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4 Menschenwürde bei Giovanni Pico della Mirandola

In der Zeitperiode zwischen Petrarca und Ficino wurde Platon höher geschätzt als zu jeder anderen Zeit, seit Justinian 529 A. D. die platonische Akademie in Athen hatte schließen lassen.1 Einer der bedeutendsten Neuplatoniker dieser Epoche war Giovanni Pico della Mirandola, mit dessen Würdekonzeption ich mich in diesem Abschnitt auseinandersetze (geb. 24. Februar 1463 in Mirandola bei Modena; gest. 17. November 1494 in der Nähe von Florenz). Zwischen 1479 und 1486 studierte Pico „Kirchenrecht, Philosophie und Sprachen“ (Klein 1984, 115) an den Universitäten Bologna, Ferrara, Padua, Paris und Florenz. Bereits 1485 „hatten Ficino und sogar Pico (aber vor ihnen auch andere wie Giannozzo Manetti) damit begonnen, sich bei der Abfassung philosophischer Werke auch des Italienischen zu bedienen“ (Garin 1990, 199). 1486 entstand in Florenz Picos erstes philosophisches Werk, der „Heptaplus“.2 Bekannt wurde Pico dadurch, dass er neunhundert Thesen bezüglich zentraler philosophischer und theologischer Fragen aufstellte und zahlreiche Gelehrte zur Disputation nach Rom einlud, die jedoch nie stattfand, da sie vom Papst untersagt wurde.3 Die Disputation wollte er mit der Rede „De hominis dignitate“ eröffnen, die im Zentrum dieser Abhandlung steht. Er war zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt. Sein Ziel war es, die Übereinstimmung von unterschiedlichen philosophischen und religiösen Weltanschauungen aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang greift er auf ganz unterschiedliche Quellen zurück: Pythagorismus, Platonismus, Hermetismus, Orphismus, jüdische Kabbala, arabische Philosophie, chaldäische Lehren und die abendländische Philosophie und Theologie. In vielen Punkten stimmt Pico mit dem „ihm so wesensverwandten Areopagiten Dionysios aus Athen“ (Liebert 1905, 66) überein. Auch habe die Seinsmetaphysik des Thomas von Aquin einen großen Einfluss auf Pico gehabt, betont Miller.4

In diesem Abschnitt wird Picos Konzept der Menschenwürde erörtert. Somit gehe ich primär auf Picos unter dem Titel „Über die Würde der Menschen“ später berühmt gewordene Rede ein, die jedoch „ihr Verfasser, Giovanni Pico della Mirandola, weder gehalten noch in Schriftform veröffentlicht“ (Von der Gönna 1997, 107) hat.

„Einen eigenen Titel hatte die Rede ursprünglich nicht. In der Editio princeps (Bologna: Benedictus Hectos, 1496) wird sie schlicht mit ‚Oratio‘ überschrieben, in der Inhaltsübersicht zu Beginn des Sammelbandes der ‚Opera‘, der sie enthält, wird sie als ‚Oratio quedam elegantissima‘ bezeichnet.“ (Von der Gönna 1997, 107f)

Den Titel, unter dem wir die Rede kennen, lesen wir zum ersten Mal in der Ausgabe von 1557:5

„Und doch lässt sich der Titel ‚De Hominis Dignitate‘, unter dem sie bekannt geworden ist, bereits auf die Editio princeps zurückführen. In einer gedruckten Marginalie zu Beginn des Textes findet sich das Stichwort ‚Hominas Dignitas‘, eine Wortverbindung, die im Text selbst nicht enthalten ist.“ (Von der Gönna 1997, 108)

Trotzdem ist die vorgetragene Position als eine Menschenwürde-Konzeption zu bezeichnen, da das Stichwort „Hominas Dignitas“ in einer Marginalie fällt, wodurch auch das letzte zuvor beschriebene Merkmal für den hier thematisierten Menschenwürde-Begriff erfüllt wird.

Gegliedert ist die Rede in zwei große Teile, wobei im ersten Teil ein allgemeines philosophisches Thema angekündigt wird und im zweiten Teil die Themen, die später diskutiert werden sollen, gerechtfertigt werden.6 Auf zwei Fixpunkte, die innerhalb Picos Philosophie stets zu berücksichtigen sind, soll bereits vor der eigentlichen Behandlung seiner Philosophie aufmerksam gemacht werden: „die Freiheit des Menschen zur ‚Selbstformung‘ gegen jeden astralen Determinismus; die Wahrheit, die die menschliche Vernunft erringt, wenn sie sich von der Suche nach der Erkenntnis der geheimen Ursachen leiten lässt“ (Toussaint 1999, 74).

Menschenwürde nach Nietzsche

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