleine das menschliche Elend thematisiert, ab. Er ist diesbezüglich voll und ganz der dignitas-Literatur der Renaissance zuzuordnen, die „durch den Glauben an den absoluten Primat der ‚dignitas‘ gegenüber der ‚miseria hominis‘“ geprägt ist (Buck 1990, XIV).

Ein wichtiger Text der miseria hominis-Literatur wurde von Kardinal Lothar von Conti, später Papst Innocenz III., verfasst: „De miseria humanae conditionis“. Nachdem Manetti sich in seinem Hauptwerk gegen dessen Beschreibung der conditio humana starkmacht, entwickelt er im vierten Buch seines Traktates eine weiterführende Konzeption der Würde des Menschen (Buck 1990, XXII). In seinen Ausführungen greift er insbesondere auf Gedanken von Aristoteles und Cicero, den er antistoisch interpretiert2, zurück. Diese Deutung Ciceros trifft sicherlich nur auf das Werk „De finibus bonorum et malorum“ zu, jedoch nicht mehr auf das in dieser Abhandlung behandelte Werk „De Officiis“. Der große Einfluss von Aristoteles und dem antistoischen Cicero ist in Manettis „Dialogus Consolatorius“ vorzufinden, in dessen Mittelpunkt „die Rechtfertigung des Schmerzes als einer natürlichen Empfindung“ stand (Buck 1990, XVI), womit er der stoischen Forderung, gleichgültig bezüglich sinnlicher Empfindungen zu werden, widersprach. Allein schon, wenn man Manettis Grundhaltungen berücksichtigt, wird die immense Bedeutung der diesseitigen Welt deutlich. Diese Grundhaltung findet sich an vielen Stellen seiner Theorie wieder. Trinkaus stimme ich zu, wenn er schreibt: „It is an emphasis on human achievement and creativity in this world that gives his treatise on the dignity of man its importance“ (1970, 230). Nicht nur inhaltlich geht Manetti entscheidend über das Mittelalter hinaus, sondern auch formal, denn seine „Sprache ist nicht die trockene Schulsprache der Scholastik [… Manetti] sucht seine Sprache und seinen Sprachstil dem eines Cicero anzugleichen“ (Zorn 1939, 74).

Menschenwürde nach Nietzsche

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